4. Drum laßt der Jugend Eisen nicht
In träger Ruhe rosten,
Laßt uns in frischgewagtem Ritt
Des Lebens Wonne kosten!
Gibt’s doch nicht Schönres auf der
Welt,
Als auf des Flugrads Schwingen.
Landauf, landab, wie’s und gefällt,
Die Weite zu durchdringen.
:,: Valleri, vallera, :,:
Die Weite zu durchdringen.
Text: Graf Bülow von Dennewitz, Bicycle-Klub
München
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 45ff.
Bis vor der Liebsten Haus.
Mel.: Im Krug zum grünen Kranze
1. Was tut ein echter Radler,
Eh auf die Fahrt er geht?
Er nimmt zur Hand sein Radel,
Sieht, ob es sich noch dreht.
2. Schon oftmals tat verrosten
Solch edles Roß aus Stahl,
Oft sind die Speichen klirrend
Und pfeifend das Pedal.
3. Und eh’ man’s merket, hat sich
Das Lager festgedreht;
Dann geht es nimmer weiter,
Weil’s Rad nicht mehr sich dreht.
4. Ob Schimmel oder Schecke,
Auf Öl geht stets es aus;
Und kriegt es nichts, dann pfeift es
Den Radler weidlich aus.
5. Jedoch ist gut im Stande,
Fein blankgeputzt der Gaul,
Dann mault er nicht und schlägt nicht
Und ist auch gar nicht faul.
6. Dann ist der Fahrer selig,
Stolz hebt sich seine Brust,
Er singt ein lustig Liedchen
Von freier Wanderlust.
7. Er schwingt sich in den Sattel,
Fährt froh zum Tor hinaus,
Fährt jubelnd Meil’ um Meile.
Bis vor der Liebsten Haus.
8. Da führt er nicht vorüber,
Hält vor der Türe an.
Feinsliebchen steht am Fenster:
„Grüß Gott, mein
Radlersmann!“
9. Sie tauschen Blick und Küsse
Und manches heitre Wort;
Und singen frohe Lieder
Dem allerschönsten Sport.
10. Darum ihr frohen Brüder,
Die Gläser nehmt zur Hand
Und bringt aus vollen Kehlen:
„All Heil!“ dem Radlerstand
Text: A. Hedrich, Radfahrer-Verein
Äsport’, Berlin
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 47f.
Fahrerliebe.
Mel.: Lindenwirtin, du junge
1. Kam ein flotter Fahrersmann
Durstig auf dem Zweirad an
Wohl im jungen Lenzen.
„Wirt, dein holdes Töchterlein
Soll vom kühlen Bier und Wein
:,: Freundlich mir kredenzen!“ :,:
2. Blaue Augen, Lockenhaar,
Frisch und rund das Wangenpaar,
Rotes Kirschenmündchen.
Fahrers Herz war, ach! so schwer.
Lang schon war verliebt er sehr
:,: In das holde Kindchen. :,:
3. Ja, euch Fahrer kenn ich gut,
Seid mir halt ein leichtes Blut,
Liebt nur stets das Neue.
Heute mir und morgen dir,
Flattert schnell von Tür zu Tür,
:,: Kennt nicht Lieb’ noch Treue. :,:
4. Und der brave Fahrersmann
Schaut’ sein Liebchen zärtlich an,
Schlug sein Rad in Scherben,
Schnell verrannen Stund’ auf Stund’,
Hand in Hand und Mund auf Mund,
:,: Möchte vor Glück er sterben. :,:
5. Doch trotz Lieb’ und goldnem Wein
Konnt’ er niemals glücklich sein,
Denn ihm fehlt sein Rädchen.
Traurig saß er, trank und trank,
Bis er auf den Boden sank,
:,: Und dann weint’ sein Mädchen. :,:
6. Als vergangen dann ein Jahr,
Groß das Glück als Vater war,
Konnt’ es kaum ertragen.
Doch vorbei ist seine Ruh’,
Denn er fährt jetzt immerzu
:,: Seinen Kinderwagen. :,:
7. Drum, mein Fahrer, hat du ’mal
Zwischen rad und Mädchen Wahl
Und bist jung an Jahren:
Sei nur dann kein dummer Wicht,
Trenn’ von deinem Rad dicht nicht,
:,: Laß das Mädchen fahren! :,:
Text: Fritz Graebing, Radfahrer-Verein
‚Vesalia’, Wesel.
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 49f.
Der Kreuzfidele Bicyclist.
Mel.: Der kreuzfidele Kupferschmied
Wenn ich auf meinem Zweirad sitz’,
Hebt hoch sich meine Brust.
O edler, freier Sport,
Du meine Lieb’ und Lust!
Drum will, so lang ich Jüngling bind,
Dem Zweirad ich mich weih’n;
Der kreuzfidele Bicyclist,
So lang es möglich,. sein. Tralala usw.
2. Und kommt das Mannesalter nah,
Sind steif die Glieder schon,
Dann kauf ich mir ein Teckel
Mit Kettentransmission.
Dann will, so lang ich Mann noch bin,
Dem Teckel ich mich weih’n
Der kreuzfidele Bicyclist,
So lang es möglich, sein.
3. Fahr drauf vergnügt ich manches Jahr,
Wir weiß schon Haar und Bart,
Dann kauf ich mir ein Dreirad,
Mach’ auf ihm manche Fahrt,
Dann will, wenngleich ich Greis schon bin,
Dem Dreirad ich mich weih’n
Der kreuzfidele Tricyclist,
So lang es möglich, sein.
4. Und wenn dereinst die Stunde schlägt,
Der Tod tritt in mein Haus:
Auf einem schwarzen Vierrad
Da fährt man mich hinaus
Setzt, Freunde, dann mir auf mein Grab
Nur einen schlichten Stein,
„All Heil hier und in Ewigkeit,“
Das soll der Spruch drauf sein.
Text: Ferd. Sichel, Hannover
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 51f.
Die Radler komm’n.
Mel.: Die Banda kommt
1. Den schönsten Sport fürwahr,
Den haben wir erwählt,
Der uns von Jahr zu Jahr
Stets jugendlich beseelt.
Quält Podagra und Gicht,
Aufs Fahrrad den nur schnell
Dem, der verdauet nicht,
Hilft’s ‚Fahren’ auf der
Stell’!
Ob Dampfschiff oder Pferdebahn,
Ob Luftballon, ob Viergespann,
Ob Reiten, Fahren, Extrapost,
Elektrisch oder Dampfkaross,
Wir tauschen nicht in keinem Fall,
Und singen drum mit lautem Schall:
Wir Radler komm’n, wir Radler komm’n,
wir Radler komm’n, hurra!
2.Des Morgens in der Früh’
Und abends auch oft spät,
Da sieht man froh uns zieh’n
Mit dem ‚Veloziped’.
Und kehr’n wir lustig ein
Im Dorf und in der Stadt,
So kann man sicher sein,
Daß alles Freude hat:
Der Bürgermeister und Gensdarm,
Pastor und Küsgter Arm in Arm,
Schulmeister mit den Rangen all’,
Die Knecht’ und Mägde aus dem Stall,
Just alles rennt bei meiner Seel’
Und schreit uns zu aus voller Kehl:
„Die Radler komm’n, die Radler
komm’n,
Die Radler komm’n, hurra!“