Ferdinand Lassalle
Ferdinand Johann Gottlieb Lassal) wurde am 11.
April 1825 als Sohn eines wohlhabenden jüdischen
Seidenhändlers namens Heyman Lassal (auch "Loslauer"
genannt) in Breslau geboren. Seine Mutter war Rosalie Lassal, geb.
Heizfeld (* 8. Mai 1797; 13. Februar 1870). Sein Bruder Rochus
starb im Alter von drei Jahren an Schwindsucht.
Lassalle besuchte von 1835 bis 1840 das
Maria-Magdalenen-Gymnasium in Breslau. Seine Mitschüler
beschrieben ihn als einen Menschen mit einem stark ausgeprägten
Selbstwertgefühl, der sich zu behaupten und anderen Kontra zu
bieten wusste. Mit 15 Jahren, also 1840, beschrieb er Deutschland in
seinem Tagebuch als einen „großen Kerker mit Menschen,
deren Rechte von Tyrannen mit Füßen getreten werden".
Dem entsprechend verließ er vorzeitig die Handelsschule, weil er
sein Leben nicht einzig und allein dem Handel widmen wollte. Da er sich
mit intellektuelleren Dingen beschäftigen und diese studieren
wollte, beschloss er am 26. August des gleichen Jahres, Schriftsteller
zu werden und sich für die Freiheit und Rechte der Menschen und
der Völker einzusetzen.
1843 legte er in Breslau die Reifeprüfung ab.
Er kehrte gegen den Willen des Vaters ins Elternhaus zurück
(für den damaligen Zeitgeist eher ungewöhnlich) und
versteckte sich mit der Deckung von Mutter und Schwester in einem
Dachstübchen. Dort bereitete er sich auf das Examen vor, um sich
danach an der Universität Breslau bzw. später Berlin für
die Fächer Geschichte, Archäologie, Philosophie und
Philologie einschreiben zu können. Nach bestandenem Examen,
präsentierte er dies seinem Vater. Der daraufhin, wenn auch
widerwillig, sein Einverständnis zum Universitätsstudium gab.
Mit Beginn seines Studiums trat Lassalle 1843 der
Breslauer Burschen-schaft der Raczeks bei.
Ferdinand Lassalle, schon früh von Hegels
Ideen fasziniert, übernahm dessen Idee, der Staat sei eine
"Einheit der Individuen in einem sittlichen Ganzen, eine Einheit,
welche die Kräfte aller einzelnen millionenfach vermehrt".
Später übertrug er diese auf die deutsche Sozialdemokratie.
Sein Studium von 1843 bis 1846 soll er so extensiv
betrieben haben, dass er mitunter sein eigenes leibliches Wohl
ignorierte.
Neben Hegel studierte er die Texte etlicher
deutscher Dichter wie Heine, Goethe und Fichte. Besonderes Interesse
hatte er an dem antiken vorsokratischen Philosophen Heraklit. Um
Anerkennung in intellektuellen Kreisen zu erlangen und vor allem, weil
er auf eine Berufung als Universitäts-Professor spekulierte,
schrieb Lassalle das philosophische Buch Die Philosophie Herakleitos
des Dunkeln von Ephesos.
Unter dem Einfluss der Schriften von Ludwig
Börne, Heinrich Heine, der Junghegelianer und des utopischen
Sozialismus wandte er sich demokratischen und sozialistischen Ideen zu.
Vor diesem theoretischen Hintergrund begrüßte er einen der
ersten proletarischen Aufstände im Deutschen Bund, den
schlesischen Weberaufstand vom Juni 1844.
Die Geschichtsepochen betrachtete Lassalle als
Entwicklungsstufen der Idee der Freiheit, die Klassen als Träger
unterschiedlicher Prinzipien, in denen sich die Selbstbestimmung der
Idee verkörpert. Den Volksmassen schrieb er keine
revolutionäre Kraft zu. Sie waren für ihn nur das Objekt von
Führern, die zur Erkenntnis der Idee gelangten. Den Staat fasste
er als Verkörperung der allgemeinen menschlichen Sittlichkeit auf.
(inspiriert durch Wikipeda) wird in Kürze
fortgesetzt!
Lassalleaner Lieder
1864 schrieb der Hamburger Schlosser Jakob
Audorf
für den Deutschen Arbeiterverein das Lied der deutschen Arbeiter.
