Treuherz auf der Schildwacht.
1. Schatz, mein Schatz, reis’ nicht so weit
von hier!
Im Rosengarten will ich dein warten,
im grünen Klee, im weißen Schnee.
(EB2 Nr. 766d, S. 570)
Andere Lesart.
Aus dem Brangenburgischen (Treddin) 1855.
1. Schatz, wenn du reisen willst,
reis’ nicht so weit von mir!
Im Rosengarten will ich dein warten,
im grünen Klee, im weißen Schnee.
2. „Mich zu erwarten, das brauchest du ja
nicht,
Geh du zum Reichen, zu deines Gleichen,
Es ist mir lieb, es ist mir recht.“
3. ‚Ich heirath nicht nach Geld und nach
Gut;
Eine treue Seele thu ich mir wähle,
Wer glauben thut. :,:
4. „Wers glauben thut und der ist weit von
hier,
Er ist in Schleswig, er ist in Holstein,
Er ist Soldat und bleibt Soldat.
5. Soladatenleben und das heißt lustig sein.
Wenn and’r Leut schafen, so
müss’n wir wachen,
Auf Schildwach stehn, Patrouille gehen.“
6. ‚Schildwach stehn, das brauchest du ja
nicht;
Wenn dich d’Leut fragen, so sollst du sagen:
Schatz,
du gehörst mein und ich bin dein.“
7. Wer hat dieses schöne Lied erdacht?
Drei Goldschmiedsjungen die habens gesungen
Wohl auf der Wacht. :,:
Geschichte / Kommentar:
Dieses Soldatenlied erwähnen bereits 1893
Erk-Böhme (EB) in ihrem 2. Band. (Nr. 766d, S. 570) unter der
Überschrift „Treuherz auf der Schildwacht“. Es handelt
vom sozialen Gegensatz „Arm und reich“ einerseits, als auch
vom Soldatenleben.
EBs mündlichen Quellen der ersten Version
sind aus Freiburg im Breisgau, Darmstadt 1880, dem Elsaß (Kr.
Weißenburg), dem Nassauischen, der Wetterau, dem
Brandenburgischen und aus Schleswig und stammen aus der Zeit zwischen
1880 und 1891. Zeitlich ragt die zweite Version aus dem
Brandenburgischen heraus, da EB sie auf 1855 datieren. Dadurch wird
dann auch die vierte Strophe verständlich. Das Soldatenlied wird
in dieser Form also aus den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen
Preußen und Dänemark im Jahr 1848 resultieren.
Aus der Zeit des Ersten Weltkrieges ist das Lied
in allen wesentlichen Sammlungen, die die gesungenen Lieder
dokumentieren, vertreten. Und da wird deutlich, dass es einige
Veränderung gegeben hat. Da findet sich statt Schleswig und
Holstein auch „Der ist in Frankreich / Der ist in
Rußland.“ (Künzig 1927).
Ich beschränke mich im Folgenden auf die
Wesentlichen Ergänzungen bzw. „kreativen“
Veränderungen.
Außer der EB Versionen liegen vor:
A Morath, (1916)
B Witzleben (1916)
C Mühmeister, München (1916)
D Linau, Schwert und Leier (1914)
E Klabund, S. 215 (1916)
F Kutscher, S. 116 (1916)
G Lewalter, S. 52 (1918)
H Künzig, S. 61 (1927)
J Weltkriegsliedersammlung, S. 254 (1926)
K DVA (Deutsches Volksliedarchiv) nach Olt
(1980)
Schon EB erwähnen neben einigen
unwesentlichen Änderungen auch eine in Strophe 7,3, dass die
Goldschmiedsjungen, die das Lied vermeintlich geschrieben hätten,
dies „zur guten Nacht, oder zum Zeitvertreibe“ getan
hätten.
Die Liedtexte, die man als „Vorgaben“
titulieren kann, verfügen über sechs bis sieben Strophen.
Drei davon herausgegeben von Morath (A), Witzleben (B),
Mühmeister, München (C), entsprechen dem Muster EBs. Statt in
1,4 heißt es zweimal „Kannst meiner warten“ (A, B)
statt „will ich deiner warten“ (EB u. C). Die Strophen zwei
und drei sind im Wesentlichen Identisch.
Die Strophe vier bezieht sich auf die
kriegerischen Auseinandersetzungen von 1848 in Schleswig-Holstein.
Von den Vorkriegsliederbüchern, zu denen ich
jene von 1914 mit einberechne, hat Lienau (Schwert und Leier) die
siebte Strophe weggelassen und stattdessen als neue siebte und achte
Strophe zwei Strophen eingeführt, die das Soldatenleben auf eine
absurde Weise in ein Schlemmerparadies verwandeln. Dabei handelt es
sich kaum um Werbung, sondern hier wird eine übertriebene
Phantasie benötigt, um von den schlimmen Ereignissen des Krieges
mit allen seinen Facetten abzulenken:
7. Soldatenlieben, ei, das heißt lustig
sein,
da trinken die Soldaten zum Schweinebraten
Champagnerwein, Champagnerwein.
8. Champagnerwein, ei, das ist guter Wein,
drum laßt uns trinken und wacker einschenken
und lustig sein, und lustig sein.
Diese Strophen werden als gesungen dokumentiert in: