Jüdische Jugendbewegung
Großfahrt;
Der erste jüdische
Wanderbund in Deutschland wurde 1912 von
zionistischen Studenten gegründet und nannte
sich: Blau-Weiß. Folgerichtig hieß die
seit 1913 erschienene Bundeszeitschrift
„Blau-Weiß-Blätter“. Im
folgenden Jahr erschien das erste Bundesliederbuch,
das „Blau-Weiß-Liederbuch“. Ihr
Milieu unterschied sich wenig von dem der anderen
Wandervögel. Es gab Neugründungen und
Abspaltungen aufgrund jeweils eigener Schwerpunkt-
und Zielsetzungen und persönlicher
Animositäten.
Allen gemein waren die Suche
nach der eigenen Jugend, den Erlebnissen in der
„Gruppe“ und die Gemeinschaftserfahrung
auf Fahrten und an den Heimabenden. Die Absetzung
von dem Elterlichen Leben beinhaltete für den
jüdischen Wanderbund aber auch eine Abkehr von
der Assimilation ihrer Elterngeneration und eine
stärkere Identifikation mit der jüdischen
Gemeinschaft und dem Judentum. „Das Singen
und Spielen in jüdischer Gemeinschaft,
nächtliche Feuerrunden und neue
Naturerfahrungen, überregionale Treffen auf
bundes- und Gautagen wurden für die
Beteiligten zum ‚Symbol für das
Heimfinden des jüdischen Volkes zu Natur und
Natürlichkeit’“. (Irmgad
Klönne, S. 112)
1918 wurde der Esra-Bund, der
Tora-Jugendbewegung „für die
gesetzestreue Jugend“ gegründet, 1920
folgte die Gründung der Kameraden,
deutsch-jüdischer Wanderbund. Letzterer
betonte die Zugehörigkeit zur deutschen
Gesellschaft und lehnte die zionistischen
Bestrebungen ab, spaltete sich aber 1932 genau
wegen dieser Frage. Ca. 1.000 Personen, die
größte Gruppe, schlossen sich daraufhin
zum Bund der Werkleute zusammen. Dieser wurde
zunehmend zionistischer und entschloss sich 1933
einen eigenen Kibbuz zu gründen.
Weitere Bünde waren:
der Habonim, der
zahlenmäßig größte Bund,
der Pfadfinderbund Makkabi
Hazair,
die Werkleute,
der Bund
Deutsch-Jüdischer Jugend,
das Schwarze Fähnlein
Der erst 1931 gegründete
kleine sozialistische Bund Haschomer Hazair.
Während der
Nationalsozialistischen Terrorherrschaft erhielt
die Jüdische Jugendbewegung häufig eine
lebensrettende Bedeutung für jüdische
Kinder und Jugendliche. Ab 1935 rückte die
Alija, die Einwanderung nach Palästina/Israel
in den Mittelpunkt der jüdischen
Jugendbewegten. Man bereitete sich mit
landwirtschaftlicher oder handwerklicher - für
Mädchen auch die hauswirtschaftlicher -
Ausbildung auf die Zeit vor. 1939 wurde der
Esra-Bund von den Nazis verboten und 1941 alle
jüdischen Bünde endgültig.
Anlässlich der
Neuherausgabe des jüdischen Liederbuches
„Hawa Naschira“ (Auf! lasst uns singen)
im Jahre 2001, initiiert durch Rainer Licht,
Mitglied im e.V. Musik von unten (Verlag
Dölling und Galitz) schrieb in dem
umfangreichen Lexikonteil Irmgard Klönne:
„Das gemeinsame Singen
hatte dabei immer eine wichtige Rolle gespielt - es
bildete gewissermaßen das individuelle Profil
jedes Bundes. Während jedoch die Singkultur
der jüdisch-bündischen Jugend sich vor
1933 kaum von der der nichtjüdischen
unterschieden hatte - neben anderen Weisen wurden
mit Vorliebe Landsknechtslieder gesungen -, kam es
unter den neuen Bedingungen darauf an, eine
gezielte Auswahl zu treffen und sich ein eigenes
Liedgut zu schaffen. In diesem Prozeß erhielt
das Liederbuch „Hawa Naschira“ eine
zentrale Stellung.“
Literatur:
Irmgad Klönne (IK) in:
Jos. Jacobsen / Erwin Jospe, Hawa Naschira / Auf!
