Volkslied.
1. Wie lebt Ihr so froh, so zufrieden,
das Leben, es wird Euch nicht schwer,
Ihr füllt den Faullenzern die Taschen,
- Sagt Brüder, was wollt Ihr noch mehr?
2. Ihr stellet in heiligen Kriegen
den „Feinden“ Euch muthig zur Wehr,
ihr werdet zu Krüppeln geschossen,
- Sagt Brüder, was wollt Ihr noch mehr?
3. Und habt Ihr für Kaiser und König
errungen den Ruhm und die Ehr’,
so zieren Euch Orden und Bänder,
- Sagt Brüder, was wollt Ihr noch mehr?
4. Verlangt Ihr zu trotzig nach Rechten,
habt nach der Freiheit Begehr,
so läßt man Euch
niederkartätschen,
- Sagt Brüder, was wollt Ihr noch mehr?
5. Wagt Ihr es, von Freiheit zu reden,
so rächt dies die Nemesis schwer,
- Aus einem Zuchthaus in’s andre, -
- Sagt Brüder, was wollt Ihr noch mehr?
Geschichte / Kommentar:
Eine von vielen Kontrafakturen auf Heinrich
Heines
„Du hast Diamanten und Perlen“. Geschrieben hat sie H.
Kahnert und in den Arbeiterliederbüchern des 19. Jh. ist es zuerst
ohne Melodie bei der 5. Aufl. von Johann Most’s Liederbuch,
herausgegeben von Gustav Geilhof. Danach ist es hauptsächlich in
den Liederbücher der Migranten, also in der Schweiz, London oder
Chicago. Für die im Lande gebliebenen war es vielleicht zu
gefährlich oder zumindest die Angst vor Repressalien war zu
groß.
Quellen:
Most’s Proletarier-Liederbuch. In
fünfter Auflage zusammengestellt und herausgegeben von Gustav
Geilhof in Chemnitz, 1875, Nr. 44; S. 76f.
Sozialdemokratisches Liederbuch. 8.
veränderte Aufl., Zürich, Verlag der Volks-Buchhandlung,
1885, Nr. 32;
Sozialdemokratisches Liederbuch. Sammlung
revolutionärer Gesänge, 12. Auflage, German Printing and
Publishing Co., London 1889, Nr. 37;
Hermann Schlüter, Sozialistisches
Arbeiter-Ldb, Chicago, o. J. (ca. 1906), Nr. 52;
Melodie / Noten:
Dr. Karl Reisert, Deutsches Kommersbuch, Freiburg
1896,