Achtstunden-Marseillaise
1. Ihr Männer all’, ob euch der Kittel,
Ob euch die blaue Blouse schmückt –
In euren Händen ruht das Mittel
:;: Zu ändern, was euch schwer bedrückt.
:,:
Reicht euch die Hand, schließt euch zusammen
Zu einem großen Bruderbund,
Und übers ganze Erdenrund
Wird wie ein Blitz die Losung flammen:
Acht Stunden sind genug!
Acht Stunden, keine mehr!
:,: An’s Werk, an’s Werk!
Dort liegt das Ziel!
Jetzt schaffen wir zuviel! :,:
2. Was nützt dem Volk der Arbeit Mühe,
Wenn nicht vom Herde weicht die Noth?
Wenn seine Kräfte welken frühe,
:,: Im heißen Ringen um das Brod? –
[Weil ohne Rast sein Kampf um’s Brot! ]
Und während Jene müßig lungern,
Die nur der Arbeit Schweiß verprasst,
Erliegen diese ihrer Last
Und müssen obendrein noch hungern.
Acht Stunden sind genug!
Acht Stunden, keine mehr!
:,: An’s Werk, an’s Werk!
Dort liegt das Ziel!
Jetzt schaffen wir zuviel! :,:
3. Wenn hoch im Blau die Lerchen singen,
Und wenn der Finke schlägt im Wald –
Es kann ihr Lied nicht zu uns dringen,
Wir schaffen ohne Aufenthalt;
dem Morgen bis zum späten Abend
Zwingt uns die Noth in die Fabrik,
Uns weigernd jeden Sonnenblick,
Uns bei lebend’gem Leib begrabend.
Acht Stunden sind genug!
Acht Stunden, keine mehr!
:,: An’s Werk, an’s Werk!
Dort liegt das Ziel!
Jetzt schaffen wir zuviel! :,:
4. Wir können nicht den Geist entfalten
–
Er wird zerrüttet durch die Noth;
In uns’rer Phantasie Gestalten
Drängt sich die Sorge um das Brot.
Doch will man uns zu Sklaven pressen,
So schalle donnernd unser: Nein!
Wir wollen freie Menschen sein
Und mit vom Tisch des Lebens essen!
Acht Stunden sind genug!
Acht Stunden, keine mehr!
:,: An’s Werk, an’s Werk!
Dort liegt das Ziel!
Jetzt schaffen wir zuviel! :,:
5. Schon rafft sich ring in allen Ländern
Empor das Proletariat –
Das Loos der Armen soll sich ändern,
Und ändern soll sich’s durch den Staat.
O, wenn wir fest zusammenstehen,
Wer will uns weigern unser Recht?
Empor, empor, du neu Geschlecht,
Laß trotzig deine Banner wehen!
Acht Stunden sind genug!
Acht Stunden, keine mehr!
:,: An’s Werk, an’s Werk!
Dort liegt das Ziel!
Jetzt schaffen wir zuviel! :,:
Geschichte / Kommentar:
Eines von vielen Liedern, die auf die Marseillaise
geschrieben wurden. In diesem Fall war es Ernst Klaar, der hier
besonders die Forderung nach dem achtstünigen Arbeitstag in den
Vordergrund stellte. Seit 1890 war diese Forderung eng mit der
Forderung nach dem 1. Mai als Kampf- und Feiertag verbunden.
Lammel / Andert Nr. 65, S. 98f. bringen die
Version von Max Kegel's Sozialdemokratischen Liederbuch von 1891 (13)
mit dem Verweis zur Melodie „mündl. überm. durch
Hermann Weise, Kriebitzsch bei Leipzig 1954. Dort lautet der Refrain:
Gebt den Achtstundentag:
Verkürzt der Arbeit Plag!
Zum Siegeszug
Die Trommel schlug.
Acht Stunden sind genug!
Str. 1, 4 und 5 sind identisch, die Strophen 2 und
drei lauten:
2. Was nützt dem Volk der Arbeit Mühe,
Wenn nicht vom Herde weicht die Noth?
Wenn seine Kräfte welken frühe,
:,: Weil ohne Rast sein Kampf um’s Brot! :,:
Und während Jene müßig lungern,
Die nur der Arbeit Schweiß verprasst,
Erliegen diese ihrer Last
Und müssen obendrein noch hungern.
Gebt den Achtstundentag etc.
3. Wenn hoch im Blau die Lerchen singen,
Und wenn der Finke schlägt im Wald –
Es kann ihr Lied nicht zu uns dringen,
:,: Wir schaffen ohne Aufenthalt; :,:
dem Morgen bis zum späten Abend
Zwingt uns die Noth in die Fabrik,
Uns weigernd jeden Sonnenblick,
Uns bei lebend’gem Leib begrabend.
Gebt den …
Quellen:
Max Kegel's Sozialdemokr. Ldb., 1891, Nr. 60;
Arbeiter-Liederbuch. 21. Auflage. New-York 1894,
Nr. 13;
Max Kegel's Sozialdemokr. Ldb, (8. Aufl.),
Stuttgart, 1897, Nr. 62;
Schlüter, Arb-Ldb, Chicago 1906, Nr. 28.