Lied der Grenadiere
(Version 1)
Bin ein lust’ger Grenadier,
juchheidi, juchheida,
niemals ich den Mut verlier,
juchheidi, heida!
Ich diene meinem König treu
und lieb mein Mädchen auch dabei.
Juchheidie, heidie, heida, juchheidi, juchheida,
juchheidi, heidi, heida, juch heide, heida!
2. Morgens wenn ich früh aufsteh’,
und zum Exerzieren geh’,
Dann beschau ich erst vorher
meinen Säbel und Gewehr. Juchheide usw.
3. Und hab’ ich’s für gut
befunden,
wird das Koppel umgebunden,
Dann geht es mit heiterm Sinn
nach dem Exerzierplatz hin. Juchheidi usw.
4. Der Sergeant tut inspizieren,
G’wehr und Säbel revidieren,
Jeden Knopf besieht er sich,
schimpft dabei ganz fürchterlich. Juchheidi
5. Unser Leutnant spricht sodann,
„Kommt er mir noch mal so ran“,
„schlägt, ich schör’s bei
Stein und Bein,
ein Kreuzmilionendonnerwetter drein!“
6. Unser Hauptmann, der ist gut,
wenn man seinen Willen tut,
Aber hat man was verbrochen,
wird man gleich ins Loch gestochen.
7. Unser Feldwebel Hämmerlein,
teilt die Kompagnie dann ein,
Teilt sie in Sektionen ein
und in Züge obendrein. Juchheidi usw.
8. Kommt man auf den Scheibenstand,
schießt man in den Scheibenrand,
Fängt der Hauptmann an zu fluchen:
„Der Kerl bleibt hier zum
Kugelsuchen!“
9. Kommt man in das Lazarett,
schläft man in ’nem Federbett,
Aber bei der vierten Form
wird man wie ein Regenworm! Juchheidi
10. Auf dem Marsch ein munt’res Lied,
aus der Flasch’ ’nen
tücht’gen Hieb, j
Der uns durch die Kehle pfeift,
macht uns das Marschieren leicht. Juchheidi
11. Kommen wir dann ins Quartier,
haben wir gut Wein und Bier,
Und ein Mädchen in den Arm,
wird dem Grenadier so warm! Juchheidi usw.
12. Liegen wir dann in dem Bett,
schnarchen alle um die Wett’,
Hört man aus der Ferne schon
des Hornisten heitern Ton Juchheidi usw.
13. Kommt man an die Himmelstür,
fragt dann Petrus: „Wer ist hier?“
Petrus, Petrus öffne mir,
bin ein braver Grenadier! Juchheidi usw.
Soldatenlied vor 1881.
(Lewalter, S. 140f.)
Weise: Studio auf einer Reis’, vor 1852
Aus: Kutscher 1917, S. 68f.
10. Treffen wir ein feindlich Korps,
heißt es gleich: die Schützen vor!
Eng geschlossen folgen drauf
Grenadier im Sturmeslauf.
Vater Philipp
(Version 2)
Ich bin ein lustiger Grenadier,
Niemals meinen Mut verlier'.
Ein hübsches Mädchen in dem Arm,
Das macht dem Grenadier so warm.
2. Wenn mir mein Strohsack nicht gefällt,
hat mich mein Mädchen schon gestellt,
Ich stell' mich pünktlich bei ihr ein
Und schlaf' mit ihr im Bett allein.
3. Um zehn Uhr ist der Zapfenstreich,
Die Uhr schon auf halb elfe zeigt.
Der Hauptmann ist ein braver Mann,
Er schreibt mir nur fünf Tage an.
4. Da zieh' ich schlechte Kleider an,
Nehm' mein Kommissbrot unern Arm
Und wandle dann mit frohem Sinn
Gemütlich ins Arresthaus hin.
5. Vater Philipp zieht die Stirne kraus,
Er sucht mir meine Taschen aus,
Er zeigt mir meine Zelle an
Und ich bin ein gefangener Mann.
6. Die Zelle ist gar eng und klein,
Es steht auch eine Pritsche drein.
Ein Brot, ein voller Wasserkrug,
Damit hab' ich fünf Tag genug.
7. Drückt mich dir eine Seite sehr,
Die andre Seite noch viel mehr,
Dreh ich mich auf den Rücken rum,
Schwapp, die fünf Tage sind schon um.
8. Den fünften Abend um sechs Uhr,
Da kommt der Unteroffizier du jour,
Er zeigt dem Vater Philipp an,
Daß er mich nun entlassen kann.
9. Den nächsten Morgen beim Appell
Meld' ich mich aus Arrest zur Stell',
Dann heißt es: Bursch halt dich fest,
Sonst kommst du wieder in Arrest.
10. Wer nie bei Vater Philipp war
Und sein Kommissbrot trocken aß,
Wer keine Nacht ist durchgebrannt,
Der wird auch kein Soldat genannt.
S. 306: ‚Ähnlich durch ganz
Deutschland.
gleiche Liedanfänge der ersten bzw. zweiten
Strophe:
Geschichte / Kommentar:
Ein sächsisches Soldatenlied der
Grenadier-Regimenter auf die Melodie „Studio auf einer Reis“. Franz Magnus Böhme meint zur Melodie:
„Sie mag aus der Zeit vor 1848 stammen und
ähnelt der Anfang ganz der Henriette-Sonntag-Polka, zu der man
später sang: ‚Traugott, laß den Affen
los!’“
Auch im Preuß. Soldatenliederb. 1881, Nr. 83
mit dem Anfange: „Ich bin ein lust’ger Grenadier“
etc.
(Ich) bin ein lust’ger Grenadier – Des
Morgens – Morgens
Lieder,
Das Lied hat im Wesentlichen vier unterschiedliche
Anfänge.
1. Ich bin ein lust’ger …
2. Bin ein lust’ger …
3. Des Morgens wenn ich früh aufsteh’
(auch: ’s Morgen)
4. Wenn ich des Morgens früh
aufsteh’
Den Inhalten entsprechend liegen uns auch vier
Versionen vor. Zusätzlich gibt es eine Rubrik mit einigen
Besonderheiten.
Version 1 – Der Alltag des Soldaten
Die agierende Person ist ein Soldat, in der Regel
ein „Grenadier“, aber in einigen Versionen auch ein
„Füsilier“ oder „Musketier“.
Es ist nicht ganz eindeutig, welches die
ältere Fassung eines Liedes ist, das mit unterschiedlichen
Anfängen beginnt, aber über eine im Wesentlichen identische
Geschichte verfügt. Wir haben uns für die Fassung
entschieden, die Erk und Böhme in ihrem dritten Band (Nr. 1327, S.
210f) dokumentieren.
„Bin ein lustger Grenadier“ gesungen
nach der Melodie „Als die Römer frech geworden“. Sie
ist ein identischer Teil der Version, die Kutscher (1917) und Lewalter
(1918) dokumentieren. Außer geringfügigen Abweichungen
unterscheiden die beiden Letztgenannt sich lediglich durch die
handelnde Person „Füsilier“ (Kutscher) und
„Grenadier“ (Lewalter) und jeweils eine andere Strophe.
Lewalter hat als 8. Strophe:
8. Kommt man auf den Scheibenstand,
schießt man in den Scheibenrand,
Fängt der Hauptmann an zu fluchen:
„Der Kerl bleibt hier zum
Kugelsuchen!“