Es war der französischen Marseillaise nachempfunden und erhielt
später den Namen Arbeiter-Marseillaise. Nach anfänglichen
Schwierigkeiten wurde es das Lied der organisierten Arbeiterbewegung. In den
1890er Jahren fehlte es auf keiner Feier oder Demonstration.Das Lied
des bekennenden Lassalleaners Audorf erlebte seine Uraufführung
auf der großen Trauerfeier zum Tode Lassalles im September 1864
in Hamburg. Da die Beliebtheit des Liedes aber bereits in den 1870
Jahren groß war, liefert es uns einen Beleg für das für
und wider des Personenkults um Lassalle ebenso wie der
unterschiedlichen politischen Richtungen oder Stimmungen.
In dem Liederbuch von Johann Most steht beispielsweise
nicht der Audorfsche Kehrreim der da lautet:
Nicht zählen wir den Feind, / Nicht die
Gefahren all`!
Der Bahn, der kühnen, folgen wir, / die uns
geführt Lassalle!
sondern in der 3. Aufl. v. 1873 wurde der Refrain
aus Freiligraths Reveille übernommen:
Die neue Rebellion, / Die ganze Rebellion,
Marsch, marsch! / Marsch, marsch!
Marsch, wär`s zum Tod, / Denn uns`re Fahn ist
roth!
oder in der 5. Aufl. (Hrsg. v. Gustav Geilhof)
nach Hermann Greulichs Arbeiter-Marseillaise:
In Einigkeit und Kraft, / du freie
Männerschaft,
Steh fest! / Steh fest! und wanke nicht, / die
Sklavenkette bricht!“
Der Kult um Lassalle hatte System. Nach 1864
wurden jedes Jahr an seinem Todestag, dem 31. August, Gedenkfeiern
abgehalten. Ungefähr 1870 wurde die „Arbeiter-Marseillaise“ zusammen mit dem
„Bundeslied“, dem „Volksgesang“ und drei anderen
Liedern als kleines Liederbuch mit dem Titel: „Lassalleaner-Lieder“ herausgegeben.
Es ist das vermutlich älteste, nachweisbare Parteiliederbuch.
(vgl. Nespital, S. 37). Sonderbarerweise war bereits in diesem
Liederbuch zeitweilig der Kehrreim von Greulichs „Arbeiter
Marseillaise“ übernommen.
In Hamburg und vermutlich auch in
Schleswig-Holstein wurde die Audorfsche „Arbeiter-Marseillaise“ in den 1890er Jahren
meistens nur als Marseillaise betitelt. Der ASB von Hamburg, Altona und
Umgegend schaffte ihren Chorsatz im Januar 1891 als ersten an (Speer,
S. 43). Auf den Festumzügen des ASB wurde sie in der Regel mit dem
Refrain von Carl Weisers Sozial-demokratischem Bundeslied gesungen. Dieser lautet:
Tod jeder Tyrannei! / Die Arbeit werde frei!
|: Es keim’ und blüh’ zum
Völkerglück / Die freie Republik!:|
Erst in den 1890er Jahren begannen
Arbeiterchöre in größerem Ausmaß mehrstimmige
Chorsätze zu singen. Das deutet der Chor bei der jetzt folgenden Arbeiter-Marseillaise Audorf’s mit dem
zweistimmigen Refrain von Carl Weiser an.
Die Konkurrenzsituation beider Richtungen ging
soweit, dass die Lassalleaner mit Otto
Kapells „Gedichte für das
deutsche Volk“ ihr eigenes Liederbuch hatten. Das
Parteiliederbuch der im August 1869 in Eisenach gegründete
Sozialdemokratische Arbeiterpartei (Gründungsmitglieder waren u.a.
Wilhelm Liebknecht und August Bebel) war Johann Mosts Neuestes Proletarier-Lieder-Buch von verschiedenen
Arbeiterdichtern, das auch eines der ersten
und bedeutendsten war.
Das „Lied der deutschen Arbeiter“ vom
Schlosser, Jakob Audorf Junior, das als Arbeiter-Marseillaise, zum beliebten Parteilied
der deutschen Sozialdemokratie wurde. Für den allgemeinen
Deutschen Arbeiterverein Lassalles 1864 gedichtet, sind die
ursprünglichen Refrainzeilen:
„Der kühnen Bahn nur folgen wir, die
uns geführt Lassalle“!
Literatur:
Margarete Nespital, Das deutsche Proletariat in
seinem Lied, Diss, Rostock 1932,