Der führsorgliche Metzgergeselle
1. Wenn ich des Morgens früh aufsteh’
und die Kälbeli kaufen geh’,
hör’ ich schon die Amsel, Amsel singen,
seh’ fette, fette Kälbeli lustig
springen.
Ja wohl Ochsen, Kälber, Schaf, Hammel und das
Schwein
frisch auf, was lust’ge Metzger wollen sein.
2. Komm ich dann in ein Dorf hinein,
Här’ ich schon die Kälbeli
schrein,
Lauf das Gässli auf und nieder,
Fette, fette Kälbeli kauf ich’s wieder.
:.: Ja wohl Ochsen, Kälber, Schaf, Hammel und
das Schwein
frisch auf, was lust’ge Metzger wollen sein.
:,:
3. Wenn ich des Laufen’s müde bin,
Leg ich mich ins Grüne hin,
Leg mich unter schattge, schattge Bäume,
Hab so angenehme Träume
Von meinem Liebchen und von der Schlächterei,
Frisch auf, was lust’ge Metzger wollen sein.
4. Komm ich des abends spät nach Haus,
schaut der Kraut’rer zum Fenster hinaus
Schau nur Kraut’rer, schau nur meinetwegen,
An Dir ist mir ein Scheißdreck gelegen
Wünsch dem Kraut’rer eine schlaflose
Nacht
und morgen früh wird fremd gemacht.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied der Metzgergesellen ist wenig
dokumentiert, so nimmt es nicht wunder, dass auch die Herkunft der
eigenen Melodie ebenso wie die des Textes unklar ist. Uns liegen
lediglich drei Quellen vor. Das erste Lied über den
führsorglichen Metzgergesellen stammt aus dem Deutschen
Volkesliederarchiv (DVA A 202542 (bzw. Schweizer Archiv Nr. 960). Das
zweite (s.u.) haben wir im „Deutschen Fleischer-Liederbuch“
von Heinrich Hohlmann jr. gefunden.
Barbara Boock vom DVA sandte uns darüber
hinaus zwei Berichte von Zeitzeugen mit Melodien. Die älteste von
1906 passt nicht auf unseren Text. Die neuere von 1935 dagegen passt
genau, und dieser Text ist wohl tatsächlich von Gesellen gesungen
worden. Im offiziellen Liederbuch lauten die Strophen:
Deutsches Fleischer-Liederbuch Nr. 31, S. 50f.
Eigene Weise
1. Wenn ich des Morgens früh aufsteh’
Und aufs Land nach Kälbern geh’,
Hör’ ich schon die Drossel singen,
seh’ die Kälber munter springen,
Ochsen, Kälber, Hammel oder Rind,
frisch auf! was lustige Metzgerburschen sind.
2. Meinen Hund, das treue Thier,
Hab’ ich jederzeit bei mir;
Ruf’ ich’s Dörflein auf und
nieder:
Fette Kälber kauf’ ich wieder,
Ochsen, Kälber, Hammel oder Rind,
Frisch auf! was lustige Metzgerburschen sind.
3. Wenn ich des Mittags müde bin,
leg’ ich mich zum Schlafen hin;
leg mich unter schattige Bäume,
Hab’ recht angenehme Träume;
Träum’ von meinem Liebchen und dabei
Auch noch von der wunderschönen
Schlächterei.
4. Wand’re dann im Sonnenstrahl
Weiter über Berg und Thal;
thut am Weg ein Wirthshaus winken,
aus der Tasche Wurst und Schinken,
und dazu ein feiners Schöppchen Wein,
was kann auf Erden wohl noch schöner fein.
5. Komm’ ich Abends spät nach Haus,
zieh’ ich mir den Kittel aus,
Bring’ das Vieh alsdann im Stalle,
Geh’ zum Meister und zur Kalle;
Kaufte draußen ich recht günstig ein,
thut des Meisters Herz sich drob erfreu’n.
6. Und am andern Tag sodann
fang’ ich frisch zu schlachten an;
ist das Geld im Beutel drinnen,
zieh’ ich wieder froh von hinnen;
Ochsen, Kälber, Hammel oder Rind,
frisch auf! was lustige Metzgerburschen sind.
Aus: Heinr. Hohlmann jr (Hg.), Deutsches
Fleischer-Liederbuch
Verlag der allgemeinen Fleischer-Zeitung
Actien-Gesellschaft, Berlin SW., S. 50f. Nr. 31