SPD
Kurze Übersicht der
Geschichte der deutschen Sozialdemokratie
Als älteste Partei der
heutigen deutschen Politik reicht die Geschichte der Sozialdemokratie bis in die erste Hälfte
des 19. Jahrhunderts zurück. Damals entstanden
in Frankreich, England und der Schweiz
frühsozialistisch orientierte
Exilorganisationen. Im Gefolge der
bürgerlichen Märzrevolution von 1848
wurde als erste überregionale Organisation der
Arbeiterbewegung in den Staaten des damaligen
Deutschen Bundes die „Allgemeine Deutsche
Arbeiterverbrüderung“ gegründet. In
ihrer Entwicklung durch die Repressionen in der
folgenden Restaurationsphase, konnten sich erst in
den 1860er Jahren sozialdemokratische Parteien
bilden. In jener Phase waren besonders auch die
Handwerkerzusammenschlüsse für die
Verbreitung sozialistischer Ideen von Bedeutung.
Am 23. Mai 1863 wurde in
Leipzig unter der Führung von Ferdinand
Lassalle der Allgemeine
Deutsche Arbeiterverein
(ADAV) gegründet. Daneben entstand ab der
zweiten Hälfte der 1860er Jahre die Eisenacher Richtung. Sie war vor allem geprägt von
August Bebel, Wilhelm Liebknecht (1866
Sächsische Volkspartei, 1869
Sozialdemokratische Arbeiterpartei SDAP) und ihrem
hervorragenden Agitator Johann Most. Trotz der
Differenzen (Gewerkschaftsfrage und die Form eines
deutschen Nationalstaates), schlossen sich 1875 zur
Sozialistischen
Arbeiterpartei (SAP)
zusammen.
Die weitere Ausbreitung
sozialdemokratischer Ideen wollte 1878
Reichskanzler Otto von Bismarck stoppen, was ihm
aber nicht wirklich gelang. Sein „Gesetz
gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der
Sozialdemokratie“ (Sozialistengesetz)
beschränkte zwar die Möglichkeiten der
Agitation, konnte aber den Erfolg der Idee nicht
wirklich stoppen. Nach der Aufhebung des Gesetzes
1890 wurde die SAP in Sozialdemokratische
Partei Deutschlands (SPD)
umbenannt.
Bis zum Ersten Weltkrieg wuchs
die Anzahl ihrer Mitglieder enorm, so dass sie den
Charakter einer Massenpartei annahm. Nach der
Reichstagswahl 1912 stellte die SPD vor der
Zentrumspartei erstmals die stärkste Fraktion
im Reichstag, blieb aber vorerst in der Opposition.
Die Regierung war nicht dem Volk, sondern nur dem
Kaiser verpflichtet, so dass die Mehrheit quasie
egal war und die Wahlen zum einem reinen
Agitationsmittel verkommen waren.
Seit den diversen Konflikten
zwischen dem ADAV und den Eisenachern existierten
aber die unterschiedlciehn politischen
Vorstellungen über den Weg zum Sozialismus und
wie er denn später auszusehen hätte.
Die unterschiedlichen
Vorstellungen von Ferdinand Lassalle
(Genossenschaften) oder Karl Marx (Diktatur des
Proletariats) und anderen können an dieser
Stelle nicht weiter behandelt werden. Da verweisen
wir auf Plattformen wie Wikipedia, raten aber zur
Vorsicht bei Parteien und deren Stiftungen.
Zum Ende des 19. Jh. gab es
starke anarchistische Strömungen, die einen
Einfluss z.B. auf den Lieder schreiber und
Liederbuch Herausgeber Johann Most hatten. Zu
Beginn des 20. Jh. bestimmte die sogenannte
Revisionismusdebatte die parteiinterne Diskussion.
Die marxistische Seite bekam die Oberhand. Mit dem
Tod August Bebels 1913 änderte sich das und
der Marxismus kam in eine Minderheitsposition.
Die beginnenden Abspaltungen
von der SPD seit 1916 (Kriegskredite,
Burgriedenspolitik usw.) führte zu anderen
Parteiengründungen (USPD, Spartakusbund, KPD),
von denen sich wiederum andere abspalteten, wie z.
B. die KAPD, die an dieser Stelle schon deshalb
zu erwähnen ist, da sie ein eigenen,
frühes Liederbuch herausgegeben hatte.
