Konrad Beißwanger schreibt 1901 über
Hasenclever:
„Wilhem Hawenclever, geboren am 19. April
1834 zu Arnsberg in Westfalen, besuchte mehrere Klassen des Gymnasiums
und erlernte sodann die Lohgerberei. Als Handwerksbursche bereiste er
ganz Deutschland, sowie Oberitalien und lernte so das Leben der
Arbeiter mit all seinen Mühen und Entbehrungen praktisch kennen.
Durch Lassalle’s Auftreten begeistert, schloß er sich dem
Allgemeinen deutschen Arbeiterverein an und wurde Mitarbeiter am
offiziellen Organ, dem ‚Sozialdemokrat’. Als 1875 die
beiden großen sozialistischen Gruppen („Lassalleaner“
und „Eisenacher“) sich verschmolzen hatten, wurde
Hasenclever Vorstandsmitglied der neuen Partei und trat in die
Redaktion des ‚Hamburg-Altonaer Volksblatt’, später
mit Liebknecht in die Redaktion des Leipziger
‚Vorwärts’ ein. Unter dem Sozialistengesetz wurde er
aus Leipzig ausgewiesen. Seit 1869 wurde er wiederholt in den deutschen
Reichstag gewählt. 1897 mußt er wegen
Geistesgestörtheit in einer Anstalt bei Berlin untergebracht
werden, woselbst er am 3. Juli 1889 starb. Als Parlamentarier und
Volksredner, wie auch als Proletarierdichter gehörte Hasenclever
mit zu den hervorragendsten Persönlichkeiten, die aus den Reihen
der deutschen Arbeiter hervorgegangen sind.“
Lieder aus/nach Beißwanger:
Erhebung, S. 679.
Der Weltgeist, S. 680
Das goldene Kalb, S. 681.
Das Volk ist mündig worden, S. 682,
Im Walde, S. 683
Lasalle's Todestag, (Der beste Mann – der
Arbeit treuster Hort), S. 683
Ostern, S. 684
Lerche und Rebhuhn, S. 685
Zum Kampf, S. 687
Widipedia setzt sich ausführliche mit
Hasenclever auseinander – siehe dort.
(Aus: Deutsche Arbeiter-Dichtung Bd. 1, Stuttgart
1893)
Ward geboren am 19. April 1834 zu Arnsberg in
estfalen. Er erhielt eine gute Schulbildung und besuchte u. a. mehrere
Klassen des Gymnasiums zu Arnsberg; dann erlernte er die Lohgerberei
und bereiste als Handwerksbursche ganz Deutschland und Ober-Italien. Er
lernte das Leben der arbeiter, für deren Befreiung er Zeit seines
Lebens gekämpft hat, mit all seinen Mühen und Entbehrungen
praktisch kennen. Als junger Mann hatte er große Freude an der
Turnerei und am Gesang; bald aber zog es ihn zu ernsteren Dingen.
Während der Konfliktszeit 1862 wurde er, da man auf seine
journalistische Befähigung bald aufmerksam gewordne war, Redakteur
der demokratsicehn „Westfälischen Volkszeitung“ zu
Hagen. Bald darauf schloß er, von Lassalle’s Auftreten
begiestert, sich dem Allgemeinen deutschen Arbeiterverein an. 1868 war
er Kassier dieses Verein, nachdem er Mitarbeiter am offiziellen Organ
„Sozialdemokrat“ gewesen, und 1871 wurde er nach dem Sturze
des Herrn von Schweitzer zum Präsidenten des Allgemeinen deutschen
Arbeitervereins gewählt, als welcher er große
Rührigkeit an den Tag legte und eine große Popularität
in der politischen Welt erlangte. Als Schriftsteller war er um diese
Zeit am „Neuen Sozialdemokrat“ und an den
„Sozialpolitischen Blättern“ thätig. 1875,
nachdem sich die beiden großen sozialistischen Gruppen der
„Lasselleaner“ und „Eisenachter“ verschmolzen
hatten, ward Hasencleber Vorstandsmitglied der neuen Partei; dann trat
er in die Redaktion des „Hamburger-Altonaer Volksblatt“ ein
und 1876 übernahm er mit Liebknecht zusammen die Redaktion des
„Vorwärts,“ des sozialdemokratischen Zentralorgans in
Leipzig. Unter dem Sozialistengesetz wurde er auf Grund des sogenannten
kleinen Belagerungszustandes aus Leipzig 1881 ausgewiesen, lebte dann
nacheinander in Wurzen, in Halle und Dessau und kam von da
plötzlich gegen Ende 1887 nach Berlin, wo er sich als
geistesgestört erwies. Er mußte in der Maison de
santé in Schöneberg bei Berlin untergebracht werden, wo er
am 3. Juli 1889 gestorben ist.
