Vaterland
Das Wort
„Vaterland“ wurde aus dem lateinischen
Wort „patria“ übernommen und
meinte ursprünglich „(väterliches)
Grundstück“. Seit seiner ersten
bekannten Nutzung hat es verschiedene Bedeutungen
erfahren. So kommt es aus dem Mitteldeutschen
„vaterlant“ und wurde erstmalig gegen
Ende des 11. Jh. im Summarium Henrici, einer
verkürzten Version des Etymologiae belegt. In
der Frühen Neuzeit war damit die eigene
Stadtgemeinde, Heimatregion oder einzelnen
deutschen Territorialstaaten gemeint. Im
Bedrohungsfall wurde schon einmal das ganze Heilige
Römische Reich oder die lateinische
Christenheit. gemeint (Türkenkriege,
Dreißigjähriger Krieg) (vgl. Wikipedia)
Im 17. Jahrhundert wird mit
dem Begriff auch das „ewige Leben im
Himmel“ verbunden. In Friedrich Spees
Adventslied „O Heiland, reiß die Himmel
auf“ aus dem Jahr 1622 wird beispielsweise
Jesus Christus in der sechsten Strophe gebeten:
„Ach komm, führ uns mit starker Hand /
vom Elend zu dem Vaterland“. Ähnliches
bei Martin Opitz (1597-1639).
Die politische Bedeugung des
Wortes „Vaterland“ begann seit dem 17.
Jh.
Obwohl Benedict Anderson zufolge das Wort
„Vaterland“ seit der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts im Rahmen der
„Erfindung der Nation“ einen
politischen Sinn bekam, müssen wir
feststellten, dass es das bereits schon vorher
hatte. So hatte es z.B. 1644 Kaiser Friedrich
III. in einem Zirkular „unser geliebtes
Vaterland deutscher Nation“ genannt.
1761 bezeichnete der Philosoph
der Aufklärung Thomas Abbt Preußen als
sein Vaterland. Ein anderer Aufklärer
allerdings, Charles de Montesquieu, stellte 1748 in
seinem „Esprit des lois“ die Liebe zum
Vaterland in einer Republi, der
moralpsychologischen Kraft der Ehre in Monarchien
entgegen.
Im revolutionären
Frankreich wurde der Begriff
„Vaterland“ folgerichtig als positiv
für die Republik angesehen. Beim
Föderationsfest zum Jahrestag des Sturms auf
die Bastille beispielsweise hielt Charles-Maurice
de Talleyrand-Périgord am 14. Juli 1790 vor
Hunderttausenden Zuschauern eine Heilige Messe am
„Altar des Vaterlands“ ab. Und am 11.
Juli 1792 verabschiedete die Gesetzgebende
Nationalversammlung nach Ausbruch des Ersten
Koalitionskrieges die Erklärung La Patrie en danger („Das Vaterland ist in
Gefahr“). Damit wurden die Bürger
aufgerufen, sich freiwillig zu melden, dem 15.000
Franzosen folgten.
In dem Kriegslied Marseillaise aus dem Jahr 1792 werden die
Franzosen als „enfants de la Patrie“
(„Kinder des Vaterlandes“)
angesprochen, die Liebe zu ihm wird als
„heilig“ bezeichnet („amour
sacré de la Patrie“). 1795 wurde der
Marsch zur französischen Nationalhymne
erklärt. Die Marseillaise mit ihrem
kriegerischen Inhalt, wirkt heute zwar etwas
unpassend, muss aber für das
„Vaterland“ als republikanisches Lied
betrachtet werden. Das Vaterland wurde hier weder
kulturell noch ethnisch definiert
Da der Begriff Vaterland im
19. Jahrhundert eine zentrale Rolle spielte, aber
die Definitionen sehr unterschiedlich waren,
versucht sich Wikipedia an einer Aufteilung nach
folgenden Oberbegriffen mit der Einschränkung,
dass diese nicht immer eindeutig sind:
Definitionsansatz 1: Die
Regionen bzw. Landschaften
Definitionsansatz 2: Die
Sprache
Definitionsansatz 3: Arbeiter
haben kein Vaterland – oder doch?
Definitionsansatz 4: Die
Gleichsetzung von Vaterland und Volk
Lieder:
Vaterlands Söhne, traute
Genossen! (Freundschafts-, Erinnerungs- und
Hoffnungsklänge) A. L. Follen
Thematische Querverweise: