Reiterlied aus „Wallensteins Lager“
1. Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd!
ins Feld, in die Freiheit gezogen!
Im Felde, da ist der Mann noch was wert,
da wird das Herz noch gewogen,
:/: da tritt kein andrer für ihn ein,
auf sich selber steht er da ganz allein; :/:
2. Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist,
man sieht nur Herren und Knechte,
die Falschheit herrschet, die Hinterlist
bei dem feigen Menschengeschlechte;
/: der dem Tod ins Angesicht schauen kann,
der Soldat allein ist der freie Mann. :/
3. Des Lebens Ängsten, er wirft sie weg,
hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen;
er reitet dem Schicksal entgegen keck,
trifft’s heute nicht, trifft es doch morgen;
und trifft es morgen, so lasset uns heut
noch schlürfen die Neige der köstlichen
Zeit.
4. Von dem Himmel fällt ihm sein lustig Los,
braucht’s nicht mit Müh zu erstreben;
der Fröner, der sucht in der Erde
Schoß,
da meint er den Schatz z erheben;
er gräbt und schaufelt, so lang er lebt,
und gräbt, bis er endlich sein Grab sich
gräbt.
5. Der Reiter und sein geschwinde Roß,
sie sind gefürchtete Gäste;
es flimmern die Lampen im Hochzeitschloß,
ungeladen kommt er zum Feste.
Er wirbt nicht lange, er zeiget nicht Gold,
im Sturm erringt er den Minnesold.
6. Warum weinet die Dirn und zergrämet sich
schier?
Laß fahren dahin, laß fahren!
Er hat auf Erden kein bleibend Quartier,
kann treue Lieb nicht bewahren.
Das rasche Schicksal, es treibt ihn fort,
seine Ruh läßt er an keinem Ort.
7. Auf des Degens Spitze die Welt jetzt liegt,
drum froh, wer den Degen jetzt führet,
und bleibet nur wacker zusammengefügt,
ihr zwingt das Glück und regieret.
Es sitzt keine Krone so fest, so hoch,
der mutige Springer erreicht sie doch.
8. Drum frisch, Kameraden, den Rappen
gezäumt,
die Brust im Gefechte gelüftet!
Die Jugend brauset, das Leben schäumt!
Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet!
Und setzet ihr nicht das Leben ein,
nie wird euch das Leben gewonnen sein!