Deutscher Bund (1815-1866)
Der Deutsche Bund wurde
am 8. Juni 1815 auf dem Wiener Kongress als
lockerer Zusammenschluss überwiegend
deutschsprachiger Staaten ins Leben gerufen und war
somit Nachfolger des 1806 aufgelösten Heiligen
Römischen Reich und dem napoleonischen
Rheinbund. 1866 wurde er abgelöst durch den
Norddeutschen Bund. Die Gründungsurkunde wurde
von 39 Mitgliedsstaaten (35 Fürstentümern
und vier freien Städte). Durch Vereinigungen
sank die Anzahl bis 1863 auf 35 Staaten.
Der Deutsche Bund umfasste
eine Fläche von ungefähr 630.100
Quadratkilometer. Die Bevölkerungszahl wuchs
von ungefähr 29,2 Millionen Einwohner (1815)
auf 47,7 Millionen (1865).
Die Geschichte des Bundes
lässt sich in drei Phasen gliedern:
1. Vormärz oder
Restaurationsphase (1815 bis 1848).
3. Zeit der Reaktion nach dem
Ende der Revolution von 1848/49. (Versuch der
Restaurierung des Deutschen Bundes in seiner
vorrevolutionären Gestalt) Der Deutsche Bund
wurde in Folge des Deutschen Krieges im Prager
Frieden offiziell aufgelöst.
Nachfolgestaatenbund war der
Norddeutsche Bund.
Von den
Handwerker-Zusammenschlüssen zur ersten
Arbeiterorganisation (1863)
In den zwanziger Jahren des
19. Jh. wurde durch die gestärkte Position des
Bürgertums und dessen Repräsentations-
und Bildungsbestrebungen der entscheidende Impuls
zur Gründung der ersten Musik- und
Chorvereinigungen gegeben. Die Wurzeln des
Chorwesens lagen:
* Im Süden
Deutschlands in Johann Heinrich Pestalozzis und
Hans Georg Nägelis Ideen von der Musik als
Mittel zur Volksbildung und den ...
Liederkränzen,
* In Norddeutschland in
der Liedertafelbewegung, die auf Carl Friedrich
Zelter zurückgeht.
Die Sängerbewegung erfuhr
in den nächsten Jahrzehnten eine starke
Ausbreitung, die mit der Gründung des Deutschen Sängerbundes (DSB) im Jahre 1862 ihren
Höhepunkt fand.
In der Frühzeit der
Arbeiterbewegung organisierten sich parallel zu
dieser Entwicklung Liedertafeln der
Berufsständischen Organisationen. Später
entstanden Chöre in den Gesangabteilungen der
liberalen Arbeiterbildungsvereine sowie aus
bürgerlichen Gesang- und
Vergnügungsvereinen. So wurde z.B. 1845 der Bildungsverein für Arbeiter in
Hamburg gegründet.
In die Zeit des
Höhepunktes der Sängerbewegungen
fällt die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins unter Führung von Ferdinand
Lassalle im Mai 1863. Um ein wirkungsvolles
Werbemittel zu bekommen beauftragte Lassalle Georg
Herwegh ein „kämpferisches und
zugkräftiges“ Bundeslied zu schreiben.
Es entstand das Lied „Bet’ und arbeit’“,
in dem Herwegh in Anlehnung an das Gedicht
„Men of England“ (1819), des englischen
Dichters P.B. Shelley, in 12 Strophen die Situation
der Arbeiter schildert. Der Liedaufbau ist typisch
für viele Lieder aus dem Umfeld der
organisierten Arbeiterbewegung des 19.Jh.:
1. Die Schilderung der (meist
negativen) Situation
2. Die Ursachen, die zu dieser
Situation geführt haben und die
Nutznießer.
3. Die Lösung bzw. das
Ziel.
Georg Herwegh mahnt in seinem
Lied die Arbeiter aufzuwachen und ihre Macht zu
erkennen mit dem inzwischen zum Symbol gewordenen
Satz:
Alle Räder stehen still,
Wenn dein starker Arm es will
Mit der kämpferischen
letzten Strophe schlägt Herwegh neue Töne
im Bereich des oppositionellen Liedes an:
Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit
Brot!
Die erste Vertonung von Hans
von Bülow für vierstimmigen
Männerchor war für die nicht ausreichend
qualifizierten Arbeitergesangvereine zu schwierig.
Das Lied wurde deshalb meistens nach der Melodie
des bekannten Volksliedes Schleswig-Holstein meerumschlungen gesungen. Darüber hinaus
gab es noch einige unbedeutende
Kompositionsversuche. Um die Jahrhundertwende
widmete Peter Heinz dem Arbeiter-Turnerbund eine
neue Melodie, die alle anderen verdrängte, und
uns auch heute noch vertraut ist.
Das Lied Bet` und arbeit` wurde
von einem Mann geschrieben, dessen Name eng mit den
revolutionären Ereignissen von 1848 in Baden
in Verbindung steht. Die Ausstrahlung der hier
aktiven Personen und ihrer Ideale wirkte noch bis
in die späte Kaiserzeit hinein. Lieder und
Gedichte aus dieser Zeit bilden einen wichtigen
Bestandteil des Repertoires aus dem Umfeld der
organisierten Arbeiterbewegung.
siehe auch:
Liederbücher
Liederbuch für
Handwerker-Vereine, Zweite vermehrte Auflage,
Hrsgg. von dem Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4. Berlin, 1859;