3. Hat der Bursch sich nicht geniert,
Und recht wacker mit Schnaps geschmiert,
Stieg gar tief in die Kanne;
Weil die Wirtin durchaus nicht alt,
Lag er zu ihren Füssen bald,
:,: Hei! war das eine Panne! :,:
4. Doch zum Schlusse - o welch’ Malheur!
Kam der Wirtin ihr Mann daher
Grimmig als wie ein Krieger.
Was geschah? - Ich thu’s Euch kund,
Aus dem Radler war zu Stund’
Ein gewaltiger Flieger.
Eduard Jürgensen, Berlin-Friedenau
(1847-1910)
Nr. 36
Klagelied.
Der erste Zwischengesang geht entspechend des
Themas „“töff, töff, töff, töff,
töff, töff, töff“, der zweite „töff,
töff, töff, töff, töff, töff, töff“
und der dritte: „kn-a-t-t-e-r-a-t-a-t-t-e-r-a-t-a-r-a“.
Enden tut es folgendermaßen:
„Mit Motorkraft und Bezin -
kn-a-t-t-e-r-a-t-a-t-t-e-r-a-t-a-r-a
Und mit lautem Huppen - O, du lieber
A-u-g-u-s-t-i-n!
Und mit lautem Huppen - ach herje,
ach herrje, ach
herrje-mi-néh-mi-néh.“
In den folgenden Strophen geht es um die
Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Berufsgruppen, die durch
Motorisierte ihre Exisstenz in Gefahr sehen. Die Fuhrmannsleute rufen
schon fast zu einer Art Lynchjustiz auf „Packt die
Motorradler!“ (2),
Weiter geht es mit „Haut die Kerls, es ist
nicht schad,
Dass die Schwartn krachen!“ (3).
Der „biederherz’ge Bauer“
brachte gar „mit viel Geschick
Rad um Rad zur Strecke“. (4) Die sanften
Hunde“ wurden auf die „Schnauferln“ gehezt
„Schnappt nach Radlerwadeln“ (5)
In der sechsten Strophe wird von einem Verbot
für Motoren gesungen (wer kann helfen?!?) „Auch mit Gabeln
und mit Flegeln“ ging man gegen Motorräder vor (7).
Doch auch der Staat machte es den Motorradfahrern
schwer. Wenn nur irgendmöglich „Ward er
aufgeschrieben“ (8) und „Mancher tücht’ge
Poliziste Schrieb tagtäglich eine Liste“. (9)
In den letzten drei Strophen wird erst das
„Trauern“ empfohlen, doch zuerst noch einmal „den
Bauern, Hunden, Ochsen, Polizei“ kritisch belobigt (10). Daher
wird nahegelegt: „Motoriste, du verdammter, Werde
Schmalspurbahnbeamter“, auch „ein Gemeindespiess“ ist
noch sinnvoll. (11)
Abschließend heißt es dann:
„Wem ist dieses Lied gelungen!
‘s hat’s ein Motorist gesungen,
Den man so in Strafe nahm,
Dass um Hab und Gut er kam
Und nun lebt vom Dichten“.
Nr. 37
Die Reise um die Welt.
Fredy Budzinski aus Berlin (1879-1970) ließ
sich von dem Lied „Es steht ein Wirtshaus an der Lahn“ zu
sieben Strophen insirieren.
Handelnder ist „ein junger
Autlerheld“, der meinte, er würde „Ganz ohne einen
Pfennig Geld“ die „Welt bereisen“ wollen (1). Zur
Finanzierung wollte er Ansichtskarten verkaufen.
Also, „auf’s Motorrad“ und los.
Überall wo er anhielt scharten sich die Leute um ihn, „ Doch
niemand kaufte Karten.“ (2)
Dem Autor hin der Magen „furchtbar
schief“ und zu allem Überfluss „platzen plötzlich
beide Pneus“ und er musste schieben. Vier Stunden brauchte er,
bis er die nächste Stadt erreichte. Dort konnte er die
„Reifen flicken“ lassen, aber hier „mit
Ansichtskarten zahl’n“ haute nicht hin. „Der
„Rad-Arzt“ lief zur Polizei“ die wiederumg ihn
„per Schub nach Hause“ bringen ließ.