Laßt uns singen! Liederbuch für
Unterricht, Bund und Haus, Leipzig u. Hamburg 1935
(Anton J. Benjamin AG). Reprint Hamburg 2001
(Dölling und Galitz Verlag), Lexikon, S. 112f.
Archivbestand jüdische
Liederbücher
Hay & Topsy Frankl,
Jiddische Lieder, Frankfurt a.M. 1987 (16.-18.
Tsd.) 1987
Hay & Topsy Frankl, Wenn
der Rabbi singt. Jiddische Lieder, Gütersloh
1996 (Gütersloher Verlagshaus) 159 S. 1996
Judith Freise & Joachim
Martini, Jüdische Musikerinnen und Musiker in
Frankfurt 1933-1942, Frankfurt a.M. 1990
(359/10/76/84 S.) 1990
The Jewish Songster. Music For
Voice and Piano. Edited by Israel and Samuel E.
Goldfarb. Part 1. Fourth revised Edition. Brooklyn,
Religious Schools of Congregation Beth Israel Anshe
Emes 1925. Good. 4°. 221 S.mit Noten.
OLwd.
Lieder in jiddischer,
hebräischer transkribrierter und englischer
Sprache. 1925
Lin Jaldati / Eberhard
Rebling, Es brennt, Brüder, es brennt, Berlin
(DDR) 1985 (1. Aufl., 310 S.) 1985
Jalda Rebling / Hans-Werner
Apel / Stefan Maass, Ir me quiero. Lieder und
Romanzen der spanischen Juden, Programm vom
7.1.1992 in St. Jacobi, Hamburg 1992
Zionistische Ortsgruppe Gotha,
Jüdisches Liederbuch. Gotha. Ellendmann
Verlag. 1920. 63 S. 1920
Kaufmann, Fritz Mordechai
(Hrsg.). Die schönsten Lieder der Ostjuden.
Siebenundvierzig ausgewählte Volkslieder
herausgegeben. Bln., Jüdischer Verlag, (1935).
Kl.8°, VIII,100 S.(= Dünndruck), 2 Bll. (=
Vlgsanz.), flexibler, farb. illustr. OBrosch.m.
mont. TSchildchen, Bd. m. Längsknick u. ger.
Gebrauchssp., unbeschn.; insges. schönes Expl.
Zweite Auflage (EA 1920); nicht im DtExilAr.
Durchaus selten... 1935
Kisselhoff, S. DAS JUEDISCHE
VOLKSLIED. Berlin. Juedischer Verlag. Von Dr. Ahron
Eliasberg. 22 S.
Neues Makkabi-Liederbuch,
Jüdischer Verlag Berlin 1935 1935
Alexander Eliasberg,
Ostjüdische Volkslieder, München 1918
(Georg Müller) 1918
J. Jacobsen / E. Jospe, Hawa
Naschira. Liederbuch für Unterricht, Bund und
Haus, Leipzig und Hamburg 1935 1935
J. Jacobsen / E. Jospe, Hawa
Naschira. Liederbuch für Unterricht, Bund und
Haus, Leipzig und Hamburg 1935 [Reprint, Hamburg
2001]
Lexikon zu Hawa Naschira
2001 [1935]
Ludwig Strauß,
Jüdische Volkslieder. Ausgewählt, aus dem
Jiddischen übersetzt und erläutert,
Berlin 1935 (Schocken Verlag) 93 S. 1935
Ludwig Strauß,
Ostjüdische Liebeslieder. Übertragungen
jidischer Volksdichtung, Berlin 1920
(Welt-Verlag) 92 S. 1920
Bachnersche Brauerei Stuttgart
- Salvatorfest 1897 1897
Wecker, Der.
Sozialdemokratische Arbeiterzeitung. [Jiddisch in
hebräischer Schrift. Kopfzeile: Proletarier
aller Länder vereinigt euch!] Minst.
12.5.1918. 1 Bl. Folio. Mit kleinen Randeinrissen.
1918