Voss (Voß), Fritz (3)
7. Die Analyse
Im Vergleich von Fritz Voß Liederheften und
dem populärsten Liederbuch der Jugendbewegung, dem
„Zupfgeigenhansl“ ergibt sich:
Von den 132 Lieder der Hefte sind allein 56 mit
denen des „Zupf“ identisch (von 261 Liedern) - also fast
die Hälfte seiner Lieder und fast 22% der Lieder des
„Zupf“.
Seinen eigenen Ansprüchen, also Studenten,
Soldaten und Schüler als Schwerpunkt zu wählen, wird er nicht
gerecht. Während Studentenlieder kaum vorhanden sind und
Kinderlieder gerade mit sechs (6) vertreten sind kommen die Soldaten
und Kriegslieder auf immerhin 31. Darunter sind allerdings historische
Lieder wie „Die Prager Schlacht“ (2/51), Soldatenklagen wie
„O du Deutschland, ich muß marschieren“ (1/14) oder
das Lied vom Deserteur (4/97) und Soldatenliedparodien wie das Lied vom
„Krähwinkler Landsturm“ (4/89).
Es ist aber deutlich ein Einfluss der
Volksliedforschung zu spüren, so sind die folgenden Kategorien in
seinen Heften enthalten, die ein sehr breit gefächertes Repertoire
ergeben:
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8. Wanderlieder 9
9. berufsbezogene Lieder 5
10. Liebe 29
11. historische Lieder 3
12. Soldaten und Kriegslied (10)
31
13. Sagenlied 5
14. Naturbilder 3
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Liedrepertoire
1. regional 5
2. Balladen 6
3. Kinderlied 6
4. 15./16. Jahrhundert 16
5. Weihnachten 6
6. religiöse Lieder 1
7. Jägerlieder 4
Einordnung unklar: 3
Und nicht nur die 56 Liedübereinstimmungen
mit dem „Zupf“ zeigen den Einfluss der Jugendbewegung: 9
Wanderlieder und 16, nicht selten romantische, sind auf die Zeit des
15. und 16. Jahrhunderts zurückzuführen.
Fragen?
Voß, Fritz: Lieder für Jugendchöre:
Sammlung 3- und 4stimmiger Chorlieder für
Jugendweihen und Jugendfeiern / ges. und gesetzt von Fritz Voß. - 1. - 3. Tsd. -
Berlin : Arbeiterjugend-Verl., 1928. - VI, 66 S.
Ich möchte die Diskussion um Fritz Voß
Liederbuch von 1928 für den Arbeiterjugend-Verlag ebenfalls mit
einem Zitat aus seinem Vorwort beginnen. In dem für
„Jugendweihen und Jugendfeiern“ bestimmten Buch heißt
es z. B.:
„Zu allen Zeiten ist die Aufnahme des
ausgereiften Kindes in die Gemeinschaft der Erwachsenen als eine
wichtige Lebenswende erachtet worden. Das stärkere, oft
ungestüme und hoffnungsreichere Begehren lag zweifellos auf Seiten
der Jugend, während in langen Zeitläuften die Erwachsenen in
dieser Wandlung nur den Übertritt in das Berufsleben erblicken
konnten. Bürgerliche Familientradition fand als Ausdruck des rein
menschlichen Verhältnisses zu ihrer Jugend die Veranstaltung von
lärmenden üppigen Festabenden, verbunden mit der
Überhäufung von kostbaren Geschenken und daran
anschließend die Einführung des jungen Menschen in die
Vergnügungen des Gesellschaftslebens. Für uns bedeutet die
Aufnahme der Jugendlichen in unsere Gemeinschaft ihre Teilnahme und
Vertiefung an dem ganzen Gedankenkreis unserer Weltanschauung und das
Hineinwachsen in die Ideen des sozialistischen Staates. In diesem Sinne
ist die Jugend unsere Hoffnung; denn von ihr erwarten wir die
Verwirklichung unserer Ideale, die noch in der Zukunft liegt. Darum
verbinden wir mit dem Eintritt der Jugend in unsere Gemeinschaft hohe
Ziele und die Stunde ihrer Aufnahme umschließt einen ernsten
weihevollen Akt, den wir Erwachsenen mit derselben Teilnahme umfassen,
mit der die Jugend ihm entgegensieht. Unsere Jugendweihe soll getragen
sein von dem Gedanken zielbewußter Verantwortung.“
Außerdem schreibt Voß:
„Unsere Liedersammlung soll dazu dienen, dem
Fest den Sinn der Gemeinschaft zu geben und die Übereinstimmung
der Gesinnung zu beglaubigen. Jedes Lied ist ein Bekenntnis und die
Lieder des Frühlings sind der Ausdruck edler glücklicher
Weltfreude und Tatkraft. Noch stärker jedoch wird das Gefühl
der Gemeinschaft in den Herzen unserer Jugend geweckt, wenn durch Sang
der Eltern, Lehrer und Führer und Gegengesang der Jugend die ganze
Gemeinde zu einer Einheit verschmilzt. Solche Gesänge, die die
Form einer Liturgie geben würden, sind bis jetzt für uns noch
nicht vorhanden, aber es ist unser Wille, sie zu schaffen und sie
vielleicht in einem Beiheft allen Freunden unserer Jugendweihe
zugänglich zu machen. Wir haben keine Tradition - vielleicht ist
es gut; denn wir dürfen nicht der Erstarrung verfallen -, aber wir
können Saat säen, daß es bald von aller Munde tönt:
Feierklänge, Festgesänge rauscht empor in ernster
Weihestunde.“
In seinem Liederbuch übernimmt Voß
selbst eine Kategorisierung. Er unterscheidet:
In Klammern die Seitenzahl
Als Ergänzung möchte ich unterscheiden
in:
1. Klassisch 7 (1,6,20,23,24,26,31) 23
2a. Arbeiterbewegung trad. 6
(2,5,7,11,16,19) 16,19
2b. Arbeiterbewegung neu 8 (3,4,8,9,12,13,18,21)
3. traditionelles Volkslied 7
(10,19,23,27,30,32,33) 19,23
4. Unklar 8 (14,15,16,17,22,25,28,29) 16
gesamt 36
Ergebnis
Voß wird seinem Anspruch im wesentlichen
gerecht. Sein Problem liegt allerdings in der Zeit. Die ideologischen
und/oder ideellen Ansprüche der unterschiedlichen Gruppen und
Grüppchen war geprägt vom Wandel und suchen nach Gemeinschaft
und Sinn. [Rest fehlt]
Siehe auch:
Freiheit
Bald prangt, den Morgen zu verkünden (64)
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit (21)
Brüder, zur Sonne, zur Freiheit (22)
Die Gedanken sind frei (24)
Durch Nacht zum Licht (20)
Hebt unsre Fahnen in den Wind (26)
Nicht betteln, nicht bitten (25)
Wir werben im Sterben (18)