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Rinnsteinlieder
Der Begriff
„Rinnsteinlieder“ stammt vermutlich von
Hans Otto August Ostwald (1873-1940).
Mehrere Seiten im Internet geben folgenden Ursprung
an (z. B. wikipedia vom 29. September 2019):
„Am 18. Dezember 1901,
zur Enthüllung der Statuen in der Siegesallee,
hatte Kaiser Wilhelm II. in einer Rede zum Thema
‘Die wahre Kunst’ davon gesprochen,
dass diese in den Rinnstein niedersteige, wenn sie
das Elend noch scheußlicher hinstelle als es
schon sei:
Eine Kunst, die sich über
die von MIR bezeichneten Gesetze und Schranken
hinwegsetzt, ist keine Kunst mehr, sie ist
Fabrikarbeit, ist Gewerbe, und das darf die Kunst
nie werden […] Wenn nun die Kunst, wie es
jetzt vielfach geschieht, weiter nichts thut, als
das Elend noch scheußlicher hinzustellen, wie
es schon ist, dann versündigt sie sich damit
am deutschen Volke. […] und soll die Kulthur
ihre Aufgabe voll erfüllen, dann muß sie
bis in die unteren Schichten des Volkes
hindurchgedrungen sein. Das kann sie nur, wenn die
Kunst die Hand dazu bietet, wenn sie erhebt, statt
daß sie in den Rinnstein
niedersteigt.“
Das soll nun Hans Ostwald zum
Anlass genommen haben, seine Textsammlung unter dem
Titel Lieder aus dem Rinnstein herauszugeben. Wir
würden es ja gerne glauben, aber das Problem:
Es gibt keine Quelle, die diese Herkunft belegt
(sollte es sie geben bitten wir um Nachricht.
Doch, zurück zum Inhalt
der Rinnsteinlieder. Hans Ostwalds
dreibändiges Werk Lieder
aus dem Rinnstein von
1903, 1904 und 1906 basiert zum Einen auf Lieder
aus eher historischen Quellen, dazu kamen Lieder,
die Ostwald in den 18 Monaten, die er sich auf der Walz befand
gesammelt hat, ergänzt durch Lieder, die er
von anderen Menschen bekommen hatte, die entweder
ebenfalls auf der Walz waren oder Sammler von
derartigen Liedern waren. Dazu kamen Lieder oder
besser Gedichte von Poeten aus der Zeit. Aufgeteilt
hat Ostwald die Lieder in die folgenden
unterschiiedlichen Kapitel:
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Zu dem Thema gehört auch die
„Rinnsteinsprache“, die Hans Ostwald 1906 herausgab und
auch das Kapitel „Erotische Volkslieder“, dem Ostwald
1910 ein eigenes Büchlein widmete, findet sich hier und da in den
„Liedern aus dem Rinnstein“.
Bücher von Hans Ostwald zum Thema:
Hans Ostwald (Hrsg.): Lieder
aus dem Rinnstein. Harmonie, Verlagsanstalt
für Literatur und Kunst. Bd. 1 Karl Henckell, Leipzig 1903. Bd. 2
Karl Henckell, Leipzig 1904. Bd. 3 Harmonie, Berlin 1906
Erotische Volkslieder aus Deutschland gesammelt
von Hans Ostwald, Eberhard Frowein Verlag, Berlin 1910
Vagabonden. Bruno & Paul Cassirer, Berlin
1900. (Neuausgabe d. 7. Aufl.: Vagabunden. Ein autobiographischer
Roman. Comino, Berlin 2018, ISBN 978-3-945831-15-1.
Zwei Gesellen. Roman. Egon Fleischel, Berlin 1904.
Rinnsteinsprache. Lexikon der Gauner-, Dirnen- und
Landstreichersprache. Harmonie, Berlin 1906.
Landstreicher. Bard & Marquardt, Berlin o. J.
[1906] (= Cornelius Gurlitt: Die Kultur. Sammlung illustrierter
Einzeldarstellungen, Bd. 8).
Das Berliner Dirnentum. Walther Fiedler, Leipzig
1907 (Gesamtausgabe in 2 Bänden).
Berlin und die Berlinerin. Eine Kultur- und
Sittengeschichte. Hans Bondy, Berlin [1909]–1911 (zuerst in 10
Einzellieferungen).
Das Zille-Buch. Paul Franke, Berlin 1929.
Digitalisat im Projekt Gutenberg.
Literatur:
Werner Hinze, Lieder der Straße. Liederbuch
und Lexikon Lesebuch, Hamburg 2002
Werner Hinze, „Weißt du, wie viel
Kunden laufen". Wie der Vagabund sein Leben musikalisch
verarbeitete. In: Kultur als Fenster zu einem besseren Leben und
Arbeiten. Festschrift für Rainer Noltenius, Bielefeld 2003
Siehe auch: