Kiautschou-Lied (Kiautschou)
1. Zu Kiautschau um Mitternacht
Stand ein Matrose auf der Wacht.
|: Zwei Sternlein stehn am Himmelszelt,
Die bring’n ihm Kunde aus ferner Heimatwelt. :
|
2. Die Liebste, die am Fenster steht,
Die Hände faltet zum Gebet,
Denkt sie an den Geliebten heiß,
Den sie im fernen China weiß.
3. Sei ruhig still, Matrosenbraut,
Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut,
Sei ruhig still, in Gottes Hut,
Dich liebt ein treues Matrosenblut.
4. Sterb’ ich, die Büchse in der Hand,
Sterb’ ich den Tod fürs Vaterland,
Gerecht ist nur der Tod im Krieg,
Ein jeder denkt wohl an sein fernes Lieb!
5. Zu Kiautschau um Mitternacht
Sagen zwei Herzen gute Nacht.
Wenn zweie auseinander gehen,
so sagen sie: Leb’ wohl, auf Wiedersehn!
Geschichte / Kommentar:
Die Halbinsel Kiautschou wurde 1897 vom deutschen
Kaiserreich als Stützpunkt in China besetzt und 1898
"pachtweise auf 99 Jahre erworben". (Vgl. Steinitz, S. 486)
Am 1. November 1897 wurden in China zwei deutsche
Missionare ermordet. Kaiser Wilhelm II. nutzte diese Situation und
ließ die Bucht im Süden der Shandong-Halbinsel an der
chinesischen Ostküste besetzen, zu der auch Kiautschou
gehörte. Aus den späteren Verhandlungen mit der Chinesischen
Seite resultierte ein Pachtvertrag über 99 Jahre. Trotzdem kam es
zu dem Aufstand der religiösen Sekte die Boxer, die sich vehement
gegen den westlichen Einfluss wehrte. Dieser Aufstand später auch
Boxerkrieg. In dieser Zeit entstand das Kiautschoulied, das sich bei
den deutschen Matrosen besonderer Beliebtheit erfreute (Steinitz, J.
Koepp, DVA diverse Belege). Das Lied ist auch nach 1918 noch als
Volkslied gesungen worden.
Es erfuhr auch schon Umtextungen durch die
Matrosenlied z. B. "Auf Helgoland in dunkler Nacht" (DVA A
106 714). Nach Schuhmacher, Soldatenlied, S. 214, wurde das Lied
"bei der Marine, wo es schon um 1900 gesungen wurde in der
Kriegsform ‚Lombardtzejdelied" genannt".
In den uns vorliegenden Liederbüchern haben
wir das Lied lediglich einmal gefunden (Lewalter):
Zu Kiautschau
1. Zu Kiautschau um Mitternacht
stand ein Matrose wohl auf der Wacht;
:,: zwei Sternlein stehn am Himmelszelt,
sie bringen Kunde aus weiter Welt. :;:
2. Die Liebste, die am Fenster steht,
faltet die Hände zum Gebet;
:,: sie denkt an den Geliebten heiß,
den sie in fernem Lande weiß. :,:
3. Zu Kiautschau um Mitternacht
zwei Herzen sagen sich Gute Nacht;
:,: wenn zwei von einandergehn,
so sagen sie: leb wohl, auf Wiedersehn! :,:
4. Sei ruhig still, Soldatenbraut,
wer Gott vertraut, hat wohlgebaut;
:,: sei ruhig, bin in Gottes Hut,
er liebt ein treu Matrosenblut. :,:
, aber Wolfgang Steinitz hat sich mit der
umfangreichen Geschichte um dieses Lied und seine vorergehenden
Einflüsse sowie seiner Nachfolger intensiv auseinander
gesetzt.
Die Entstehung der Melodie vom Matrosenlied
(Kiautschou-Lied) ist nicht eindeutig geklärt. Wolfgang Steinitz
gibt beispielhaft einige der Behauptung wieder.
Fest steht, dass die Melodie des Kiautschou-Liedes
über das Soldatenlied bis zum Arbeiterkampflied ebenso wie zum
nationalsozialistischen Lied der Weimarer Republik ist im wesentlichen
unverändert geblieben. „Das gilt sowohl für das
Melodische wie für den Takt mit seinem sehr charakteristischen
Wechsel von ¾- zum 4/4-Takt im vierten Vers.“ (Steinitz)
Das Nebeneinander des älteren Kiautschou- und
des neueren Argonnerwald-Liedes führte zu Mischformen wie z. B. in
1. In Rußland, hoch um Mitternacht,
Stand ein Husar auf stiller Wacht.
Ein Sternlein hoch am Himmel stand,
Bringt ihm ein’n Gruß vom Heimatland.
2. Sein Liebchen wohl am Fenster stand,
Die Hände faltet zum Gebet.
Sie betet für den Liebsten heiß,
Den sie im fernen Rußland weiß.
3. Und mit der Lanze in der Hand,
So kämpft er für sein Vaterland.
Gerecht ist nur der Tod im Krieg,
Ein jeder denkt wohl an sein ferne Lieb.