Zu Festgelagen
Brüder zu den festlichen Gelagen
hat ein guter Gott uns hier vereint.
Allen Sorgen laßt und jetzt entsagen,
trinket mit dem Freund, der’s redlich meint,
da wo Nektar glüht,(valleralla)
holde Lust erblüht, (Valleralla)
wie den Blumen, wenn der Frühling scheint.
2. Laßt uns froh die gold’ne Zeit
durchschwärmen,
Hangen an des Freundes treuer Brust:
An dem Freunde wollen wir uns wärmen,
In dem Weine fühlen uns’re Lust!
In der Traube Blut, trinkt man deutschen Muth,
Wird der Mann sich hoher Kraft bewußt.
3. Nippet nicht, wenn Bacchus Quelle
fließet,
Aengstlich an des vollen Bechers Rand;
Wer das Leben tropfenweis genießet,
Hat des Lebens Deutung nicht erkannt.
Nehmt ihn frisch zu Mund, leert in bis zum Grund,
Den ein Gott vom Himmel uns gesandt!
4. Auf des Geistes lichtgwohnten Schwingen
Stürzt der Jüngling muthi in die Welt;
Wackre Freunde will er sich erringen,
Die er fest und immer fester hält.
Bleibt die Meinen all bis zum Weltumfall,
Treu dem Freund auf ewig zugesellt.
5. Lasset nicht die Jugendkraft verrauchen,
In dem Becher winkt der goldne Stern!
Honig laßt uns von den Lippen fangen,
Lieben ist des Lebens süßer Kern!
–
Ist die Kraft versaust, ist der Wein verbraust,
Folgen, alter Charon, wir dir gern!
Geschichte / Kommentar:
Text zuerst in „Breslauer
Burschenlieder“ 1821. Dichter unbekannt.
Melodie: zuerst in
Serigs „Auswahl deutscher Lieder“ 1825.
Auf die Melodie geschrieben:
Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren?
(Bier-Königreich)
Quelle:
Der Sänger. Neuestes und vollständigstes
Liederbuch für das deutsche Volk, Verlag und Druck von F. W.
Rietak, Neue Friedrichs-Str. 34, Berlin o.J. (ca. 1850), Nr. 483, S.
322f.
Liederbuch für die ehemaligen Mitglieder des
Feuerwerks-Personals, Berlin 1901. Nr. 49, S. 74f.
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 552,
S. 416.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 164, S. 150.