Der Steiger muß sich was schämen
Version 1:
Der Steiger muß sich was schämen,
daß er die Leute so tut quälen,
Für ein so schlechtes Lohn, o weh!
Für ein so schlechtes Lohn.
Version 2 (A):
1 Wer Geld an der Eisenbahn will verdienen,
Der muß ja den Schubkarren schieben,
Wohl bei dem Tag, wohl bei der Nacht.
2. Der Schachtmeister muß sich schämen,
Weil er so die Leut’ tut quälen
Für so einen schlechten Lohn.
3. Es kommt der liebe lange Winter,
Dann schreien Frau und Kinder:
„Wo hast du deinen verdienten Lohn!“
4. „Den Lohn kann ich euch nicht geben,
Und wenn ich mich bringt um mein Leben,
Denn ich habe ja nichts verdient.“
5. Dann bleib’ ich lieber daheime
In angenehmen Träumen,
Bis bessere Zeiten sein.
6. Daheim kann ich nicht bleiben
Und mir die Zeit vertreiben.
Drum muß ich wieder zur Eisenbahn hin.
Aus Niederscheid: Wolfram, Nassau Nr. 374, S. 325.
Geschichte / Kommentar:
Diese Strophe in Version 1 geht auf das
weitverbreitete Lied „Der Schachtmeister muß sich
schämen“ zurück. Die Gemeinsamkeit findet sich in der
gleichen Geschichte der Erdarbeitern, die seit ca. 1860-70 in ganz
Deutschland durchgeführt wurden.
Diese Zeit war auch speziell für die
Bergleute katastrophal, da „die Kohlen nicht abgingen“ (K.
Leich). Der monatliche Steigerlohn lag bei 60-75 Mark, der Hauerlohn
war demzufolge dementsprechend niedriger.
Lieder:
Weitere Lieder dieser Kategorie nach Steinitz:
B. Wenn die Ziegler woll’n was verdienen
H. Des morgens om halb funfel (Steinitz Nr. 124 H,
S. 299)
Quelle:
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Bd. 1, Berlin (Ost) 1955, Nr. 111,
S. 284
Gerhard Heilfurth, Das Bergmannslied. Wesen /
Leben / Funktion. Ein Beitrag zur Erhellung von Bestand und Wandlung
der sozialkulturellen Elemente im Aufbau der industriellen
Gesell-schaft, Kassel und Basel 1954, S. 124, 609:
K. Leich, Glückauf. Ein Heimatbuch für
Bergleute, Witten a. d. Ruhr o. J. (1927) S. 40.
Leich / Witten a. d. Ruhr 1927 S. 40 (1 Str.) und
Leich / Bochum 1926/27 S. 286