Gesellschaftslied
1. Vom hoh’n Olymp herab war uns die Freude,
ward uns der Jugendtraum bescheert;
drum, traute Brüder, trotzt dem blassen
Neide,
der unsre Jugendfreuden stört!
Feierlich schalle der Jubelgesang
fröhlicher Brüder beim Becherklang.
2. Versenkt ins Meer der jugendlichen Wonne
Lacht uns der Freuden hohe Zahl,
Bis einst am späten Abend uns die Sonne
Nicht mehr entzückt mit ihrem Strahl.
Feierlich etc.
3. So lang es Gott gefällt, ihr lieben
Brüder,
Woll’n wir uns dieses Lebens freun,
Und fällt der vorhang einstens uns hernieder,
Vergnügt uns zu den Vätern reih’n.
Feierlich etc.
4. Herr Bruder, trink aufs Wohlsein deiner
Schönen,
Die deinen Jugendtraum belebt!
Laß ihr zu Ehr’n ein flottes Hoch
ertönen,
Daß ihr’s durch jede Nerve bebt!
Feierlich etc.
5. Ist einer uns’rer Brüder dann
geschieden,
Vom blassen Tod gefordert ab,
So weinen wir und wünschen Ruh’ und
Frieden
In unsers Bruders stilles Grab.
Wir weinen und wünschen Ruhe hinab
In unseres Bruders stilles Grab. –
Geschichte / Kommentar:
Wir zitieren Franz Magnus Böhme:
Text und Melodie vor 1795 entstanden,
wahrscheinlich beides von Heinr. Christian Schnoor, der in ältern
Liederbüchern als Komponist angegeben ist. Ohne Namen steht das
Lied im „Taschenb. für Freunde des Gesanges“.
Stuttgart 1796, S. 92 und (nach Friedländers Commersbuch S. 161)
schon in „Auswahl der vorzüglichsten Rund- u.
Freundschaftsgesänge“. Nürnberg 1795. In beiden
Büchern hat der Text nur 4 Str. und den Anfang: „Vom hohen
Göttersitz ward uns die Freude, ward uns die Jugendzeit
gewährt“. Die heutige Textfassung nebst Melodie findet sich
zuerst in W. Schneider’s Commersliedern. Halle 1801. S. 11. Von
C. G. Neumann ist es erwiesenermaßen nicht gedichtet. Dieser hat
nur eine neunstrophische Umdichtung 1836 dazu geliefert (s. Hoffmann,
volksth. Lieder Nr. 878). –
Schnoor war Sekretär des Herzogs von Coburg,
lebt 1796 in Hamburg und altona und ging dann noch im selbigen Jahr als
Kaufmannsdiener nach Greitsyl in Ostfriedland. Er komponirte und
dichtete und gab u. a. 1796 in Hamburg 3 Hefte „Lieder vom
traulichen Zirkel gewidmet“ heraus.
Als zweites zitieren wir Hoffmann/(Prahl S. 240
Nr. 1147
1147. Vom hoh’n Oiymp herab ward uns die
Freude. Vor 1795.
Vf. wahrscheinlich Heinrich Christian Schnoor. In
älteren Liederbüchern wird er ab Komponist der Melodie
genannt, ist aber -wahrscheinlich auch Verfasser des Textes; als
solcher ist er unter’ zeichnet in H. L. v. Gullanns
Liedersammlung für gesellige Kreise. Rendsburg, Wendell, 1824 S.
201. Dass Schnoor nicht allein komponierte, sondern auch die Texte
selbst dichtete, behauptet Gerber (Neues Lexikon der Tonkünstler
4. T. 1814 Sp. 108) und verweist auf seine Lieder, dem traulichen
Zirkel gewidmet, fürs Klavier. Hamburg 1796. 3 Hefte. Text und
Melodie stehen vermutlich zuerst in Schnoors Musikalischem
Blumensträusschen für Kenner und Liebhaber, Hamburg bei Meyn,
zwischen 1789 und 1794 veröffentlicht. Leider ist dieses Buch
bisher noch nicht aufzufinden gewesen. Der erste nachweisliche Druck in
der Auswahl der vorzüglichsten Rund- und
Freundschaftsgesänge. Nürnberg 1795 S. 164. Hier und in den
folgenden Drucken: Taschenbuch für Freunde des Gesanges, Stuttgart
1796 und Lieder der Freude und des Frohsinns, Strassburg 1802, lautet
der Anfang:
Vom hohen Göttersitz ward uns die Freude,
Ward uns die Jugendzeit gewährt.
Die heutige Textfassung nebst Melodie findet sich
zuerst in W. Schneiders Commersliedern. Halle 1801 S, 11 mit 5
Strophen, eine sechste zuerst in den Liedern im geselligen Kreise zu
singen, Greifswald 1808. Die beiden Anfangsverse erinnern an ein
beliebtes Freimaurerlied in der Sammlung Berlin 1771 S. 10 u. 11, das
auch in Niemanns Akademisches Liederbuch. Dessau und Leipzig 1782 S. 45
überging. Es beginnt:
Vom Olymp ward uns die Freude,
Ward uns die Fröhlichkeit gesandt.
Im Jahre 1836 meldete sich als Verfasser des
Schnoorschcn Liedes der Regierungsrat Karl Georg Neumann (geb. zu Gera
1774, gest. Zu Trier 1850). Er hat aber keinen weiteren Anteil daran,
als dass er eine schwache neunstrophige Umdichtung davon geliefert hat,
gedruckt im Rheinischen Odeon, i. Jahrg. Coblenz 1836 S. 76-78.
Auf die Melodie wurde geschrieben:
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 302,
S. 227f.
Hoffmann von Fallersleben, Unsere
volksthümlichen Lieder (2. Aufl.), Leipzig 1859. N5. 878.
Karl Hermann Prahl (Hrsg), Unsere
Volkstümlichen Lieder von Hoffmann von Fallersleben (4. Aufl.)
Leipzig 1900, Nr. 1147, S. 240.