Das Resümee des Autlers war: „Was Ihr
auch tut, das schnöde Geld Braucht Ihr in jedem Falle.“
Nr. 38
Klage der Hausfrau eines Motorradfahrers.
Mel.: Keinen Tropfen im Becher mehr.
1. Keine Ruhe im Hause mehr,
Und die Luft benzingasschwer
Ist gar nicht zu bannen.
Nirgends ist ein Plätzchen frei,
Ueb’rall Schrauben, allerlei
Muttern, Rädchen, Kannen.
2. Ach, der Boden, blank geputzt,
Zeigt sich ganz mit Oel beschmutzt,
Vorhang Tischtuch, Kleider
Und die Bettwäsch’, ‘s ist ein
Graus,
Sieht verrusst wie ‘n Schornstein aus
Und das Sofa, leider!
3. Was der Herr vom Haus berührt
Mit Benzin ist parfümiert,
Löffel, Messer, Gabel:
Selbst die Wurst und ‘s Brot dazu,
Alles hat Benzin-hautgoût:
Mir wird miserabel.
4. Mit Spektakel schläft man ein
Und beim ersten Frührotschein
Hört man schon das Pochen:
Der Gemahl steht am Motor,
Gibt „Vollgas“ und der Rumor
Geht durch Mark und Knochen.
Statt, dass man beim Mittagstisch
Den Gemahl gesund und frisch
Sieht am Mahl sich laben,
Liegt er irgendwo im Reich -
Wo, das weiss man oft nicht gleich -
In dem Strassengraben.
Kehrt er abends dann nach Haus,
O, wie sieht das Mannsbild aus:
Wie das wahre Laster.
Rock und Hose ganz zerfetzt,
D’ Füsse in Verband gesetzt,
Auf der Nas ein Pflaster.
Liebe Bräute insgesamt,
O, beriecht vor’m Standesamt
Den, den ihr erkoren:
Riecht der Bräu’gam nach Benzin,
Ruft:: „Adieu!“ und lasst ihn ziehen,
Sonst seid ihr verloren!
Lenerl Braunbeck (1866-1928) (nach Heinz Kurz),
München
Nr. 39
Das Automobüll.
Auf die Melodie des Liedes vom Schwalangschär (Chevauxleger)
textete Karl Sorge aus Gunzenhausen das Lied „Kann’s denn was
Schön’res geben als ein Automobüll? Töff,
töff!“.
Er beginnt mit der einfachen Feststellung
„Man setzt sich auf den Karren und fahrt, wohin man will“.
Dafür benötigt man weder Futter, Wasser oder eine Peitsche.
Man kann nach belieben jederzeit aussteigen, braucht keine Stall und
keinen Knecht. Das Aut scheute keinen Reiter, keine Hund oder
Gockelhahn. (2)
Das Aut sei auch viel besser als die Bahn, wo man
Rücksicht nehmen oder einen Fahrplan beachten müsse (3).
Nr. 40
Der Pferde Klagelied.
Mel.: O alte Burschenherrlichkeit.
1. O alte Rösserherrlichkeit
Wohin bist du entschwunden?
Nie kehrst du wieder, gold’ne Zeit,
Seit der Motor erfunden.
„Töff töff“ heisst jetzt des
„Schwagers“ Gruss,
Im Schnauferl steckt der Pferdefuss,
:,: O jerum, jerum, jerum
O quae mutatio rerum. :,:
2. Den einst so edeln Pegasus
Behandelt man nun klinisch,
Er steht auf schlechtem Versefuss,
Sein Atem riecht benzinisch,
Und seiner Ritter ganze Kunst
Wie Gas verfliegt in blauen Dunst.
:,: O jerum, ect. :,:
3. Kein Ross mehr ein Kaligula
Zum Konsul tut ernennen,
Nur einen Esel hie und da
Lernt man in Würden kennen.
Auf nach Walhall zum Met-Gesöff
Zieht der Einherier bald per Töff.
:,: O jerum, ect. :,: