Vom Kaiserreich zum Ersten
Weltkrieg
Nach dem Sieg gegen Frankreich
in der Schlacht von Sedan im
Deutsch-Französischen Krieg (1870/71) wurde
der preußische König Wilhelm I. vom
ehemaligen Amt des Vorsitzenden
des Bundesrates zum
ersten Deutschen Kaiser am 18. Januar 1871 im
Spiegelsaal von Versailles proklamiert. Zum erste
mal in der deutsche Geschichte gab es damit einen
deutschen Nationalstaat. Mit der
Reichsgründung verbunden waren massive
territoriale Erweiterungen. Dazu kamen Teile von
West- und Ostpreußen, das überwiegend
polnischsprachige Gebiet Posen, Schleswig,
Lothringen und Elsass.
Erster Reichskanzler wurde
Otto von Bismarck, der als preußischer
Ministerpräsident bereits entscheidend an der
Reichsverfassung entworfen hatte. Als
traditioneller Monarchist war er auf einigen
Gebieten durchaus modernisierend tätig. Der
Reichstag als erstes funktionsfähiges
Parlament Deutschlands verabschiedete unter seiner
Leitung Gesetze, zur Schule oder zur Ehe, die
für die Zeit durchaus als liberal zu
bezeichnen waren. Gegen die katholische Kirche
führte er heftigen Kulturkampf, in dessen
Folge sogar Bischöfe inhaftiert worden waren.
Er führte das Wahlrecht für alle
Männer ein, allerdings in der Hoffnung, damit
eine zusätzliche Machte gegen die Liberalen im
Parlament zu haben.
Bekämpfen tat er in
erster Linie die Sozialdemokratie, die er besonders
mit den seit 1878 geltenden Sozialistengesetzen, an
ihrer Entfaltung zu hindern versuchte.
Zusätzlich führte er eine moderne
Sozialgesetzgebung ein, um die Arbeiter positiv zu
stimmen.
Außenpolitisch war er
eher bündnispolitische unterwegs. Die Kolonien
überlies er weitgehend anderen Ländern,
bis ihn der Reeder Adolph Woermann und der
Pastorensohn Carl Peters in eine andere Richtung
brachten. Auf der Berliner Kongokonferenz 1884
entschied sich auch das Deutsche Reich Kolonialpolitik zu betreiben.
1888 im sogenannten
„Dreikaiserjahr“ kam Wilhelm II. an die
Macht und die deutsche Politik veränderte
sich. Er zwang Bismarck 1890 zum Rücktritt und
wollte Deutschland wirtschaftlich und
militärisch in der Welt eine
größere Rolle zuordnen. Das brachte
Konflikte mit England und auch Frankreich mit sich.
Das Attentat auf den
österreichischen Thronfolger Franz Ferdinand
löste im Jahre 1914 den Ersten Weltkrieg aus.
Über Einschätzungen und Analysen zu
diesem spezielle Thema verweisen auf die
einschlägigen Quellen. Die letzte intensive
und teilweise heftige Reaktion aufgrund des Buches
von Christopher Clark („Die
Schlafwandler“) wollen wir nicht besonders
diskutieren, auch das soll an anderer Stelle
geschehen. Lediglich einen Hinweis möchten wir
geben. Einige Menschen meinen, Clark hätte mit
dem Buch Deutschland als „unschuldig“
dargestellt. Das tat er eindeutig nicht, in seiner
Analyse ging es darum, nicht die von den
späteren Siegermächten befohlene
„Alleinschuld“ zu relativieren. Und das
ist Wert, diskutiert zu werden.
Für die Liedkultur
bedeuten die Jahre des Deutschen Kaiser-Reiches
einerseits Repression, Unterdrückung und
Behinderung und andererseits aufblühen im
Geheimen. Vor allen Dingen aber langsames aber
stetigen Anwachsen der Arbeitersängerbewegung.
Im Umfeld der Arbeiterbewegung
Liederbücher 1871 - 1899
(im Archiv vorhanden)
1855 Deutsche Lieder,
Herausgegeben vom Bildungs-Verein für Arbeiter
in Hamburg Im Verlag des Bildungs-Vereins, Hamburg
1869 Friedrich Polling
(Arbeiter), Social-demokratische Lieder und
Gedichte, Dessau
1872 Gustaf Linke,
Zeitgem. Volkslieder, Dresden 1872,
1873: Johann Most, Neuestes
Proletarier-Lieder-Buch von verschiedenen
Arbeiterdichtern, 3. verbesserte Aufl., Druck und
Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei
Lindenstraße Nr. 9, Chemnitz 1873, Nr.
