Der närrische Scherenschleifer.(S. 18)
Mel.: Auf de schwäb’sche Eisenbahna
1. Kurz vor Ostera auf Lätara
Wollt amol a Radla fahra,
Setzt se aufs Maschinle na
Und fangt gleich zu radla aa.
Rula, rula, rulala.
2. Vorwärts gehts mit Windeseila,
„Himmel, Kreuz und Donnerkeila,“
Schreit an Fraa zu ihrem Maa:
Guck dean Scherenschleifer aa.
3. In dös Wirtshäusle zum Vära
Tut der Radler g’schwind einkehra,
Setzt se an den Stammtisch na
Und fängt fescht zu wickle aa.
Doch kaum hat er Platz do g’nomma,
Sind die Baura zornig komma,
All mit Prügel grauß und dick
Und der Schultas trait da Strick.
5. „He! Herr Wirt,“ So ruft der
Schultas,
„Koin Agablick i duld es,
Daß an uihrem Häusle draa
Hält dear närr’sche
Schleifersmaa.“
6. Unser Radler spitzt die Ohra,
Alles glaubt, er wär’ verlora,
Doch durch’s Fenster ganz verschmitzt
Ist er schleunigst ausgeschlitzt.
7. In deam nächst’ Minütle schoa
Fahrt der Radlersmaa davoa
Mit „Frisch auf“ zum Dorf enaus,
Lacht die dumma Baura aus.
Heinr. Müller, Aschaffenburg
Radfahrer-Leben. (S. 18 – 19)
1. Höret, was ich euch berichte,
Glaubt nicht, daß ich was erdichte,
:,: Wie’s zugeht im Radfahrsport,
Sei geoffenbart hinfort
Denn profanen Laien. :,:
2. Längst schon tat es mich verdrießen,
Auf zwei Beinen geh’n zu müssen. -
:,: Wenn so schneidig oft ich sah
Auf dem Stahlroß hie und da
Einen Bicyclisten,. :,:
3. Schnell kauft’ ich mir so ‘nen
Karren
Und begann darauf zu fahren; -
:,: Aber als ich oben kaum,
Kam mit einem Purzelbaum
Ich schon wieder ‘runter. :,:
4. Schön ist wahrlich ein Bicycli, -
Kann man fahren dies Vehikel; -
:,: Doch die Kurven in dem Saal
Machen anfangs recht viel Qual -
Weil die Kurve rund ist. :,:
5. Doch ich dacht bei mir ganz weise:
Es, was scheren mich die Kreise, -
:,: Komm’ ich erst auf die Chaussee,
Fahr’ ich wie der Wind, juchhe!
Hei, das soll mal gehen! :,:
6. Aber ach, nicht immer eben
Ist der Weg, es gibt auch Gräben;
:,: Kommt nun gar ein wildes Pferd,
Fällt gar leicht man auf die Erd’,
Doch drauf gehts gleich weiter. :,:
7. Doch das kann uns nicht verleiden,
Deshalb wollen wir nicht meiden :,:
Unsern schönen Radfahrsport;
Mög’ er blühen fort und fort,
Darauf laßt uns trinken! :,:
Der erste Ausflug. (S. 20)
Mel.: Studio auf einer Reis’.
Hat der Winter ausregiert, Juchheidi, juchheida
Frühlingslust das Szepter führt,
Juchheidi, heida,
Wird in schöner morgenpracht
Eine Dauerfahrt gemacht.
Juchheidi, heidi, heida! Juchheidi,
juchheida! :,:
2. Vorne fährt der Kommandeur, Juchheii,
juchheida!
Ach, sein Amt ist oft recht schwer, Juchheidi,
heida
Denn Kommando und Statut
Hemmet schwer den frischen Mut.
Juchheide etc.
3. Fehlt einmal das Gleichgewicht, Juchheidi,
juchheida!
- Radler purzelt, schad’ ihm nicht,
Juchheidi, heida!
Ist das Rad nur heil geblieben,
Frisch wird wieder aufgestiegen. Juchheidi etc.
4. Doch Jupiter-Pluvius, Juchheidi, juchheida!
Machet manchem viel Verdruß, Juchheidi,
heida!
Denn ‘ne Fahrt durch Drech und Lehm
Ist fürwahr nicht sehr bequem. Juchheidi etc.