Hasenclever vertrat im deutschen Reichstag 1869
bis 1870 Duisburg, 1874 bis 1877 Altona; 1877 in Altona und Berlin VI
gewählt, nahm er für Berlin VI an. Diese Wahl wurde für
ungiltig erklärt, aber Hasenclever bei der Neuwahl
wiedergeäwhlt. 1879 bis 1884 vertrat er Breslau (Ost), 1884 wurde
er in Breslau und Berlin gewählt und nahm für Breslau an;
1887 wurde er mit über 30.000 Stimmen wieder in Berlin VI
gewählt. Er besa0 ein nicht unbedeutendes parlamentarisches Talent
und war ein schlagfertiger, mit gutem Mutterwitz begabter Redner. Auf
vielen Kongressen der Sozialdemokratie hat er präsidirt, noch
einige Zeit vor der Umnachtung seines Geistes dem Kongreß in St.
Gallen.
Bei all dieser vielseitigen Thätigkeit fand
er noch Zeit, sich der schönen Literatur zu widmen. Er schrieb
eine Reiche von Novellen und Feulletons für Zeitungen und
verfasste unter dem Titel „Erlebtes“ eine gern gelesene
Schilderung einzelner Episoden seines Lebens; u. a. legte er in diesem
Werke seine Erinnerungen an den Feldzug von 1870/71 nieder, den er als
Landwehrmann und – Reichstagsabgeordneter mitgemacht hatte. Die
hier den Lesern gebotenen Poesien sind eine Auswahl.
Sein Name wird in der Arbeiterwelt fortleben. Die
Berliner Arbeiter ehrten ihn, indem sie ihn 15.000 Mann stark zu Grabe
gleiteten. Bei dieser großen Leichenfeier war die
Sozialdemokratie aus vielen Orten des Reiches vertreten, und zahllose
Kranz- und Glumenspenden zeugten von der Verehrung, die Hasenclever
aller Orten genoß. Er hatte die derbe und uerwüchsige Art
der Westfalen, die Heine als „sentimentale Eichen“
bezeichnet; er war ein guter Kamerad und Gesellschafter, ein
aufrichtiger Freund und ein ttapferer Kämpfer in dem großen
sozialen Befreiungskriege. Er konnte ein unerbittlicher politischer
Gegner, aber auch ein vorurtheilsloser Kritiker sein, und seine
politischen Kämpfe haben seinen schöngeistigen Neigungen
keinen Eintrag thun knnen.
Sein Bild hängt heut in tausenden von
Hütten. Und seine freunde werden noch lange an seine gesellige und
liebenwürdige Art denken.
Inhaltsverzeichnis
Wir ziehen in den heil’gen Streit (Zum
Kampf), S. 7
Frei sei mein deutsches Vaterland
(Freiheitskämpfer), S. 9
Aus Nacht – durch Blut – zum hellen,
gold’nen Tag! (Das deutsche Banner aufgerollt), S. 11
Als einst der deutschen Fürsten Trug (Jahn),
S. 12
Die Lerche schwingt sich frisch empor (Lerche und
Rebhuhn), S. 15
Vor unsren Blicken liegen ausgebreitet (Der
Weltgeist), S. 17
Man sieht es wohl an meinem Wesen (Erhebung), S.
19
O du mein theures Vaterland (Hochzeitsfest), S. 21
Die Osterglocken läuten (Ostern), S. 22
Am frischen Frühlingsmorgen (Im Walde), S. 23
Roth ist die Liebe (Noth), S. 25
Der beste Mann – der Arbeit treuster Hort
(Lassalle’s Todestag), S. 26
Du armer Mann, der du so heiß gliebt (Der
Haß), S. 28
O Volk, nimm meine Richtung an (Die
Volksbeglücker), S. 29
Kinder Israels – sie sprangen (Das goldene
Kalb), S. 31
In vielen tausend freien Herzen (Die deutsche
Marseillaise), S. 33.
Schwarz ist die Sünde
(Schwarz-weiß-roth), S. 35
Was bedeutet der Trommel dumpfer Ton? (Robert
Blum), S. 35
Zum König drängt das Volk heran (Das
Volk ist mündig worden!), S. 38
Hoch sozialistische Partei! (Parteilied / 1875),
S. 40. -
Quellen:
Hasenclever. Frohme. Lepp. Deutsche
Arbeiter-Dichtung Bd. 1. Eine Auswahl Lieder und Gedichte deutscher
Proletarier, Stuttgart 1893, S. 3-6
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900),