Rendez-vous (Zusammenkunft)
1. Setzt zusammen die Gewehre,
weg mit des Tornisters Schwere,
Helm ab, hier ist Rendez-vous!
:,: Laßt uns eins gemühtlich singen,
bald wird Horn und Trommel klingen,
und vorbei ists mit der Ruh. :,:
2. Hört! Generalmarsch wird geschlagen!
Hebt euch von dem grünen Rasen!
Jeder nimmts Gewehr zur Hand.
:,: Viele hunderttausend Streiter,
Fußvolk, Artillerie und Reiter
schützen treu das Vaterland. :,:
3. Feinde stehn auf allen Ecken,
freche Gegner, die uns schrecken,
sie erheben Kriegsgeschrei.
:,: Doch sie finden uns gerüstet,
wenns euch nach blauen Bohnen lüstet,
so erwartet deutsches Blei! :,:
4. Kommt uns nun auf unsern Wegen
irgendwo ein Feind entgegen,
der es schlecht mit Deutschland meint,
:,: „Bataillon“, heißts,
„soll chargieren,
laden und Kolonnn formieren“,
vorwärts geht es auf den Feind. :,:
5. Blitzen dann durch dicke Nebel
Feindes Kavalleristensäbel,
wird geschwind Karree formiert.
:,: Kommt die Infanterie geschritten
in Kolonnen nach der Mitten,
rechts und links wird deployiert. :,:
6. „Nehmt s Gewehr rechts zur Attacke!
Fällt s Gewehr! marsch, marsch!“ die
Jacke
wird dem Burschen durchgeklopft.
:,: Will das Bajonett nicht frommen,
wird der Kolben vorgenommen,
solch ein Dreschen macht bald Luft. :,:
7. Kavallerie auf beiden Flügeln,
festgewurzelt in den Bügeln,
sprenget jetzt zum Einhaun vor.
:,: Donnern drüben die Kanonen,
gibt’s auch hier kein Pulver schonen,
Kugeln speist das Feuerrohr. :,:
8. Horch, das Ganze wird geblasen.
„Gwehr in Ruh!“ Auf grünem Rasen
liegt manch wackrer Reitersmann.
:,: Beim Appell so mancher schweiget,
und die blinde Rotte zeiget,
daß der Feind auch schießen kann. :,:
9. „Augen links!“ es kommt gegangen,
der General, er wird euch sagen,
was der Parlamentär begehrt:
:,: „Friede will er, Waffenbrüder,
morgen geht’s zur Heimat wieder!
Achtung! Präsentiert’s Gewehr!“ :
,:
Andere, zusätzliche sechste Strophe bei
Kutscher:
6. Seht ihr dort auf jenen Höhen,
wo die Batterien stehen,
wie es drunter blitzt und kracht!
Hört ihr die Granaten sausen,
die Schrapnelle zum Feinde brausen,
’s ist die schwere Artillerie.
Geschichte / Kommentar:
Die genaue Herkunft des Liedes ist unbekannt. Es
dürfte in Verbindung mit dem deutsch-französischen Krieg von
1870/71 stehn. Die frühest uns zur Verfügung stehene
Publikation ist das Sammelwerk Erk/Böhme aus den Jahren 1893/4. In
der Zeit zwischen 1890 und 1918 variiert die Anzahl der Strophen. Meist
sind es neun, gelegentlich 8 (ohne die zweite). Während des
Krieges werden häufig auch nur vier bzw. fünf der Strophen
gesungen (z.B.. Olt, Str. 1, 3, 7, 8, 9; vier Varianten aus dem
Material des Deutschen Volksliedarchivs).
Artur Kutscher, Das richtige Soldatenlied,
dokumentiert 1917 eine Version mit acht Strophen, von denen die
Strophen 1-3 im Wesentlichen identlich sind (leichte Veränderung
in Str. 3), Strophe 4 und 5 fehlen, dafür eine neue sechste
Strophe eingeführt wurde (Nr. 137, S. 120):
6. Seht ihr dort auf jenen Höhen,
wo die Batterien stehen,
wie es drunter blitzt und kracht!
Hört ihr die Granaten sausen,
die Schrapnelle zum Feinde brausen,
’s ist die schwere Artillerie.
Der Komponist der Melodie, die in der Regel die
gleiche ist, ist nirgendwo angegeben. Lediglich im Liederbuch das kgl.
Sächs. Krieger- und Militär-Vereine, Mittweida ist ein
Verweis auf das Lied „Kaiser Wilhelm saß ganz
heiter“, was der Melodie von Prinz Eugen entsprechen könnte
(jedenfalls ist das die dortige Angabe)
Die Praxis des militaristischen Liedes offenbart
Besonderes, so schreibt John Meier (Das deutsche Soldatenlied im Felde,
S. 11):
„Ein guts Beispiel dafür, allerdings
noch aus der Garnison, gibt ein uns mitgeteiltes Erlebnis: „Im
Anfange meines Hierseins (in Kehl), als wir noch alle unter der Wirkung
des Abschiedes von unsern Lieben und der Heimat standen, sollten wir
ein kerniges Soldatenlied singen; aber es kam nicht auf und ‚Ich
hatt’ einen Kameraden’ und ‚In der Heimat, da
gibt’s ein Wiedersehn’ rang sich durch, und unsere
Offiziere lachten und sagten: ‚Ja, ja, in der
Heimat!’“ (Anm. 30: Aly, Prof. Lt. d. L., Feld-Art.-Rgt.
76.)
Wie sich spontan und unreflektiert die Empfindung
in der Ablehnung eines Liedes oder in dem Gefallen an ihm
äußert, zeigt noch eine weitere Beobachtung, die wir dem
gleichen Gewähsmann verdanken: „Wenn wir auf einem Marsche
gesungen haben ‚Setzt zusammen die Gewehre’, so waren es im
Anfang nur wenige, welche mitsangen, bis der letzte Vers kam des
Inhalts: ‚Frieden gibt es, Waffenbrüder, morgen geht’s
zur Heimat wieder’, dann war das Singen allgemein.“ (Anm.
30: s.o.)