Vaterlands Sänger
1. Auf, ihr Brüder, laßt uns wallen
in den großen, heilgen Dom,
:/: laßt aus tausend Kehlen schallen
des Gesangs lebendgen Strom! :/:
Wenn die Töne sich verschlingen,
knüpfen wir das Bruderban,
:/: auf zum Himmel Wünsche dringen
für das deutsche Vaterland.:/:
2. In der mächtgen Eichen Rauschen
mische sich der deutsche Sang.
/: daß der alten Geister Lauschen
sich erfreu am freien Klang. :/
Deutsches Lied, tön ihnen Kunde fort
und fort vom deutschen Geist,
/: der in tausendstimmigem Bunde
seine alten Helden preist. :/
3. Überall in deutschen Landen
blühet kräftig der Gesang,
der, aus tiefster Brust entstanden,
kündet laut des Herzens Drang.
Deutsches Lied aus deutschem Herzen,
töne fort von Mund zu Mund,
hemm die Klage, heil die Schmerzen,
knüpfe freier Männer Bund.
4. Sei gegrüßt, du Fest der Lieder,
ströme Freud und Segen aus,
daß die Scharen trauter Brüder
kehren froh ins Vaterhaus!
Nun, wohlan denn, Deutschlands Söhne,
laßt uns feiern Hand in Hand,
und die frohe Kunde töne
durch das weite Vaterland!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied von A. H. Weismann (1838) auf die Melodie
von Jos. Hartm. Stuntz (1830) findet sich in vielen Liederbücher
des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahr.
Franz Magnus Böhme schreibt dazu:
„Lied von Dr. Heinrich Weißmann in
Frankfurt a/M., gedichtet und zuerst gesungen am Sängerfeste
daselbst 30. Juli 1838, nach vorstehender Melodie. Diese ist aber
älter und vom Münchner Kapellmeister Jos. Hartmann Stuntz
komponirt zu E. Försters „Walhallaliede" (Helden
laßt die Waffen ruhn), das bei der Grundsteinlegung zu der Ehren-
und Ruhmeshalle unsern Regensburg (18. Okt.) 1830 zum erstemal gesungen
wurde. Die schöne, stolz-kräftige Musik ist noch heute sehr
beliebt und wird zu Marschliedern für Sänger, Turner und
Soldaten verwendet."
Quellen:
1. Friedrich Silcher, Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Kommersbuch, Lahr 1919 (111. Aufl.), S. 596., Nr. 336
[Reiterlied (II. 124.) / Wohlauf …]
2. Franz Magnus Böhme, Volkstümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895,
Nr. 34, S. 27f.:
weitere Quellen:
Liederbuch des Handwerker-Vereine zu Potsdam.
Zweite, vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte Auflage,
Potsdam 1859, Nr. 55, S. 43f..
Parodien:
1. Fahnenlied. (Auf, und laßt die
Fahne fliegen) von August Geib
In: Johann Most, Neuestes
Proletarier-Lieder-Buch von verschiedenen Arbeiterdichtern. Gesammelt
von Joh. Most, 3. verbesserte Aufl., Chemnitz 1873, Druck und Verlag
der Genossenschafts-Buchdruckerei Lindenstraße Nr. 19.
2. Auf, ihr Brüder, laßt uns
wallen (Die Auswanderer nach Amerika), [Melodie]
„Auf ihr Brüder laßt uns wallen
|: Unsre Schwestern sind schon drüben
in Philadelphia. :|
2. Seht, das Schiff ist schön gerüstet
Und der Schiffer steht schon da,
Daß wir können übersegeln
Nach Philadelphia
3. Wem’s gefällt nach sei’m
Verlangen.
Der nehme sich ein schwarzbrauns Mädchen
Drück sie fest in seine Arme
Bis der Tod sie trennt.
4. Heut zum Letztenmal, ihr Brüder
sehen wir uns noch einmal,
Doch wir sehen uns bald wieder
In Philadelphia
Werner Hinze, „Hier hat man täglich
seine Noth".
Lieder von Auswanderern, Hamburg 2009,
Kann bei MVU bestellt werden:
Geschichte / Kommentar
Das Lied aus dem Nassauischen (Dillkreis und
Wetzlar) um 1885 (durch E. Wolfgram aufgeschrieben) und dem
hessischen Hinterland wurde von Erk/Böhme aus den Sammlungen von
Otto Böckel (oberhessische Volkslieder Nr. 59) und Meier
(schwäbische Volkslieder, VL. S. 256) übernommen.
Die Melodie unbekannter Herkunft stammt aus der
gleichen Region. Sie wurde von der Gruppe Liederjan 1979 für ein
anderes Auswandererlied übernommen (siehe Heil
dir Columbus).
Quellen:
Ludwig Erk u. Franz Magnus Böhme, Deutscher
Liederhort, Bd. 2, Leipzig 1925 Nr. 796, S. 597.