1875 Most's
Proletarier-Liederbuch. In fünfter Auflage
zusammengestellt und herausgegeben von Gustav
Geilhof in Chemnitz, 1875,
1885
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der
Volks-Buchhandlung, 1885,
1889
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage,
German Printing and Publishing Co., London 1889. - Inhaltsverzeichnis London, - als
pdf.
1891 Max Kegel's
Sozialdemokratisches Liederbuch, (3. Aufl.)
Stuttgart 1891, [Inhaltsverzeichnis -
pdf]
1893 Max Kegel, Deutsche
Arbeiter-Dichtung. Eine Auswahl. Lieder und
Gedichte deutscher Proletarier Bd. 4, Stuttgart
1894
Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen, 21.
Auflage. New-York 1894,
1895 Demokratisches
Liederbuch. Liederbuch zum Gebrauch der
Volksvereine, Stuttgart, 1895.
1900 Konrad
Beißwanger, Freie Klänge, Nürnberg
o.J. (ca. 1900), Nr.
1900 ca. Josef Scheu,
Arbeiter-Liederbuch für vierstimmigen
Männerchor, II. Heft, ca. 1900 (Lammel Bibl.
Nr. 238)
1901 Konrad
Beißwanger, Stimmen der Freiheit,
Nürnberg 1901, S.
o. J. H. Matthies, Der
kleine Pionier. Liederbuch für die Kinder des
arbeitenden Volkes, Elbingerode o. J. (Druck von
Franz Fischer in Halberstadt.
1914 Heinrich Schoof,
Österreichisches Proletarier Liederbuch, 6.
umgearb. Aufl. (100.-115. Tsd.)
Jubiläumsausg., Wien (Lammel BIbl. Nr. 235)
1923 Heinrich Schoof,
Österreichisches Proletarier Liederbuch, 7.
umgearb. Aufl. (116.-125. Tsd.)
Jubiläumsausg., Wien (Lammel Bibl. Nr. 235)
Selbst produziert:
Werner Hinze, Johann Most und
sein Liederbuch. Warum der Philosoph der Bombe
Lieder schrieb und ein Liederbuch herausgab,
Zeitdokumente 1-3 des e.V. "Musik von
unten", Hamburg 2005.
Liederbücher 1900 - 1914
(im Archiv vorhanden)
1900 = Konrad
Beißwanger, Freie Klänge, Nürnberg
o.J. (ca. 1900),
1900 = Josef Scheu,
Arbeiter-Liederbuch für vierstimmigen
Männerchor, II. Heft, ca. 1900 (Lt. Lammel
Bibl. Nr. 238)
1901 = Konrad
Beißwanger, Stimmen der Freiheit.
Blüthenlese der hervorra-gendsten
Schöpfungen unserer Arbeiter- u. Volksdichter
- Mit 38 Portraits, Nürnberg 2. Literarisches
Burrau / Verlag für Volks- und
Arbeiterliteratur O
1903 = Johann Most, Memoiren.
Erlebtes, Erforschtes und Erdachtes Bd. 2, New York
Selbstverlag des Verfassers, 161 Bowery R
1905 = Liederbuch. Der freie
Turner. 7. neubearb. und vermehrte Aufl. Mit in den
Text eingedruckten Singnoten, hrsgg vom
Arbeiter-Turnerbund, Leipzig 1905, Verlag des
Arbeiter-Turnerbundes (Franz Siedersleben)
1906 Hermann
Schlüter, Sozialistisches Arbeiter-Ldb,
Chicago, o. J. (ca. 1906), [Inhaltsverzeichnis - pdf]
Herausgegeben von der Deutschen Sprachgruppe der
Sozialist. Partei der Ver. St. 803 West Madison
Str., Chicago, III. The Co-Operative Press /
15 Spruce St., New York O
1909 Liederbuch hrsg. v. DAS,
216 S. DAS Gau Berlin u. Umgegend 4. Paul
Kupfer, Berlin O. O
1910 Empor! Lieder und
Gedichte von Karl Frohme Vorstand des
Sozi-aldemokratischen Vereines für den achten
und zehnten schleswig-holsteinischen Wahlkreis
Hamburg Auer & Co. O
1913 Liederbuch hrsg. v. DAS,
248 S. DAS Gau Berlin u. Umgegend 8. Paul
Kupfer, Berlin O. O
1914 = Heinrich Schoof,
Österreichisches Proletarier Liederbuch, 6.
umgearb. Aufl. (100.-115. Tsd.)
Jubiläumsausg., Wien 1914 (Lammel BIbl. Nr.
235)
1923 = Heinrich Schoof,
Österreichisches Proletarier Liederbuch, 7.
umgearb. Aufl. (116.-125. Tsd.)
Jubiläumsausg., Wien 1923 (Lammel Bibl. Nr.
235)
Stichworte:
Kolonialismus,
Sozialistengesetze,
Jugendbewegung
(Arbeiterjugendbewegung),
Anarchismus