Auf, Gesellen, froh und munter,
Schufterei für wenig Geld (Steinitz)
1. Auf, Gesellen, froh und munter,
Schenkt die Gläser voller Wein!
Denn unser Handwerk geht niemals unter,
Lust’ge Zimmerleute (1) woll’n wir
sein.
2. Meister, gib uns die Papiere,
Meister, gib uns unser Geld!
Die schönen Mädchen die sind uns lieber
als die Schafferei auf dieser Welt.
3. Denn wir brauchen’s keinen Kaiser,
Und wir brauchen’s keinen Gott.
Denn der Krieg war nur für Reiche
Und der arme Teufel ging kaputt.
Geschichte / Kommentar:
In dieser Form ist das Lied eine Zusammensetzung
aus drei anderen älteren Liedern. Es soll aber „in Weil a.
Rh. (Baden) so gesungen worden sein. Und zwar „von
Arbeitsgenossen“ einer nicht erwähnten Gewährsperson,
die es 1930 „beim Bau gelernt“ habe (DVA A 110.818).
Die erste Strophe ist der Beginn eines
älteren Handwerkerliedes, die dritte Strophe stammt aus dem Ersten
Weltkrieg bzw. der Zeit der Revolution von 1918 und die zweite Strophe
dürfte aus dem Ende der 1920er Jahre stammen.
Das Lied hat Wolfgang Steinitz unter der Rubrik
„Schufterei für wenig Geld“ mit anderen Liedern
zusammengefasst, in denen er das gleiche Thema sah. Da man das durchaus
anders sehen kann, haben wir jedes Lied für sich dokumentiert aber
natürlich Steinitz’ Zusammenhangs-Vermutung mit dargestellt,
können aber nicht unerwähnt lassen, dass derartige
Übernahmen einzelner Zeilen anderer Lieder allzu häufig
typisch sind für den Volksgesang, dass man es unerwähnt
lassen kann, bzw. nur in Fällen dokumentieren sollte, wenn sich
damit weitere wichtige Erkenntnisse verbinden lassen.
Steinitz hat den einzelnen Liedern jeweils eine
Nummer vorausgestellt, danach sind die Nummern:
B. Auf, Gesellen, froh und munter, / Schenkt die
Gläser voller Wein!
C. Schneeweiß sind wir gekleidet, /
Schneeweiß ist uns’re Tracht,
D. In dem Weinberg ist’s gar herrlich, / in
dem Weinberg ist’s gar schön.
E. In dem Schacht, da ist es dunkel, in dem
Schacht, da ist es schön
Die Zusammenhänge dieser fünf
unterschiedlichen Lieder sind:
Die Zeile A1.2 Meister,
gib uns die Papiere kommt in allen
Fassungen vor
Die Zeile A1.1 Sind wir
einst der Arbeit müde kommt
ebenfalls in allen Fassungen vor mit Ausnahme von B.
Die Zeile A3.1 Blaue
Augen, rote
Wangen kommt in A, C, D vor.
Die anderen Gemeinsamkeiten betreffen nur die
folgen Lieder:
In B und C heißt es: Denn unser Handwerk geht niemals unter.
In C, D und E kommt „stark
umgestaltet“ vor: Schneeweiß
sind wir gekleidet,
In E und D kommt vor: In
dem Schacht, da ist es dunkel.
Die Fassungen D (Weinbergarbeiterinnen) und E
(Bergarbeiter) stehen einander besonders nahe, wobei das Umsingen auf
die neue Stituation sehr geschickt gestaltet ist.
Quelle:
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) Bd. 1, S. 303f.