Bannerlied
1. Treu zur Fahe halten
Ist uns Pflicht und Brauch,
Frisch in ihren Falten
Rauscht der Zukunft Hauch.
Leuchtend soll sie wehen
Uns im Kampf voran,
Fest und einige stehen
Alle Mann für Mann.
2. Tief im Herzensgrunde
Lebt das Losungswort,
Lebt in unserm Bunde
Unauslöschlich fort,
Das in Sturm und Wettern, +
Muth und Kraft verleiht,
Das in Flammenlettern
Unser Banner weiht.
3. Vor der Mächt’gen Grollen
Zittern mag der Knecht,
Echte Männer wollen
Freiheit wir und Recht.
Ihnen unser Streben,
Mannhaft treu und rein,
Setzen Blut und Leben
Freudig dafür ein.
4. Nicht um Ehrenplätze,
Noch um irdisch Heil,
Nicht um gold’ne Schätze
Ist die Freizheit feil ;
Für die stolze Halle,
Für des Aermsten Haus,
Gleiches Recht für Alle
Fordern wir heraus.
5. Laßt das Banner fliegen,
Während der Streit auch lang,
Recht und Freiheit siegen
Uber Not und Drang;
Wenn in deutschen Landen
Alle frei und gleich,
Dann erst ist erstanden
Neu das deutsche Reich.
Geschichte / Kommentar:
Das Lied von Alb. Träger aus dem Jahr 1887
nach der Melodie „Freiheit, die ich meine“ von Carl Groos
findet sich in den meisten Liederbüchern der organisierten
Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts bis in das erste Jahrzehnt des
20. Jahrhunderts.
Quellen:
1. Johann Most, Neuestes Proletarier-Lieder-Buch
von verschiedenen Arbeiterdichtern, 3. verbesserte Aufl., Druck und
Verlag der Genossenschafts-Buchdruckerei Lindenstraße Nr. 9,
Chemnitz 1873, Nr. 26
2. Gustaf LInke, Zeitgemäße Volkslieder
und Gedichte, Dresden 1872. (Laut Inge Lammel, Bibliographie der
deutschen Arbeiterliederbücher 1833-1945, S. 32 Nr. 154 wurde das
Buch am 1.2.1872 verboten. Eine andere Aufl. erschien 1878.),
3. Most’s Proletarier-Liederbuch. In
fünfter Auflage zusammengestellt und herausgegeben von Gustav
Geilhof in Chemnitz, 1875
4. Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung,
1885,
5. Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889,
6. Max Kegel’s Sozialdemokratisches
Liederbuch, (3. Aufl.) Stuttgart 1891,
7. Arbeiter-Liederbuch. Eine Sammlung
sozialdemokratischer Lieder und Deklamationen. Einunszwanzigste,
bedeutend vermehrte Auflage. Verlag von Brausewetter & Benedix,
Alt-Bitamo, Druck von William Lehmann, 7. Avenue 596., New-York 1894,
8. Demokratisches Liederbuch zum Gebrauch der
Volksvereine, Hrsgg. von einer Kommission des Demokratischen Vereins in
München, Verlag von Robert Lutz, Stuttgart, 1895.
9. Max Kegel’s Sozialdemokratisches
Liederbuch, (8. Aufl.), Stuttgart, 1897
10. Konrad Beißwanger, Freie
Klänge, Nürnberg o.J. (ca. 1900)
11. Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906),
12. Liederbuch, Herausgegeben vom Deutschen
Arbeiter-Sängerbund, Gau Berlin u. Umgegend, Vierte Auflage, Preis:
35 Pfennig, Verlag: Paul Kupfer, Berlin O. 1909,