Mailied
Text: August Geib
1. Im schönen
Mai, im jungen Mai,
Da ward das Volk der Arbeit frei,
Es reicht die Hand zum Bruderbund,
Zu heilen seines Herzens Wund’,
Hurrah, im schönen jungen Mai
Nahm, stark und kühn, das Volk Partei!
2. Lang’
lag’s auf ihm wie dunkler Flor,
Ein starker Griff doch hob’s empor,
Aus stolzem Horst ein Adler stieg,
Zeigt’ ihm im Flug die Bahn zum Sieg.
Hurrah ...
3. Wach’
auf drum, auf du Proletar,
Sieh’ rings die Zeichen wunderbar!
Es ruft der Armuth Heeresbann,
Klopft laut an Deine Thüre an.
Hurrah ...
4. Schon fliegt
das Schwert aus seiner Scheid’,
zu tilgen Noth und Gram und Leid,
Das Schwert des Wissens schlägt die Nacht,
Das Schwert des Stahls, es drängt zur
Schlacht
Hurrah ....
5. Und steigt
auch manches Jahr noch auf,
Nichts hält zurück den Siegeslauf,
Die Saat im Frühling ausgestreut,
Der Sommer reif zur Ernte beut.
Hurrah ...
6. Im
schönen Mai, im jungen Mai,
Da ward das Volk der Arbeit frei,
Und unter holder Blumen Pracht
Ist eine neue Zeit erwacht.
Hurrah ...
Am 1. Mai
Text: nach August Geib
1. Im
schönen Mai, im jungen Mai,
Erhebt der Arbeit Volk sich frei!
Es reicht die Hand zum Bruderbund,
Und thut der Welt sein Wollen kund.
Hurrah, im schönen jungen Mai
Nimmt stark und kühn das Volk Partei!
2. Lang
lag’s auf ihm wie dunkler Flor,
Ein starker Geist doch hebts empor,
Aus stolzem Horst ein Adler stieg,
Zeigt ihm im Flug die Bahn zum Sieg.
Hurrah ..
3. Wach’
auf drum, auf, du Proletar,.
Sieh rings die Zeichen wunderbar!
Es ruft der Armuth Heeresbann,
Klopft laut an deine Thüre an.
Hurrah ..
4. Die
Arbeitszeit, so lang und schwer,
Den Geist und Leib bedrückt sie sehr,
Darum, zu lindern Noth und Plag’,
Erstreitet den Achtstundentag!
Hurrah ..
5. Auf, aus der
Werkstatt, aus dem Schacht!
Es strahlt die Welt in Frühlingspracht!
Bleibt nicht in dumpfer Nacht zurück!
Nehmt Antheil an der Erde Glück.
Hurrah ..
6. Im
schönen Mai, im jungen Mai,
Erhebt der Arbeit Volk sich frei!
Die Saat, im Frühling ausgestreut,
Der Sommer reif zur Ernte beut!
Hurrah...
Geschichte / Kommentar:
Seit 1890 feierte die Arbeiterbewegung den
1. Mai unter politischen Grundsätzen und Tagesforderungen.1 Das
folgende Lied zeigt bereits Umdichtungen auf, die im Zuge der
Arbeiterbewegung aufgrund der veränderten Verhältnisse
entstanden. Das Mailied von August Geib bezog sich vermutlich auf die
Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADV) im Mai
1863 in Leipzig. In der geänderten Fassung der 90er Jahre wurde
das Lied nun auch verbal zukunftsbezogen (z.B. Strophe 1/2) und um den
Kampf für den Achtstundentag ergänzt. Der Titel Am 1. Mai
zeigt, dass das Lied zusätzlich auf den Kampftag der
Arbeiterbewegung zugeschnitten wurde.
Quelle:
Quelle zu Variation 1:
1. Neuestes Proletarier-Lieder-Buch von
verschiedenen Arbeiterdichtern gesammelt von Joh. Most. Chemnitz 1873
(3. Aufl.) Nr. 18, S. 33-35;
2. Titel wie 1./ Hrsg.: Gustav Geilhof, Chemnitz
1875 (5. Aufl.)
Nr.14, S. 27ff.; Anderung in Quelle 2, Nr.
14, Str. 4/1: Des Wissens Schwert
entfliegt der Scheid’; Änderung
in Quelle 2, Nr. 14, Str. 4/3: In harter,
doch nicht blut’ger Schlacht.
Quelle zu Variation 2:
6. Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen. New York 1894 (21. Aufl)
S. 23f.;
7. Max Kegel’s Sozialdemokratisches
Liederbuch, Stuttgart 1897 (8. Aufl.) S. 20 f.;
8. Freie Klänge. Taschenliederbuch für
das arbeitende Volk Herausgegeben von Konrad Beißwanger
Litterarisches Bureau Nürnberg, o.J. (ca. 1900) S. 62f.
Literatur:
Helga Stachow, „Die
roten Banner leuchten“ in: Vorwärts - und nicht vergessen. Arbeiterkultur in
Hamburg um 1930, Hamburg, 1982.