5. Wird zu Wasser das Pläsier, Juchheidi,
juchheida!
In die Kneipze ziehn wir: Juchheidi, heida!
„Wirtin, gib uns Wein zum Trank,
Denn das Wasser macht uns krank.“ Juchheidi
etc.
6. Und bis zuletzt sind wir fidel, Juchheidi,
juchheida!
Das stärkt das Herz und freut die
Seel’. Juchheidi, heida!
Bei gutem Bier und frisch’ Gesicht,
Das paßt fürwahr kein’m eufel
nicht. Juchheidi etc.
Kommentar
Das Lied dürfte von dem
„Touren-Liederbuch für Radfahrer. Sammlung der beliebtesten
deutschen Radfahrerlieder, hrsg. vom Radfahrer-Landesverband
Württemberg, o. J. [ca. 1897], S. 26f.“
übernommen worden sein
Danach: Text: Herm. Fedderun, Mitglied des
Altonaer Bicycle-Klubs von 1869 bis 80.
die dort enthaltene zweite Strophe fehlt hier:
2. Dreirad, Tandem, Safety,
Wie das Wetter laufen sie;
Doch den Mädchen tut vor allen
Nur das Hohe Rad gefallen.
Radlerlust. (S. 20 – 21)
Mel.: Es gibt kein schön’res Leben.
1. Welch’ ein herrlich Leben,
Froh dahin zu schweben
So mit frischer, freier Lebenslust,
Wie des Sturmes Welle,
Mit gehör’ger Schnelle,
Das erweitert die beengte Brust,
So am frühen Morgen,
Ledig aller Sorgen,
Zu durcheilen manche grüne Flur!
:,: Wie schmeckt dann das Trinken,
Wenn die Becher winken,
So nach dem Geusse der Natur. :,:
2. Nach einem tücht’gen Schwitzen
Läßt sich’s gut dann sitzen
Und die Mahlzeit schmeckt uns ganz famos.
Ist die Zeit verstrichen
Und der Durst gewichen,
Gehts von neuem wieder kräftig los.
Welch’ ein Götterleben,
Sich emporzuheben
So aufs Eisenroß mit frohem Schwung;
:,: Ist man drauf gesessen,
Geht es wie besessen,
Vis von neuem winkt ein kühler Trunk. :,:
3. Zwar gehts oftmals leider
Etwas langsam weiter,
Wenn die Uebung manchem zu sehr fehlt.
Leicht ist da das Fallen,
Doch ich sag’ es allen,
Daß dergleichen nur die Glieder stählt.
Gibts schön’res wohl im Leben,
Als dahin zu schweben,
‘s ist uns allen wohl ‘ne große
Freud;
:,: Drum laßt uns genießen,
Eh wir scheiden müssen,
Was des Lebens holde Göttin beut. :,:
Wanderfahrt. (S. 21 – 23)
Mel.: Auf, ihr Brüder, laßt uns wallen.
Von Schulz von Labischin
1. Wie auf leichtbeschwingtem Flügel
Wall’n hinaus wir in die Welt,
Freundlich grüßen Tal und Hügel,
Grüne Wälder, gold’nes Feld,
Die in Wunderherrlichkeiten
Ueberall sich offenbart,
Gruß der schönen Welt, der weiten,
Heil der frohen Wanderfahrt.
2. Mag daheim im Zimmer bleiben
Trüber Toren traur’ge Schar,
Seh’n die Welt durch Fensterscheiben,
Nehmen ihre Pracht nicht wahr.
Kennen sie beim Stubenhocken
Nur der Erde Weh und Ach,
Ruft der weiten Welt Frohlocken
Laut in uns ein Echo wach.
3. Drauß’, der dumpfen Luft entflohen,
Weht der Freiheit Hauch uns an.
Mit uns treibtÄs hinaus den frohen,
Sinnverwandten Wandersmann.
Doch wie langsam ist sein Schreiten,
Eng begrenzt ist ihm sein Feld -
Uns erschrecken keine Weiten,
Uns gehört die ganze Welt!
4. Alle Fernen wir besiegen
Auf dem flüchtÄgen Roß von Stahl,
Wie an uns vorüberfliegen
Feld und Wald und Berg und Tal,
Lachet uns auf Flur und Matten
Sonnenschein ins Herz hinein,
Grüner Wälder kühle Schatten
Laden uns zum Rasten ein.