Wir sind die erste Reihe
Wir sind die erste Reihe, wir gehen drauf und
dran!
Wir sind die junge Garde, wir greifen greifen an.
Im Arbeitsschweiß die Stirne, der Magen
hungerleer, ja leer,
:,: die Hand voll Ruß und Schwielen
umspannen das Gewehr. :,:
So steht die junge Garde zum Klassenkampf bereit.
Erst wenn die Bürger weichen, erst dann sind
wir befreit.
Kein Wort mehr vom Verhandeln, das doch nicht
frommen kann, ja kann,
:,: mit Luxemburg und Liebknecht, wir greifen,
greifen an. :,:
Es lebe Sowjetrußland, hört, wir
marschieren schon.
Wir stürmen in dem Zeichen der
Völkerrevolution.
Sprung auf die Barrikaden, heraus zum
Bürgerkrieg, ja Krieg;
:,: pflanzt auf die Sowjetfahrnen zum blutig-roten
Sieg! :,:
Geschichte / Kommentar:
Das Lied schrieb Oskar Kanehl 1922. Es erschien
erstmalig in seiner Gedichtsammlung „Steh auf, Prolet“ und
wurde zur Melodie des Wanderliedes „Ich ziehe meine
Straße“ gesungen“. Es war eines der populärsten
Kampflieder von Kommunistischen Jugend und der Roten Jungfront (RJ).
Alternativ wurde auch „Wir sind die Rote Jugend“ gesungen.
Berger/Lammel dokumentieren noch einen
Zwischenteil, der von den Blas- und Schalmeienkapellen des RFB gespielt
worden sein soll. Manchmal wurde zusätzlich noch der folgende Text
unterlegt:
„Wir fürchten Karabiner,
Gummiknüppel, Tschako nicht,
wir gehen drauf und dran, Rot Front!“
oder
„Wir fürchten Zörgiebel seine
Garde nicht,
wir gehen …“
Gelegentlich soll dem Lied auch ein Text von Erich
Mühsam unterlegt worden sein (Lammel, Das Arbeiterlied Nr. 36)
„Genossen, zu den Waffen, heraus aus der
Fabrik,
sprung auf, marsch, marsch, es lebe hoch
die Räterepublik … „
Das Lied dokumentiert auch die
Bürgerkriegsstrategie der KPD, die seit 1922 besonders aber 1923
und 1927-1933 eine nicht unerhebliche Rolle in der Vorstellung der
Partei spielte.
Quellen:
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1924, 21.
bis 30. Tausend, Verlag „Junge Garde“ Berlin O 17 -
Rot Front. Neues Kampf-Liederbuch, Berlin 1925,
Nr. 16 S. 26
Zum roten Sturm voran. Kampfliederbuch, Berlin
1926, Nr. 16 S. 26
Rot Front. Das neue Liederbuch mit Noten, 1927
(Verlag Junge Garde, Berlin)
Front Kämpfer Liederbuch, 21.-40. Tausend,
Berlin 1928/29, Nr. 47 S. 30
Mit Lenin. 50 Kampflieder, 21.-40. Tausend (ca.
1928/29), Nr. 45, S. 28
Mit Gesang wird gekämpft’!, 1928
Arbeiter-Lieder (ca. 1929), Eine Sammlung
proletarischer Kampflieder, Wander-, Volks- und heiterer Lieder.
– Wien: Grünberg, 94 S. [Lammel, Biblio. Nr. 4040, S. 67
[wie Nr. 359 ]
Arbeiter-Lieder (ca. 1930), KJVD, Verlag Junge
Garde: Hermann Remmele, Berlin
Arbeiterlieder. Unter roten Fahnen. Kampflieder,
ca. 1930 (Lammel Nr. 428)
Inge Lammel, Lieder der Partei, Berlin 1961
Berger/Lammel, Lieder des RFB (Das Lied im Kampf
geboren, Heft 8), Leipzig 1961
Spätere Zusammenfassungen::
2. Inge Lammel, Das Arbeiterlied, Frankfurt am
Main 1980, Nr. 36, S. 153
Inge Lammel, Lieder der Arbeiterjugend, Nr. 5, S.
16f.
Berger/Lammel, Lieder des RFB (Das Lied im Kampf
geboren, Heft 8), Leipzig 1961, S. 65f.