Der Achtstundentag
und der 1. Mai als Kampftag
Die Forderung nach einem
achtstündigen Arbeitstag
Der Achtstundentag wurde
erstmals in den 1810er Jahren vom walisischen
Unternehmer und Sozialreformer Robert Owen
(1771–1858) als Forderungen formuliert. Von
ihm soll der Slogan „Acht Stunden arbeiten,
acht Stunden schlafen und acht Stunden Freizeit und
Erholung“ stammen. Mit dem wachsen der
Gewerkschaftsbewegung in Großbritannien in
den frühen 1830er Jahren begann auch der Kampf
für ein Ende der Kinderarbeit, für
Bildung von Kooperativen und für
Jobvermittlungsämter und für
Arbeitszeitverkürzung. Auch in den USA beganns
ich In den 1830er eine Arbeiterbewegung zu
organisieren. Der erste dokumentierte erfolgreiche
Streik für einen Achtstundentag wurde 1840 in
Wellington, in Neuseeland ausgetragen. Ein erster
Schritt in Großbritannien wurde mit dem Factory Act 1847, der die Arbeitszeit auf 10 Stunden
begrenzte vom 1. Mai 1848 gegangen, allerdings
wurde sie 1850 schon wieder auf 60 Stunden
angehoben. Die ersten Arbeiter, die ihre Forderung
nach einem Achtstundentag verbindlich durchsetzen
konnten, waren die Arbeiter des Londoner Gaswerks
1889. Den ersten offiziell eingeführten
Achtstundentag mit vollem Lohnausgleich gab es
allerdings erst 1856 in Australien. Um 1860 herum
waren in den USA zehn Arbeitsstunden pro Tag noch
Standard. 1868 beschlossen der US-Congress und
sechs weitere Staaten den Achtstundentag für
Arbeiter in Staatsdiensten. Pionier bei der
Einführung einer kürzeren Arbeitszeit war
der Automobilproduzent Henry Ford, der 1914 die
Arbeitszeit von neun auf acht Stunden reduzierte
und gleichzeitig den Mindestlohn mehr als
verdoppelte. In den gesamten Vereinigten Staaten
wurde der Achtstundentag aber erst 1938 Gesetz. In
Australien wurde der Achtstundentag bei vollem
Lohnausgleich erstmals am 21. April 1856
durchgesetzt.
1866 wurde auf dem Genfer
Kongress der Internationalen Arbeiter Assoziation
(IAA) die internationale gesetzliche
Einführung des Achtstundentages zur
allgemeinen Forderung der organisierten
Arbeiterbewegung der gesamten Welt erhoben. Die
Forderung wurde drei Jahre später, 1869 im
Eisenacher Programm der deutschen
Sozialdemokratischen Arbeiterpartei
übernommen. Allerdings schien wohl einigen
Sozialdemokraten diese Forderung zu utopisch, so
dass sie 1885 in einem Entwurf zum
Arbeiterschutzgesetz im Reichstag einen
Zehnstundentag für Arbeiter über 16 Jahre
forderten, da das noch internationaler Standard
war.
In Deutschland war die Degussa
(Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt) in
Frankfurt am Main auf unternehmerischer Seite
Vorreiter. Bereits 1884 garantierte sie einen
8-Stunden-Arbeitstag. In Großbritannien waren
es wenige Jahre später, 1889, die Beckton Gas
workers, die diesen Erfolg meldeten. Im gleichen
Jahr wurde iIn Österreich erstmals im Bergbau
Seegraben ein Achtstundentag vereinbart. Ab den
1890er Jahren war die Forderung nach einem
achtstündigen Arbeitstag in Deutschland
ständige Begleiterin der Agitation der
organisierten Arbeiterbewegung.
Gesetzlich verankert wurde der
Achtstundentag in Australien erstmals 1916 in New
South Wales mit dem Eight
Hours Act, mit dem die
wöchentliche Arbeitszeit von 60 auf
48 Stunden bei einer Sechstagewoche reduziert
wurde. In Deutschland ist der Achtstundentag seit
1918 gesetzlich vorgeschrieben. Allerdings war ab
1923 den Unternehmern auch ein Zehnstundentag
gestattet. Erst 1946 wurde mit der Direktive
Nr. 26 „Regelung der Arbeitszeit“
vom 26. Januar durch den Alliierten
Kontrollrat die offizielle Wiedereinführung
des Achtstundentages angeordnet. Da der Sonnabend
ein Regelarbeitstag war, hieß das also es gab
eine 48-Stunden-Woche. Ab 1956 begann der DGB eine
Kampagne zur Einführung der 5-Tage-Woche bzw.
40-Stunden-Woche ( „Samstags gehört Vati
mir“), was sich ab 1965 in Westdeutschland
durchsetzte. Der Kampf für eine
35-Stunden-Woche war ab 1990 teilweise erfolgreich,
wurde aber schon wenige Jahre später
relativiert. In Österreich wurde der
8-Stundenarbeitstag unter der Leitung des
Sozialpolitikers Ferdinand Hanusch
(1866–1923) als Provisorium für Fabriken
eingeführt und 1918 gesetzlich verankert.