Mit der Revolution von 1918
änderte sich die Staatsform in eine
parlamentarische Demokratie. Die SPD wurde
über lange Zeit die staatstragende Partei (mit
Zentrum und
In der Zeit der Weimarer
Republik war die SPD die meiste Zeit die
prägendste Partei, konnte allerdings nie
allein entscheiden. Besondere Schwächeperioden
waren die Jahre
doch die letzten Jahre vor
ihrem Verbot 1933
Musikalische Tradition der
Arbeiterbewegung
1. Von den Anfängen bis
zum 1. Weltkrieg
Von den
Handwerker-Zusammenschlüssen zur ersten
Arbeiterorganisation (1863)
In den zwanziger Jahren des
19. Jh. wurde durch die gestärkte Position des
Bürgertums und dessen Repräsentations-
und Bildungsbestrebungen der entscheidende Impuls
zur Gründung der ersten Musik- und
Chorvereinigungen gegeben. Die Wurzeln des
Chorwesens lagen:
* Im Süden
Deutschlands in Johann Heinrich Pestalozzis und
Hans Georg Nägelis Ideen von der Musik als
Mittel zur Volksbildung und den ...
Liederkränzen,
* In Norddeutschland in
der Liedertafelbewegung, die auf Carl Friedrich
Zelter zurückgeht.
Die Sängerbewegung erfuhr
in den nächsten Jahrzehnten eine starke
Ausbreitung, die mit der Gründung des Deutschen Sängerbundes (DSB) im Jahre 1862 ihren
Höhepunkt fand.
Liederbuch für
Handwerker-Vereine, Zweite vermehrte Auflage,
Hrsgg. von dem Berliner Handwerker Verein,
Johannisstraße 4. Berlin, 1848; Liederbuch
für Handwerker-Vereine, Berlin 1859;
Liederbuch des
Handwerker-Vereins zu Potsdam, Zweite,
vollständig umgearbeitete und sehr vermehrte
Auflag, Potsdam, 1859. Verlag der
Horvath’schen Buchhandlung (Eduard
Döring).
In der Frühzeit der
Arbeiterbewegung organisierten sich parallel zu
dieser Entwicklung Liedertafeln der
Berufsständischen Organisationen. Später
entstanden Chöre in den Gesangabteilungen der
liberalen Arbeiterbildungsvereine sowie aus
bürgerlichen Gesang- und
Vergnügungsvereinen. So wurde z.B. 1845 der Bildungsverein für Arbeiter in
Hamburg gegründet.
In die Zeit des
Höhepunktes der Sängerbewegungen
fällt die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins unter Führung von Ferdinand Lassalle im Mai 1863.
Um ein wirkungsvolles Werbemittel zu bekommen
beauftragte Lassalle Georg Herwegh ein
„kämpferisches und
zugkräftiges“ Bundeslied zu schreiben.
Es entstand das Lied „Bet’ und arbeit’“,
in dem Herwegh in Anlehnung an das Gedicht
„Men of England“ (1819), des englischen
Dichters P.B. Shelley, in 12 Strophen die Situation
der Arbeiter schildert. Der Liedaufbau ist typisch
für viele Lieder aus dem Umfeld der
organisierten Arbeiterbewegung des 19.Jh.
1. Die Schilderung der (meist
negativen) Situation
2. Die Ursachen, die zu dieser
Situation geführt haben und die
Nutznießer.
3. Die Lösung bzw. das
Ziel.
Georg Herwegh mahnt in seinem
Lied die Arbeiter aufzuwachen und ihre Macht zu
erkennen mit dem inzwischen zum Symbol gewordenen
Satz: „Alle Räder stehen still,Wenn dein
starker Arm es will“. Mit der
kämpferischen letzten Strophe schlägt
Herwegh neue Töne im Bereich des
oppositionellen Liedes an „Brecht das
Doppeljoch entzwei! Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not! Brot ist Freiheit,
Freiheit Brot!“
Das Lied Bet’ und arbeit` wurde
von einem Mann geschrieben, dessen Name eng mit den
revolutionären Ereignissen von 1848 in Baden
in Verbindung steht. Die Ausstrahlung der hier
aktiven Personen und ihrer Ideale wirkte noch bis
in die späte Kaiserzeit hinein. Lieder und
Gedichte aus dieser Zeit bilden einen wichtigen
Bestandteil des Repertoires aus dem Umfeld der
organisierten Arbeiterbewegung.