Das Arbeiterliedarchiv Lancken
im e. V. Musik von unten
Als im Jahr 1987 der e. V. am
Musikwissenschaftlichen Institut von Dr. Werner
Hinze, Professor Vladimir Karbusicky, Professor
Peter Petersen und einigen an unterschiedlichen
Themen arbeitenden Personen (Volkskundler, Sozial-
und wirtschaftsgeschichtler, Soziologen und
Musikwissenschaftler) gegründet wurde, lagen
die zentralen Arbeitsgebiete in der Beobachtung der
jeweils aktuellen politischen Situation, der
Aufarbeitung des Nationalsozialismus und des
Kommunismus. Letzteres betraf besonders die
einseitige und tendenziöse Bearbeitung des
Arbeiterliedarchivs der DDR in Ostberlin und deren
Auswirkungen auf Westdeutschland. (siehe dazu die
Geschichte des e.V.)
Nach jetzt 32 Jahren
Vereinsarbeit und 29 Jahren WIedervereinigung
sollte man meinen, es hätte sich da einiges
zurechtgerückt, aber das Gegenteil ist der
Fall. Wir müssen auf der rechten Seite eine
erhöhte Aktivität und menschenverachtende
Aktionen und Lieder sehen und hören. Lange als
überholt eingestufte Vorstellungen kommen
wieder zu Tage. Ausländerhass und
Antiseminitismus haben erheblich zugenommen.
Und in der linken Szene (Die
Linke, DKP usw.) wird nach wie vor versucht, die
Geschichte in ihrem Sinne nicht nur zu deuten,
sondern auch zu schreiben. Es finden sich
aberwitzige Zusammenstellungen und Behauptungen.
Schuld an Allem (besonders an der Machtergreifung
der Nationalsozialisten) seien die
Sozialdemokraten. Es werden alte Feindbilder
reaktiviert, die schon damals nicht stimmten und
heute erst recht nicht. Die historisch Forschung
ist meistens bereits darüber hinaus (leider
nicht immer). Die KPD wird - ganz im Sinne der
Partei - überwiegend bis ausschließlich
als Opfer dargestellt, ohne zu reflektieren, dass
diese Partei die Revolution wollte und dass mit allen Mitteln.
Aufstandsversuche und terroristische Aktionen
werden verharmlost oder gar verschwiegen. Die
Spießigkeit in dieser Szene steht im
eklatenten Gegensatz zur Revolutionsträumerei.
So manch ideologischer Plattkopf treibt da sein
Unwesen.
Es ist daher wichtig, einige
historische Details aus der
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Neue Forschungen
zum Thema
„Arbeiterlied“
An dieser Stelle
werden in unregelmäßigen
Abständen Forschungen, Ergebnisse
oder Quellen veröffentlicht.
Reaktionen sind
willkommen.
Zuerst eine
allgemeine Zusammenstellung zum Thema
„Arbeiterlied“, die von
Zeit zu Zeit erweitert und korrigiert
wird.
Neue Quellen zum
Thema „Arbeiterlied“
Werner Hinze,
Schalmeienklänge im Fackelschein
Werner Hinze, Die
Schalmei
Teil 3 enthält die Lieddiskussion mit einer Erweiterung
der Steinitz’schen
Definitionsansätze
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Geschichte der
Arbeiterbewegung zu wissen (siehe dazu: Werner
Hinze, Schalmeienklänge im Fackelschein,
Hamburg 2002, ders. Die Schalmei, Dortmund 2003,
ders.Bluttage, Hamburg 2013. Vorab so viel, der
Begriff „Arbeiter“ ist ab 1918 in
weiten Teilen ein ideologischer und steht nicht
selten als Synonym für Kommunist. Ein Beispiel
aus der kommunistischen Presse mag das
verdetulichen. So schrieb der bekannte Agitator
Slang am 7. Juni 1929 in der Hamburger Volkszeitung
(HVZ):
„Das nennt sich nun noch
Sozialdemokrat
und ist früher mal
Arbeiter gewesen."
Also, Arbeiter ist kein
soziologischer Begriff und wer
„Arbeiter“ ist, bestimmt die KPD, auf
jeden Fall aber ist ein „Arbeiter“ kein
Sozialdemokrat.
Änliches gilt für
den Begriff „Antifaschismus“. In der
Agitation der KPD findet sich sehr häufig
dieser Begriff. Doch mit den Faschisten waren lange
Zeit nicht die Nationalsozialisten gemeint, sondern
es stand als ein Pseudonym für
„Kapitalismus“.
Und noch ein Letztes. Man
hört immer wieder so etwas wie „Die
Nazis haben uns die Lieder geklaut“, das DVA
spricht in einem Fall sogar von einer
„feindlichen Übernahme“ eines
Liedes. Derartige Bezeichnungen sind schlicht und
ergreifend Unfug.
Die Übernahme von
Melodien, welcher Art auch immer, stellen eines der
wichtigsten Verfahrensweisen im Volksgesang dar.
