Philisterübermut
1. Und sitz’ ich am Tische beim Glase Wein,
Trink aus!
Und stimmen auch wacker die Freunde mit ein,
Trink’ aus!
So geht mir zu Herzen das Heil der Welt;
s ist gar zu erbärmlich damit auch bestellt.
Trink aus, trink’ aus, trink’
aus!
Es treiben’s die Lete zu kraus!
2. Ich sollte nur tragen der Herrschaft Last,
Trink’ aus
Es stünde bald anders und besser fast,
Trink’ aus!
Die Presse zuerst und die Wahlen frei,
Die Presse, sie dient mir als Polizei.
Trink’ aus! etc.
3. Wann erst im Hause Vertrauen steht,
Trink’ aus!
Geht alles von selbst, was immer sonst geht,
Trink’ aus!
Wir schaffen uns bald vor den Pfaffen Ruh’,
Wir schicken die frömmsten dem Teufel zu.
Trink’ aus! etc.
4. Es mögen die Städte verwalten sodann,
Trink’ aus!
Die eig’nen Geschäfte, es geht sie nur
an,
Trink’ aus!
Regieren nur wenig, das Wenige gut,
Das hab ich der Ruhe halber geruht.
Trink’ aus! etc.
5. Sind aber die Gläser und Flaschen erst
leer,
Zu Bett!
Dann werden der Kopf und die Zunge mir schwer
Zu Bett!
Dann werden der Kopf und die Zunge mir schwer
Zu Bett!
Mein Weib wird mich schelten, mein Herrschen ist
aus,
Ich schleiche mich leite, ganz leise zu Haus.
Zu Bett, zu Bett, zu Bett’!
Daß sie den Pantoffel nicht
hätt’!
Geschichte / Kommentar:
Das Lied haben wir dem „demokratischen
„Liederbuch zum Gebrauch der Volksverein“ aus dem Jahr 1895
in München entnommen. Autor war Chamisso.
Melodienangaben haben wir zwei: 1. Bemooster
Bursch; 2. Es ritten drei Reiter zum Thore hinaus
Quelle:
Demokratisches Liederbuch zum Gebrauch der
Volksvereine, Hrsgg. von einer Kommission des Demokratischen Vereins in
München, Verlag von Robert Lutz, Stuttgart, 1895. Nr. 35, S. 37f.
F. Silcher / F. Erk, Allgemeines Deutsches
Kommersbuch, Lahr, 1919, Nr. 753, S. 685f.