In dem Weinberg ist’s gar herrlich
(Schufterei für wenig Geld)
[D. ]
1. In dem Weinberg ist’s gar herrlich,
in dem Weinberg ist’s gar schön.
Nur das eine kann uns nicht gefallen:
Bei der ganzen Arbeit muß man stehn.
2. Rauh und schmutzig sind unsere Hände,
Zoddelich ist unser Haar,
Und so gehen wir geschickt und schneidig,
Bis das Tagwerk es ist vollbracht.
3. Sind wir eins des Schaffens müde,
Sind wir eins des Schaffens satt,
Gehen wir hin zu unserm Meister:
Morgen haun wir in den Sack.
4. Meister, gib uns die Papiere,
Meister, gib uns unser Geld,
Schöne Burschen sind uns lieber
Als die Schufterei in dem Weinberg.
5. Schöne Burschen, blaue Augen,
Rote Lippen wie Milch und Blut,
Denn ein jedes Mädel lieb den Sportsmann,
Und der Sportsmann ist dem Mädel gut.
Geschichte / Kommentar:
Ein Lied aus dem Bestand des Deutschen
Volksliedarchivs in Freiburg (DVA), das Wolfgang Steinitz eine seine
Sammlung aufgenommen hatte (A 126.451). Es wurde 1930 in Niederleuken,
Kr. Saarburg, Rheinland aufgezeichnet.
Kommentar MVU:
Das Lied hat Wolfgang Steinitz unter der Rubrik
„Schufterei für wenig Geld“ mit anderen Liedern
zusammengefasst, in denen er das gleiche Thema sah. Da man das durchaus
anders sehen kann, haben wir jedes Lied für sich dokumentiert aber
natürlich Steinitz’ Zusammenhangs-Vermutung mit dargestellt,
können aber nicht unerwähnt lassen, dass derartige
Übernahmen einzelner Zeilen anderer Lieder allzu häufig
typisch sind für den Volksgesang, dass man es unerwähnt
lassen kann, bzw. nur in Fällen dokumentieren sollte, wenn sich
damit weitere wichtige Erkenntnisse verbinden lassen.
Steinitz hat den einzelnen Liedern jeweils eine
Nummer vorausgestellt, danach sind die Nummern:
C. Schneeweiß sind wir gekleidet, /
Schneeweiß ist uns’re Tracht,
D. In dem Weinberg ist’s gar herrlich, / in
dem Weinberg ist’s gar schön.
E. In dem Schacht, da ist es dunkel, in dem
Schacht, da ist es schön
Die Zusammenhänge dieser fünf
unterschiedlichen Lieder sind:
Die Zeile A1.2 Meister,
gib uns die Papiere kommt in allen
Fassungen vor
Die Zeile A1.1 Sind wir
einst der Arbeit müde kommt
ebenfalls in allen Fassungen vor mit Ausnahme von B.
Die Zeile A3.1 Blaue
Augen, rote
Wangen kommt in A, C, D vor.
Die anderen Gemeinsamkeiten betreffen nur die
folgen Lieder:
In B und C heißt es: Denn unser Handwerk geht niemals unter.
In C, D und E kommt „stark
umgestaltet“ vor: Schneeweiß
sind wir gekleidet,
In E und D kommt vor: In
dem Schacht, da ist es dunkel.
Die Fassungen D (Weinbergarbeiterinnen) und E
(Bergarbeiter) stehen einander besonders nahe, wobei das Umsingen auf
die neue Situation sehr geschickt gestaltet ist.
Quelle:
Wolfgang Steinitz, Dt. Volkslieder demokratischen
Charakters aus sechs Jahrhunderten, Berlin (Ost) Bd. 1, S. 303f.