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Arbeiterliedarchiv
Lancken
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im e.V.
Musik von unten
Spitzbubenlied 

1.
Wir blicken durch eiserne Stäbe,
Und sehn durch ein Gitter von Draht,
Die Freiheit ist unser Leben,
Der Kerker ist unsere Schmach.

2.
Im Kerker müssen wir schmachten.
Und leiden oft große Note,
Wenn Menschen uns alle verachten,
Weil Stehlen nur ist unser Brod.

3.
Doch Gohlen1 ist unser Leben,
Drum Keiber2 schaffet nur Rat,
Allein hierdurch könnt Ihr bewegen,
Daß wir sagen, Ihr seid noch brav.

4.
Und wenn sich unser Schicksal wird wenden.
Und haben die Taschen voll Geld,
So fassen wir Euch Keiber mit den Händen,
Und gehen mit Euch nach der Neuen Welt3.

5.
Und ist das Vergnügen beendet,
Gehn wir mit Euch wieder nach Haus,
Und schlaf’n, bis die Nacht bald vollendet,
Früh morgens, dann rücken wir aus.




Wörterbuch:
Gohlen = Zufuhr an Lebensmitteln, Schnupftaback und Neuigkeiten nach dem Gefängnis schaffen.
Keiber = Die Weiber oder die Geliebten.
Neue Welt - Lokal vor dem Frankfurtertor zu Berlin in den vierziger Jahren des 19. Jahrhunderts.


Andere Titel: 
Text: unbekannt,
Melodie:
Es kann ja nicht immer so bleiben,
Friedrich Heinrich Himmel,
Noten:
Vorlage:
Kategorie: Kittchen, Vagabund Kunde Monarch; Polizei; Vom Kaiserreich zum 1. WK, Polizei, Rinnsteinlieder,
Zeit: um 1900, Vom Kaiserreich zum 1. WK,
Geschichte / Kommentar: 

Das Lied übernahm Hans Ostwald aus Heßlein „Berüchtigte Häuser Berlins“. Wie der Text jenem älteren nachempfunden wurde, den A. von Kotzebue im Jahre 1802 zum Geburtstag seiner Frau Mit dem Titel „Es kann ja nicht immer so bleiben“ singen lies, hat er die gleiche Melodie. Diese schrieb im gleichen Jahr Friedrich Heinrich Himmel. „In der Demagogenzeit war das Lied in Studentenkreisen verpönt und darum in keinem burschenschaftlichen Commersbuch jener Zeit; nur die Philister sangen es fort“, erzählt Heinrich Hoffmann von Fallersleben. Nichts desto trotz war es im gesamten 19. Jahrhundert äußerst beliebt. Max Kegel, sozialdemokratischer Agitator, Redakteur, Dichter und Liedtexter schrieb 1872 auf die Melodie einen Text, den er - wie mehrere andere Texte auch - der Pariser Commune widmete.

Das von Hans Ostwald aufgenommene Lied nutzt den Begriff Freiheit in einer etwas einseitigen Weise.


Quellen:
Hans Ostwald, Lieder aus dem Rinnstein, Bd. 3, Leipzig / Berlin 1907, S. 67.  (OW 3.3.59)


 
 
 
 
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