Schwertlied
1. Du Schwert an meiner Linken, was soll dein
heitres Blinken?
Schaust mich so freundlich an, hab meine Freude
dran.
Hurrah! Hurrah! Hurrah!*
2. „Mich trägt ein wackrer Reiter, drum
blink ich auch so heiter,
Bin freien Mannes Wehr, das freut dem Schwerte
sehr.“
3. Ja, gutes Schwert, frei bin ich und liebe dich
herzinnig,
Als wärst du mir getraut, als eine liebe
Braut!
4. „Dir hab ichs ja ergeben, mein lichtes
Eisenleben –
Ach wären wir getraut!
5. Zur Brautnachts-Morgenröte ruft festlich
die Trompete:
Wenn die Kanonen schrein, hol ich das Liebchen
ein.
6. „O seliges Umfangen! Ich harre mit
Verlangen:
Du Bräut’gam, hole mich! Mein
Kränzchen bleibt für dich!“
7. Was klirrst du in der Scheide, du helle
Eisenfreude,
So wild, so schlachtenfroh? Mein Schwert, was
klirrst du so?
8. „Wohl klirr ich in der Scheide: ich sehne
mich zum Streite,
Recht wild und schlachtenfroh. Drum Reiter, klirr
ich so.“
9. Bleib doch im engen Stübchen: was willst
du hier, mein Liebchen?
Bleib still im Kämmerlein, bleib, bald hol
ich dich ein!
10. „Laßt mich nicht lange warten! O
schöner Liebesgarten,
Voll Röslein blutigroth und aufgeblühtem
Tod!“
11. So komm denn aus der Scheide, du Reiters
Augenweide!
Heraus, mein Schwert, heraus! Führ’
dich ins Vaterhaus.
12. „Ach herrlich ists im Freien, im
rüst’gen Hochzeitreihen!
Wie glänzt im Sonnenstrahl so bräumlich
hell der Stahl!“
13. Wohlauf, ihr kecken Streiter, wohlauf, ihr
deutschen Reiter!
Wird euch das Herz nicht warm? Nehmts Liebchen in
den Arm!
14. Erst that es an der Linken nur ganz verstohlen
blinken:
Doch an die Rechte traut Gott sichtbarlich die
Braut.
15. Drum drückt den liebeheißen
bräutlichen Mund von Eisen
An eure Lippen fest! Fluch, wer die Braut
verlässt!
16. Nun laß das Liebchen singen, daß
helle Funken springen!
Der Hochzeitsmorgen graut. – Hurrat, du
Eisenbraut!
* Bei dem dreifachen Hurrah zum Schluß jeder
Strophe wird mit den Schwertern geklirrt. – Hurrah (Ausruf voll
Kampflust Freudenruf), echt deutsch, vergl. Weigand und Grimm.
Schlachtruf der Preußen 1813,
Geschichte / Kommentar:
Franz Magnus Böhme schreibt zu diesem Lied:
Theodor Körner’s letztes Lied. Wenige
Stunden vor seinem Tode, 26. Aug. 1813, gedichtet. Zuerst gedruckt in
„Zwölf freie deutsche Gedichte von Theodor Körner,
1813“ (das 12. Lied). In der Vorrede, unterschrieben: Leipzig, im
November 1813, heißt es: „Folgende authentische Nachricht
von Körner’s Tode verdanken wir einem Augenzeugen desselben,
dem Grafen Dohna, einem Freunde und Waffenbruder des geliebten Todten
etc. Theodor Körner fiel am 26. Aug. des Jahres (1813). Morgens um
8 Uhr auf einem Felde neben der Straße von Schwerin nach
Gadebusch, nahe an einem Gehölze, eine halbe Stunde westlich von
Rosenberg … Eine Stund vor dem Anfange des Gefechts hatte
Körner, nach einem Nachtmarsche, das im Anhang befindliche
„Schwertlied“ in dem oben erwähnten Holze beendigt und
seinen Freunden vorgelesen … Körner’s Leiche wurde
nach Lübelow getragen und unter einer alten Eiche begraben. Sein
Name schmückt die Rinde dieses Baumes.“
Die Musik dazu für 4 Männerstimmen hat
C. M. v. Weber, gleichzeitig mit „Lützo’s wilder
Jagd“, komponirt, 13. Sept. 1814 auf dem Schlosse Tonna im
Gothaischen (s. Jahn’s, C. M. v. Weber in seinen Werken, 1871).
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 67,
S. 56f.
Auf die Melodie geschrieben:
Wie macht man Wurst? (S.
30)
(Modernes Recept)
(Mel: „Du Schwert an meiner Linken
etc.“)
1. Du Schwart’ von altem Schinken – /
Die Hackemesser blinken! –
Zu Schad’ für Katz’ und Hund /
Leg’ Du den ersten Grund
Zur Wurst, zur Wurst, zur Wurst!
2. Dem Reinen auch ist Reines / Der Foetus eines
Schweines,
Wenn er, substil zerhackt, / Wir in den Darm
gepackt
Zur Wurst
3. Hinein ihr grau und braunen, / Ihr lieblichen
Kaldaunen.
Auch taugt der Rettrest hier / Besser als zur
Stiefelschmier
Zur Wurst!
4. O Krone meinem Werke, / Herbei,
Kartoffelstärke!
Du kleisterst Alles fest, / Was sich nicht binden
lässt
Zur Wurst!
5. Nun lass’ dich, Liebchen, schminken / So
rosenroth wie Schinken.
Der Garten heisst Fuchsin, / Wo deine Rosen
blüh’n
O Wurst!
6. Behütet sei’st vor Schimmel /
Chaotisches Gewimmel!
Heil Dir und Deinem Reich, / Denn Du macht Alles
gleich
O Wurst, o Wurst, o Wurst!
Emil Jacobsen (Allgemeiner Verein zur
Verfälschung von Lebensmitteln), Liederbuch
für fröhliche Fälscher nebst etlichen weisen Sprüchen, Regeln und
Glossen, Waaren 1878, S. 30.