3. Das fahr’n ist sehr gesund,
Es stärket Arm und Bein,
Eckarius tut es kund
Auch ohne Kokawein!
Es macht uns frei die Brust,
Doch auch den Magen leer,
Zu unsrer Freud und Lust,
Seufzt mancher Wirt gar schwer.
Denn Bier und Wein, das Fleisch und Brot,
Geflügel, lebend oder tot;
Das Sodawasser, Milch, Kognak,
Zigarren gar und Rauchtabak,
Kurz alles, was man trinkt und ißt,
Es ist dahin in kurzer Frist,
Wenn Radler komm’, wenn Radler komm’n,
Wenn Radler komm’n, hurra!
4. Gar mancher an dem Ziel
Oft böse renommiert,
Dem Publikum wird’s schwül,
Wenn’s seine Leistung hört.
Die Kilometerzahl,
Die er zurückgelegt,
Es ist ganz kolossal,
Viel Hunderte beträgt.
O sel’ger Münchhaus lebt’st du
noch,
Du wärst geschlagen endlich doch,
Ihr Jäger mit dem Jagdlatein,
O packet doch nur schleunigst ein,
Das alles in den Schatten stellt
Und elend in ein Nichts zerfällt,
Wenn Radler komm’n usw.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 53f.
Die Fahrer.
Auf, Brüder, laßt am heut’gen Tag
Nach alter Väter Weisen,
Bei frohem, heiterm Zechgelag
Den Becher munter kreisen,
Es leben unsre Fahrer hoch!
Was sind es stramme Burschen doch!
Sie pflegen Sport und Lieb und Sang
Das ganze Liebe Leben lang.
2. Jüngst sausten zwei nach N… hin
Und zwei die sausten wieder;
Was das doch vür Blitzfahrer sind,
Im Fahrlatein so bieder!
Sie fuhr’n noch schneller wie der Blitz
Und sah’n sich nicht vor lauter Hitz.
Am ganzen Rhein, stellt euch ’mal vor,
Hielt man sie für ein Meteor.
3. Ein jeder tut doch gar galant
Sein Liebchen stets poussieren,
Ist es dann auch in ihn verrannt,
Es kosen ohne Zieren.
Das sind noch Männer comme il faut.
Wenn die m’r braucht, so sind se do.
O Jerum! Jerum! Jerum!
Da heißt’s: nervus rerum!
4. Im Bund von Minne und von Wein
Wird Frohsinn rasch erblühen,
Stellt sich gar trauter Sang noch ein,
Muß jeder Unmut fliehen.
Dies Götterdreiding stets erhebt,
Wenn Gutes in den Menschen lebt,
In höh’re Regionen,
Wo nur glücksel’ge wohnen.
Text: Mainzer Radfahrer-Verein.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 56f.
Der stolze Radfahrer.
Gar frisch und frühlich auf dem Rad
Sieht man uns täglich früh und spat.
Nichts Schön’res kann es geben,
Als wie zur prächt’gen Sommerzeit
Dem schnellen Rad zu leben.
2. Durch Wald und Feld, durch Flur und Au,
Durch Gottes schönen Wunderbau
Wir auf dem Stahlroß fliegen,
Genießen dort die frische Luft
voll Lust in vollen Zügen.
3. Voll Neid der Wand’rer auf uns sieht,
Wenn er des Weges mühsam zieht,
Möchte’ so, wie wir, schnell weiter.
Doch nein, mit uns nimmt’s keiner auf,
Kein Wagen und kein Reiter.
4. Und manche schöne, junge Maid
Uns herlich ihre Grüße weiht,
Mit Freud’ sieht sie uns kommen,
Die wir im Fluge, hoch vom Rad,
Das Herze ihr genommen.
5. Und weiter stets, jahrein, jahraus,
Treibt es uns in die Fern’ hinaus;
Auf unsres Stahlroß’s Rücken
Geht’s lustig stets von Ort zu Ort,
Zum freudigen Entzücken.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 57f.
Zur Klubtour.
Mel.: Es steht ein Wirtshaus.
Vorwärts, aufs Rad jetzt alle Mann
Und stimmt ein frohes Liedchen an!
:,: Ein Lied aus kräft’gen Kehlen,
Zu Ehren unsrer Radlerei,
Darf heut bei uns nicht fehlen. :,:
2. Wo Kraft sich mit Gesundheit paart,
Da bigt es eine gute Art.
:,: Uns ist der Wurf gelungen,
Schaut euch nur die Gestalten an,
Es sind gesunde Jungen. :,:
3. Die Rennbahn, sie ist unser Reich,
Auf ihr, da kommt uns keiner gleich.
:,: Beherrscht in jeder Weise
Von uns, trotz Wind und Hagelschlag
Hol’n kühn wir uns die Preise. :,:
4. Es radeln frohen Muts und gern
Bei uns heut selbst die dicksten Herrn,
:,: Auf schlankem Rad so stramme,
Damit ihr Korpus leichter wird
Um ein’ge Kilogramm. :,:
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 59.
Bicyclistenlied.
Von allen Seiten hört man laut sie preisen,
Die neue Kunst, die man erfand,
Mit der man blitzschnell durch die Welt kann
reisen
Bicycelen wurde es genannt.
:,: Drum feierlich schalle es immerfort:
„All Heil, all Heil dem Bicyclesport!“
:,:
2. Und wer mit der Kultur den Schritt will halten,
Muß das Bicyclefahr’n versteh’n,
Sonst rechnet man ihn auch zu jenen Alten,
Die nur auf Schusters Rappen geh’n,
:,: Drum feierlich schalle es immerfort:
„All Heil, all Heil dem Bicyclesport!“
:,:
3. Nicht allzuferne glauben wir die Zeiten,
Da niemand mehr fährt Eisenbahn,
Das Bicycle wird uns dann stets begleiten,
Und jene ist ganz abgetan.
:,: Drum feierlich schalle es immerfort:
„All Heil, all Heil dem Bicyclesport!“
:,:
4. Es wird durch alle Lande jetzo dringen
Das Bicycle mit blitzeseil’,
Drum, Sportsgenossen, lasset all’ uns
bringen
Dem Bicycle ein laut ‚All Heil’;
:,: Ja feierlich schalle es immerfort:
„Es lebe hoch der Bicyclesport!“ :,:
Text: Ludw. Heß, Bicycle-Klub Ellwanden.
Quelle.
Touren-Liederbuch für Radfahrer. Sammlung der beliebtesten deutschen Radfahrerlieder
hrsg. vom Radfahrer-Landesverband
Württemberg, o. J. [ca. 1897], S. 60
Bicyclistenfreuden.
Froh und lustig sind wir Bicyclisten
Und durchstreifen Städte, Feld und Wald,
Um uns dann in Kneipen einzunisten,
Die sind unser zweiter Aufenthalt;
:,: Und beim Humpen Bier lustig singen wir
Frohe Lieder, daß es ringsum schallt. :,:
2. Manche Leute wunder sich nicht wenig,
Die das Rad so flott geht von der Stell’,
Stolz sitzt man im Sattel wie ein König,
Muntre Lieder tönen froh und hell,
:,: Wenn dann auf dem Ritt, vorwärts Tritt
für Tritt,
Die ein Pfeil schießt hin das Bicycel! :,: