3. Sind wir dann am Ziele angekommen,
Wird der Gaul im Stalle unterbracht,
Und der Wirt hat Positur genommen,
Sehet nur den Schlingel, wie er lacht!
:,: Die trinken, denkt er hier, viel von meinem
Bier,
Da wird heut ein gut Geschäft gemacht! :,:
4. In der Speiskar’ wird herumgerochen,
Jeder sucht zum Essen sich was aus,
Und der Wirt hat eben angestochen,
Da geht’s drüber her in Saus und Braus.
:,: Beefsteak, Kotlett, Klöß,
Butterbrot und Käs,
Alles hält uns her zum guten Schmaus. :,:
5. Eine schmucke Dirn’ kredenzt den Becher,
Bis zum Rand gefüllt aus guter Quell’,
Sie weilt gern im Kreise dieser Zecher,
Unter welchem ist manch schmucker G’sell.
:,: Sie bringt Glas um Glas von dem edlen
Naß,
Von dem edlen Biere klat und hell. :,:
6. So wird mancher Krug noch leer getrunken,
Um die Zeit, da stößt sich keiner
d’ran.
Und wenn auch die Sonne ist gesunken,
Zünden wir bald die Laternen an.
:,: Und gar mancher Tropf mit ’nem schweren
Kopf
Purzelt mit dem Rad auf grader Bahn! :,:
7. So lebt man, wenn man nicht braucht
tränieren,
Wird gekneipt bis in die Nächte spät,
Will man dann beim Rennen nicht verlieren,
Muß man seh’n, daß Fett zum
Teufel geht;
:,: Dann wird spät und früh so
träniert wie nie,
Wie ein Schuß das Rad die Bahn umgeht. :,:
8. Nach der Race geht los das alte Leben,
Und fidel sind wir bei’nand,
Für ’nen jeden wird’s nen Preis
wohl geben,
Wenn wir immer tapfer talten Stand.
:,: Ja, das macht das Bier, Brüder, glaubt es
mir,
Bier, das stählt den Körper, Bein und
Hand. :,:
Text: Fr. Tersch, Bicycle-Klub Frankfurt a. M.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 61ff.
Die schneidgen Stahlroßreiter.
Mel.: Schunkelwalzer
Denke dir, mein Liebchen,
Was ich jüngst hab’ geseh’n,
Es ritten viele Reiter
Auf Rädern wunderschön;
Sie kamen sacht’ und leise,
Ein rollen hört’ ich nicht,
Die hohen Räder blitzen
:,: Beim hellen Sonnenlicht. :,:
Denn, so wie die,
So schneidg und geschwind,
Man auf der Erd’ wohl
Zweites kaum mehr find’t.
2. Kräftige Gestalten
Hoch auf dem stählernen Roß,
Es flog gar schnell von dannen
Im Nu der ganze Troß.
In weite, weiter Ferne
Konnt’ ich’s noch blinken seh’n,
Mir war’s, als ob ich träumte,
:,: Wie jüngstens von den Fee’n. :,:
Denn so, wie die,
So schneidig und geschwind,
Man auf der Erd’ wohl
Zweites kaum mehr sind’t.
Text: Böckling, Essen.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 63f.
Radfahrvereins-Bukett.
Im überlustigen Radverein
Rumort der Präsident,
Bis die verlor’ne Mitgliedschaft
Wie toll ad Loca rennt.
2. Im schreibeseligen Radverein
Git’s auch ein Protokoll:
D’rin wärmt der Schriftwart frisch uns
auf
Den längst verdauten Kohl.
3. Im parlamentarischen Radverein
Wird riesig debattiert.
Und wenn die Kehlen trocken sind,
Wir Schluß erst akzeptiert.
4. Im sangeslustigen Radverein
Singt man manch’ rührend Lied,
Drei Hauptkrakehler brüllen vor,
Die andern brüllen mit.
5. Im immerdurstigen Radverein
Liebt man ein schäumend Bier;
Denn wer ein echter Radler ist,
Der ißt und trinkt für vier.
S. 66
6. Im liebenswürdigen Radverein
Sind uns die Mädchen hold,
Denn wir versteh’n das Kosen gut
Und sind so treu wie Gold.
7. Im immereifrigen Radverein,
Da tritt man flott ’drauf los,
Und wenn kein Mensch mehr schnaufen kann,
Ist das Vergnügen groß.
8. Im immerfröhlichen Radverein
Lebt frohe Eintracht noch.
All Heil! Hurra sei ihm gebracht,
Er lebe hoch! hoch! hoch!
Text: R. Welborn.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 65f.
Bicyclists Tourenlied.
Wacht auf, ihr Freunde, der Tag bricht an,
Macht euch fertig zum frühlichen Streite,
Wir wollen uns tummeln auf freier Bahn,
Hinaus aus der Stadt, in die Weite!
:,: In den Sattel hinein und vorwärts in Eil,
Gut Weg, gut Fahrt, Kam’raden, AllHeil! :;:
S. 67
2. Die Sonne glänzet am Himmelszelt,
Es strahlet so goldig der Morgen,
Wie bist du so herrlich, du weite Welt,
Drum hinaus, laßt fahren die Sorgen!
:,: Fest spannt sich die Muskel, hoch schweillt
die Brust,
O du freie, göttliche Wanderlust!
3. Und pfeilschnell brauset der glänzende
Troß
Vorüber an Weilern und Tristen,
Wie hurtig bist du, mein stattliches Roß,
Gleich dem stolzen Aar in den Lüften,
:,: Und rascher kreist in den Adern das Blut,
Es stählt sich der Körper, es
wächst der Mut. :,:
4. Lebt wohl, ihr Mägdlein!
Ichglaub’ nicht an eure Treue;
Das Weib ist falsch und voll Trug und List,
Ihr liebt nur den Wechsel, das Neue.
:,: Ich hab’ auf ein anderes Liebchen
gebaut,
Das stählerne Roß, das ist meine Braut!
:,:
5. Was rümpft ihr die Nase mit
grämlichem Sinn,
Ihr schneckenhaften Philister?
Laßt uns des Wegs ohne Murren zieh’n
Und faltet die Stirn nicht so düster!
S. 68
:,: Laßt jeden doch treiben, was ihm
gefällt,
Es hat für uns alle Raum auf der Welt! :,:
6. Und sind wir am Ziel froh vereint dann beim
Mahl
Und stecken behaglich die Glieder,
Da tönet das Lied, es schäumt der Pokal,
Wie erheben sich Herz und Gemüter!
:,: D’rum blüh’ und gedeihe fort
und fort,
Du schöner, du edler Radfahrsport! :,:
Text: Franz Lippe, Görlitz
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 67ff.
Bicyclelied.
Reisen will jetzt jedes Kind,
Juchheidi, juchheida,
Schnell soll’s gehen, wie der Wind,
Juchheidi, juchheida,
D’rum, verehrtes Publikum,
Kauf dir ein Bicyculum.
Juchheidi, juchheida, juchheidi-heitralala,
Juchheidi, juchheida, juchheidiheida.
2. Schnell ist es ja hergericht’.
Vieler Müh’ bedarf es nicht,
Eh’ man sich’s noch recht gedacht,
Ist’s in Ordnung schon gebracht.
3. Zieht die Kopfschraub’ sachte an,
Daß der Rück nicht wackeln kann,
Ölt den Schlitten tüchtig ein,
Daß die Feder gleite fein.
4. Jetzt den Sattel aufgeschnallt,
Gebt ihm auch den rechten Halt,
Bringt ihn nur recht vorne an,
Weil man dann leicht treten kann.