Daran kann man vieles feststellen wie z. B.
Herkunft, Beliebtheit usw., doch das ein Lied aus
politischen Motiven übernommen wird, ist
natürlich möglich (und auch des
öfteren passiert), doch sollte man dann klare
Beweise haben und die auch benennen. Für die
Zeit der Weimarer Republik gilt. das die
politischen Parteien und besonders ihre
paramilitärischen Verbände (Reichsbanner
‘RB’, Roter Frontkämpferbund
‘RFB’, SA oder Stahlhelm) das es eine
Fluktuation von bis zu 80% gegeben hat. So sind
beispielsweise bei der Gründung des RFB ganze
Kapellen des Stahlhelm eingetreten, was zu einer
heftigen Diskussion in der Führung
geführt hat. Und nach dem Verbot des RFB 1929
sind massiv ehemalige Rote Fronkämpfer in die
SA eingetreten (in Hamburg-Altona war ein ganzer
„Sturm“ davon betroffen).
Natürlich hat es bei den Nationalsozialisten
auch Leute gegeben, die strategische
Überlegungen angestellt haben, um die - nun
wieder aus deren Sicht -
„fehlgeleiteten“ in ihre Reihen zu
bringen, doch das ist nur ein „auch“.
Wir sollten mit der Schwarz-weiß-Malereien
endlich aufhören. Aber, die dkpistisch
angehauchten (Achtung Westausdruck!) können
leider nicht anders. Sie wollen nur die Opferrolle,
doch bis 1933 waren viele aus der KPD/RFB-Szene
vorallendingen auch Täter (siehe dazu: Werner
Hinze, „Schalmeienklänge im
Fackelschein“ und „Bluttage“).
(Wir vermeiden
grundsätzlich Begriffe wie
„Revolutionär", da sie über
keine sinnvolle Aussagekraft verfügen. Als
Revolutionär wurden Personen aus völlig
unterschiedlichen, ja sogar gegensätzlichen
politischen Richtungen bezeichnet)
Die vorhandenen Lieder und
Erklärungen stellen natürlich nur einen
Anfang dar, sie werden sukzessive aufgefüllt
und ergänzt.
SPD
Kurze Übersicht der
Geschichte der deutschen Sozialdemokratie
Als älteste Partei der
heutigen deutschen Politik reicht die Geschichte der Sozialdemokratie bis in die erste Hälfte
des 19. Jahrhunderts zurück. Damals entstanden
in Frankreich, England und der Schweiz
frühsozialistisch orientierte
Exilorganisationen. Im Gefolge der
bürgerlichen Märzrevolution von 1848
wurde als erste überregionale Organisation der
Arbeiterbewegung in den Staaten des damaligen
Deutschen Bundes die „Allgemeine Deutsche
Arbeiterverbrüderung“ gegründet. In
ihrer Entwicklung durch die Repressionen in der
folgenden Restaurationsphase, konnten sich erst in
den 1860er Jahren sozialdemokratische Parteien
bilden. In jener Phase waren besonders auch die
Handwerkerzusammenschlüsse für die
Verbreitung sozialistischer Ideen von Bedeutung.
Am 23. Mai 1863 wurde in
Leipzig unter der Führung von Ferdinand
Lassalle der Allgemeine
Deutsche Arbeiterverein
(ADAV) gegründet. Daneben entstand ab der
zweiten Hälfte der 1860er Jahre die Eisenacher Richtung. Sie war vor allem geprägt von
August Bebel, Wilhelm Liebknecht (1866
Sächsische Volkspartei, 1869
Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP) und ihrem
hervorragenden Agitator Johann Most. Trotz der
Differenzen (Gewerkschaftsfrage und die Form eines
deutschen Nationalstaates), schlossen sich 1875 zur
Sozialistischen
Arbeiterpartei (SAP)
zusammen.
Die weitere Ausbreitung
sozialdemokratischer Ideen wollte 1878
Reichskanzler Otto von Bismarck stoppen, was ihm
aber nicht wirklich gelang. Sein „Gesetz
gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der
Sozialdemokratie“ (Sozialistengesetz)
beschränkte zwar die Möglichkeiten der
Agitation, konnte aber den Erfolg der Idee nicht
wirklich stoppen. Nach der Aufhebung des Gesetzes
1890 wurde die SAP in Sozialdemokratische
Partei Deutschlands (SPD)
umbenannt.
Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs
die Anzahl ihrer Mitglieder enorm, so dass sie den
Charakter einer Massenpartei annahm. Nach der
Reichstagswahl 1912 stellte die SPD vor der
Zentrumspartei erstmals die stärkste Fraktion
im Reichstag, blieb aber vorerst in der Opposition.
Die Regierung war nicht dem Volk, sondern nur dem
Kaiser verpflichtet, so dass die Mehrheit quasie
egal war und die Wahlen zum einem reinen
Agitationsmittel verkommen waren.