Bundeslied
1. Wo Mut und Kraft in deutscher Seele flammen,
fehlt nicht das blanke Schwert beim Becherklang;
wir stehen fest und halten treu zusammen,
und rufen’s laut im feurigen Gesang:
Ob Fels und Eiche splittern, wir werden nicht
erzittern!
Den Jüngling reißt es fort mit
Sturmeswehn,
fürs Vaterland in Kampf und Tod zu gehn.
2. Rot, wie die Liebe, sei der Brüder
Zeichen,
rein wie das Gold, der Geist, der uns
durchglüht,
und daß wir selbst im Tode nimmer weichen,
sei schwarz das Band, das unsre Brust umzieht!
Ob Fels und Eiche splittern, wir werden nicht
erzittern!
:,: Den Jüngling reißt es fort mit
Sturmeswehn,
fürs Vaterland in Kampf und Tod zu gehn. :,:
3. Wir wissen noch den treuen Stahl zu schwingen,
die Stirn ist frei und stark der Arm im Streit!
Wir dauern aus und wollen mutig ringen,
wenn es der Ruf des Vaterlands gebeut!
Ob Fels etc.
4. So schwört es laut bei unserm blanken
Schwerte:
Dem Bunde treu im Leben wie im Tod! Auf,
Brüder,
auf! und schirmt die Vatererde
und ruft hinaus in blutges Morgenrot:
Ob Fels etc.
5. Und du, mein Liebchen, das in süßen
Stunden
den Freund beseelt mit manchem Blick und Wort,
dir schlägt mein Herz noch über Grab und
Wunden,
denn ewig legt die treue Liebe fort!
Ob Fels etc.
6. Trennt das Geschick des großen Bundes
Glieder,
so reichet euch die treue Bruderhand!
Noch einmal schwört’s, ihr meine
deutschen Brüder:
Dem Bunde treu und treu dem Vaterland!
Ob Fels etc.
Geschichte / Kommentar:
Den Text schrieb im Juli 1815 Carl Hinkel in
Leipzig. Erstmals gesungen wurde es von Leipziger Studenten, als sie
nach Dresden zogen, um den aus der Gefangenschaft zurückkehrenden
Sachsenkönig begrüßten. Böhme verweist dazu auf:
„’Lieder zur 50jähr. Jubiläumsfeier des Corps
Saxonia zu Leipzig 1862. S. 32’. Gedruckt zuerst im Leipziger
Commersbuch 1815. S. 152.“ Danach ist das Lied abgedruckt in
„Erste Saitenklänfe von Carl Hinkel“. Leipzig 1816. S.
11.
Böhme sieht den Vorläufer in einem
sächsischen Studentenlied, das wiederum von der französischen
Romanze vom Troubadour: „Brûlant d’amour et partant
pour la guerre“ herrühre. Als Komponist sei Souvent genannt.
Auf die Melodie geschrieben:
Quelle:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895, Nr. 548,
S. 412f.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919, Nr. 239, S. 209.