In Frankreich sind viele gefallen
1. In Frankreich seins viele geblieben,
In Frankreich seins viele geblieben.
Da ham sich zwei stürmische Reiter
Miteinander so heftig begrüßt.
2. Zwei Kameraden, die ham sich verschworen,
Daß der eine dem andern treu bleibt:
Sollt der eine von uns beiden fallen,
Daß der ander sei’m Liebchen
heimschreibt.
3. Eine Kugel, die kam nun geflogen,
Sie durchbbohrte dem einen das Herz.
Das war für die Eltern ein Kummer,
Für sein Liebchen, da war es ein Schmerz.
4. Und als nun der Kampf war zu Ende,
Zog ein jeder zurück ins Quartier;
Da hat sich so mancher gewendet
An den Bleistift und an das Papier.
5. Und er schrieb nun mit zitternden Händen
Dem Getroffnen sein’ Eltern nach Haus:
Euren Sohn hat die Kugel getroffen,
Liegt in Frankreich, steht nimmermehr auf.
6. Der Mond mit dem bleichen Gesichte
Und die Sternlein im funkelnden Schein,
Sie leuchten dem Krieger in Frankreich,
sie leuchten in den Friedhof hinein.
Geschichte / Kommentar:
Die folgenden Ausführungen haben als
wichtigste Quelle Wolfgang Steinitz herangezogen, der wiederum seine
Informationen aus dem Deutschen Volksliedarchiv in Freiburg und einigen
unterschiedlichen Einzelquellen bezogen hat. Dazu kamen die
Liederbücher jener Zeit, die sich (auch) mit den Liedern des
Ersten Weltkriegs auseinander setzten (siehe Quellen).
Das Soldatenlied ist vermutlich während des
Ersten Weltkriegs entstanden, zumindest gibt es so gut wie keine Belege
für das Gegenteil. Erste Zeugnisse gibt es bereits im Jahr 1915.
Vorbild dürfte das Soldatenlied „Die
Sonne sank im Westen“ sein. Steinitz sieht „Abgesehen von der
allgemeinen Gleichheit der Situation“, der „völlig
identische Wortlaut von V 3 Die leuchten dem
Soldaten sowie das blasse Angesicht“,
dass es sich gar „um „eine genetische Beziehungen“
mit dem Soldatenlied aus dem Krieg 1870/71, wo es um die Schlacht bei
Sedan ging, handeln würde. Auch sei die Melodie eindeutig Vorbild
gewesen.
Steinitz schildert allerdings noch zwei
Zeitzeugen-Erzählungen aus der Zeit um 1900. So habe ein Friseur
Sauber in Rostock Kindern von seinen Kriegserlebnissen 1870
erzählt und dabei ein Lied mit den beiden Anfangszeilen „In Loigny sind viele gefallen, / In Loigny war’n
viele dabei.“. Obwohl auch eine
andere Frau (geb. 1899) aus ihrer Kinderzeit ein solches Erlebnis
schildert, sieht Steinitz darin keine Verbindung zu dem neuen
Soldatenlied. „Bei Loigny (Ort bei Orleans) hatten die
Mecklenburger Truppen am 2.12.1870 schwere Verluste“ erlitten.
Ein genauerer Text und Angaben zum Lied fehlen.
Steinitz erwähnt noch einen Versuch, das
Urheberrecht an dem Lied „In Flandern sind viele Soldaten“
für sich zu beanspruchen. Ein H. A. v. Gordon behauptete, das Lied
1914 „geschaffen“ zu haben. Gleiches hatte er auch
vergeblich für das Argonnewald-Lied versucht. Es gab einen Prozess
und es wurde eine Kommission eingesetzt. Das Ergebnis war: es handelte
sich um einen Schwindler! Das Protokoll dazu befindet sich im
Freiburger Volksliedarchiv (Steinitz Bd. 2, S. 441f.) .
Die Varianten des Soldatenliedes seit 1915 lauten:
„In Frankreich sind viele Soldaten, (DVA: 010. A 71 850; 036. A
108 252; 042. A 59 942. [Nummerierung von Steinitz / DVA-Nr.)
In Frankreich sind viele Soldaten, In F. sind viele gefallen. Da
haben sich zwei stürmische Freunde Miteinander so herzlich geliebt
(010. A 71 850. - Hecklingen, Anhalt 1922; Melodie von 03.
übernommen!)
In Frankreich sind viele Soldaten, Ja in Fr. sind viele gefallen. Ja da haben sich zwei
Herzen gefunden, Einander so treulich verbunden. (1918,
Train.-Ers.-Abt. Nr. 9, Rendsburg; 036. A 108 252.
In Frankreich s. v. S.
(042. A 59 942)
In Rußland sind viele Soldaten (Nach Olt
DVA-Nr. 534); *03.=O.; Schuhmacher 1928, S. 214/6)
Ja in Rußland sind viele gefallen (M. [02.]/
Imago VI (1920), S. 163f.)
In Rußland sind viele gefallen (M2. [039].
Volksliedarch. Linz L VI/11/b/79.
In Rußland sind viele Soldaten, in
Frankreich sind viele geblieben. (*012. A
141 887. - Sängerin Veronika Reder, Haselbach v. d.
Rhön, aufgez. 1933 von C. Hartenstein)
In Rußland.
(017. A 189 256)
In Rußland sind viele gefallen. (1954 in Essingen/Württ. von einem Umsiedler aus
Szálka (Kom. Tolna, Ungarn) aufgezeichnet. [023. A 189 256[)
In Rußland sind viele gefallen, In R. sind viele gebliebn. Dort haben sich zwei
stürmische Feinde Miteinander so herzlich geliebt [!]. „Nur
1 Str.; Sofienthal/Bessarabien.“ (029. A 168 720.)
In Serbien sind viele gefallen. (014. A 118 667.
- Liederheft der Rosalia Neff, Saderlach, Banat)
In Italien saint file gefalen. (016. A 140 557. Pari, Ungarn)
In Flandern da kämpften Matrosen, In Fl. so mancher wohl blieb, Da waren 2 herzgut
Freunde, Die hatten einander so lieb“. (020. A 151 346, Sangesort: Celle
1935/36).
In Flandern sind viele Soldaten (DVA: *040. A 87 782; *041. A 75 071)
In Flandern bei nächtlichem Sturme. (043. A 72 14)
In Flandern gibt’s viele Soldaten. (044. A 72 471; *045. Wiener Volksliedarchiv. 286, 9.
Niederösterreich).
Zwei Kameraden, die haben sich’s geschworen,
Daß der eine dem andern treu bleibt. (011. A 108 253 -
1918, Soldatenlied: 2).
Es waren zwei bluttreue Freunde … Euer Sohn
ist von der Kugel getroffen.“ (013. A 0129 879).
Einige Liedbeispiele:
„In Frankreich sind viele Soldaten,
In F. sind viele gefallen.
Da haben sich zwei stürmische Freunde
Miteinander so herzlich geliebt“.
(DVA: 010. A 71 850. - Hecklingen, Anhalt 1922: -
Melodie von 03. übernommen).
„In Frankreich
sind viele Soldaten,
Ja in Fr. sind viele gefallen.
Ja da haben sich zwei Herzen gefunden,
Einander so treulich verbunden.
( 1918, Train.-Ers.-Abt. Nr. 9, Rendsburg. 042. A
59 942; 036. A 108 252).