Schneeweiß sind wir gekleidet
(Schufterei für wenig Geld)
[C. ]
1 Schneeweiß sind wir gekleidet,
Schneeweiß ist uns’re Tracht,
Wir kleiden uns in Samt und Seide,
Wenn die Arbeit ist vollbracht.
2. Sind wir der Arbeit müde,
Sind wir die Arbeit statt,
Dann sagen wir zu uns’rem Meister:
In acht Tagen da wird Schluß gemacht.
3. Meister, gib uns die Papiere,
Meister, gib uns uns’ren Lohn,
Schöne junge Mädchen sind uns lieber,
als die Arbeit hier zu tun.
4. Schöne junge Mädels, frische Wangen,
Schöne Mädels, jungfrisch Blut,
Ein jeder bursch, der liebt sein Mädel,
Und die Mädels sind den Burschen gut.
5. Junggesellen, die sind lustig.
Junggesellen, die sind froh.
Denn unser Handwerk geht nicht unter,
Lust’ge Handwerksburschen schlafen
auf dem Stroh.
Geschichte / Kommentar:
Ein Lied aus dem Fundus des Deutschen
Volksliedarchivs (DVA), hier übernommen aus der
Veröffentlichung von Wolgang Steinitz (A 142.526). Eingesandt
wurde es 1930 mit dem Hinweis:
gesungen in Hundstadt, Kr. Usingen,
Hessen-Nassau“. Weiter vermerkt Steinitz: „Unter dem Lied
steht: „(Spinnstubemlied) uralt?“
Kommentar MVU:
Das Lied hat Wolfgang Steinitz unter der Rubrik
„Schufterei für wenig Geld“ mit anderen Liedern
zusammengefasst, in denen er das gleiche Thema sah. Da man das durchaus
anders sehen kann, haben wir jedes Lied für sich dokumentiert aber
natürlich Steinitz’ Zusammenhangs-Vermutung mit dargestellt,
können aber nicht unerwähnt lassen, dass derartige
Übernahmen einzelner Zeilen anderer Lieder allzu häufig
typisch sind für den Volksgesang, dass man es unerwähnt
lassen kann, bzw. nur in Fällen dokumentieren sollte, wenn sich
damit weitere wichtige Erkenntnisse verbinden lassen.
Steinitz hat den einzelnen Liedern jeweils eine
Nummer vorausgestellt, danach sind die Nummern:
Die Zusammenhänge dieser fünf
unterschiedlichen Lieder sind:
Die Zeile A1.2 Meister,
gib uns die Papiere kommt in allen
Fassungen vor
Die Zeile A1.1 Sind
wir einst der Arbeit müde kommt
ebenfalls in allen Fassungen vor mit Ausnahme von B.
Die Zeile A3.1 Blaue
Augen, rote
Wangen kommt in A, C, D vor.
Die anderen Gemeinsamkeiten betreffen nur die
folgen Lieder:
In B und C heißt es: Denn unser Handwerk geht niemals unter.
In C, D und E kommt „stark
umgestaltet“ vor: Schneeweiß
sind wir gekleidet,
In E und D kommt vor: In
dem Schacht, da ist es dunkel.
Die Fassungen D (Weinbergarbeiterinnen) und E
(Bergarbeiter) stehen einander besonders nahe, wobei das Umsingen auf
die neue Situation sehr geschickt gestaltet ist.
Quelle:
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) Bd. 1, S. 303f.