Seitdem wurde die Arbeitszeit weiter reduziert, am
1. Februar 1959 von 48 auf
45 Stunden und ab 1969 bis 1975 schrittweise
auf 40 Stunden pro Woche. Ab 1985 gab es
einzelne Branchen, die auch 38 Stunden pro
Woche vereinbarten.[ Im Arbeitszeitgesetz (ArbZG) vom
6. Juni 1994 wurde der Achtstundentag mit
Einschränkungen gesetzlich festgeschrieben. In
§ 3 – Arbeitszeit der Arbeitnehmer
heißt es dazu: „Die
werktägliche Arbeitszeit der Arbeitnehmer darf
acht Stunden nicht überschreiten. Sie kann auf
bis zu zehn Stunden nur verlängert werden,
wenn innerhalb von sechs Kalendermonaten oder
innerhalb von 24 Wochen im Durchschnitt acht
Stunden werktäglich nicht überschritten
werden.“
Alle britischen Regierungen
haben sich bis heute stets geweigert, den
Achtstundentag gesetzlich festzuschreiben.
Der Erste Mai als
„Kampf“- und Feiertag
Während in deutschen
Landen im 18. und 19. Jahrhundert am 1. Mai der
Umzug der Kuhpächter stattfand, war in den USA
traditionell der moving
day, an dem häufig
Wechsel im Beruf oder Wohnort durchgeführt
wurden. Den Tag hatten am 1. Mai 1856
australische Arbeiter gewählt, um in einer
Massendemonstration den Achtstundentag zu fordern.
Das wiederum nahm Anfang 1886 die nordamerikanische
Arbeiterbewegung zum Anlass, um die gleiche
Forderung mit Massenstreiks und Demonstrationen zu
aktualisieren. Diese sogenannte „Heymarket
Affair“ endete mit über 30 Toten
aufgrund eines Bombenattentats und heftigen
Schusswechseln.
Auf dem Gründungskongress
der Zweiten Internationale 1889 wurde zum Gedenken
an die Opfer des Haymarket Riot der 1. Mai als
„Kampftag der Arbeiterbewegung“
ausgerufen. Am 1. Mai 1890 wurde zum ersten
Mal dieser „Protest- und Gedenktag“ mit
Massenstreiks und Massendemonstrationen in der
ganzen Welt begangen. Mit dem Ende der
„Sozialistengesetze“ konnte dies auch
in Deutschland entsprend gewürdigt swerden.
Der Versuch der Weimarer
Nationalversammlung 1919 den 1. Mai zum
gesetzlichen Feiertag zu bestimmen, scheiterte am
Widerstand der rechten Parten ebenso wie der USPD.
Die Nationalsozialisten nutzten die Gelegenheit um
sich symbolisch und agitatorisch einen Hauch von
Arbeiterkultur zu verleihen. Am 1933 wurde der
1. Mai zum gesetzlichen Feiertag. Das
Reichsgesetz vom 10. April 1933 benannte ihn als
„Tag der nationalen Arbeit“. Am 2. Mai
des gleichen Jahres wurden die Gewerkschaften in
Deutschland gleichgeschaltet, die
Gewerkschaftshäuser gestürmt und die
Vermögen beschlagnahmt. Eine Gesetzesnovelle
erklärte 1934 den 1. Mai zum „Nationalen
Feiertag des deutschen Volkes“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg
wurde der 1. Mai 1946 durch den Alliierten
Kontrollrat bestätigt. Maikundgebungen durften
jedoch nur eingeschränkt durchgeführt
werden.
Der 1. Mai wurde in der
BRD zum Gedenk- und Feiertag und in der DDR zum
„Internationaler Kampf- und Feiertag der
Werktätigen für Frieden und
Sozialismus“. Aufwändige Mai-Paraden mit
Waffenshow und verordneten Friedensgesängen.
Lieder zur Forderung des Acht
Stunden Arbeitstag
Lieder zur Forderung den 1.
Mai als Kampftag
Am Ersten Mai gehen Vater (Mailied)
Die Morgendämmrung
fällt und nun ist Mai( Weltmai) (Wanderschaft)
Es war wohl einst am Ersten
Mai (Maifeierlied)
Hell leuchtend
grüßt der Erste Mai (Lied auf den Ersten
Mai)
Heute ruhn die fleiß'gen
Hände (Heutr ruhn die fleiß'gen)
Im schönen Mai, im
jungen Mai (Am 1. Mai / Wacht am Rhein / Nach
August Geib
Maientag, wir heißen
dich willkommen (Maientag)
Seht, welch ein Tag (Erster
Mai 1953)
Wir, die wir die Faust am
Hebel (Kampfmai 1919)
Wir gehen durch die
Straßen (Erster Mai 1957)
Wir grüßen dich, du
Erster Mai (Mailied [1958])