5. Endlich winkt dem durst’gen Reiter
Fernher seiner Sehnsucht Ziel.
Schneller eilt er plötzlich weiter –
Wie erhebt sich sein Gefühl! –
Bald sind froh sie aufgenommen
Und der Kameraden Schar
:,: Bietet herzlich zum Willkommen
Gruß und Handschlag ihnen dar, :,:
6. Laßt uns schwören frohen Mundes
Einig immerdar zu sein,
Und als Glieder eines Bundes
Fördern unsres Sports Gedeihn’,
Dies sei unser ernstes Streben,
Jeder schaff’s an seinem Teil:
:,: Unser schöner Sport soll leben,
Stoßen an! All Heil! All Heil! :,:
Text: Eugen Schircks, Berlin
Quelle.
Touren-Liederbuch für Radfahrer.
Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897], S. 24ff.
Der erste Ausflug
Mel.: Studio auf einer Reis’.
Hat der Winter ausregiert,
Juchheidi, juchheida
Frühlingslust das Zepter führt,
Juchheidi, juchheida
Wird in schöner Morgepracht
Eine Dauerfahrt gemacht.
Juchheidi, juchheida
2. Dreirad, Tandem, Safety,
Wie das Wetter laufen sie;
Doch den Mädchen tut vor allen
Nur das Hohe Rad gefallen.
3. Vorne fährt der Kommandeur,
Ach, sein Amt ist oft recht schwer,
Denn Kommando und Statut
Hemmet schwer den frischen Mut.
4. Fehlt einmal das Gleichgewicht,
- Radler purzelt, schadt’t im nicht –
Ist das Rad nur heil geblieben,
Frisch wird wieder aufgestiegen.
5. Doch Jupiter-Pluvius
Machet manchem viel Verdruß,
Denn ’ne Fahrt durch dreck und Lehm
Ist fürwahr nicht sehr bequem.
6. Wird zu Wasser das Pläsier,
In die Kneipe ziehen wir:
„Wirtin, gib uns Wein zum Trank,
Denn das Wasser macht uns krnak.“
7. Und bis zuletzt sind wir fidel,
Das stärkt das Herz und freud die
Seel’.
Bei gutem Wein tritt der Humor
Des Radlers jederzeit hervor.
Text: Herm. Fedderun, Mitglied des Altonaer
Bicycle-Klubs von 1869 bis 80.
Quelle.
Touren-Liederbuch für Radfahrer.
Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897], S. 26f.
Das Zweirad ist das Schönste
Mel.: Im Wald und auf der Heide
Wenn kaum der Tag erstanden,
Reißt sich aus Schlummers Banden
Ein echter Radlersmann.
Beim Strahl der Morgensonne
Blickt er voll Fahrerwonne
Sein blankes Rösslein an
Mit Kling und Klang und heitrem Sang
Ziehn wir die Welt entlang.
Mit Kling und Klang und heitrem Sang
Ziehn wir die Welt entlang.
2. „Heraus aus dumpfer Klause!“
„Heraus aus engem Hause!“
Ruft locken die Natur.
Und eh’ sich andre regen,
sieht man auf Weg und Stegen
Des schlanken Rades Spur.
Mit Kling und Klang usw.
3. Welch köstliches Vergnügen,
In nimmersatten Zügen
Zu schlürfen Götterluft.
Nach jugendfrohem Eilen
Ausruhend zu verweilen
Im würz’gen Waldesduft.
Mit Kling und Klang usw.
4. Laßt uns’re Neider schelten,
Das Glück sei gar zu selten
Dem Erdbewohner hold.
Sie zählen’s nach Sekunden,
Doch wer zählt wohl die Stunden,
Die uns es schon gezollt?
Mit Kling und Klang usw.
Text: K. Hedrich, Radf.-Ver. ‚Sport’,
Berlin.
Quelle.
Touren-Liederbuch für Radfahrer.
Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897], S. 28f.
Dem Stahlrad „All Heil“!
Mel.: Wohlauf, noch getrunken
Aufs Rad jetzt geschwungen, ihr Brüder zumal!
Ein Lied noch gesungen, wir fahren zu Tal
Wir eilen durch Felder und Auen im Nu
Und jauchzen und jubeln vor Freude dazu.
All Heil jedem Bruder, der mit uns jetzt
fährt!
All Heil auch den Schwestern, so lieb und so wert!
Juvivallera usw.
2. Sie schwenken die Tücher und wünschen
Glück
Und fröhliche Radfahrt mit innigem Blick
Die Dörfer, die Städte, die Burgen und
Wald
Dem eilenden Stahlrad entschwinden sie bald.
Wir kommen zum Ziele so schnell wie der Pfeil,
Dort rufen wir: ‚Hurra! dem Stahlrad All
Heil!“
Juvivallera usw.
Text Karl Beyrodt, Mühlauser Radfahrer-Verein
1885.
Quelle.
Touren-Liederbuch für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897], S.
29f.
Radlerspiegel
Mel.: Krambambuli.
Viel Leute gibt’s in unsern Tagen,
Die reden von der Radlerei,
Und ohne sie darum zu fragen,
Glaubt man, sie wären auch dabei.
Die pflegen sich in süßter Ruh’,
Verdau’n ihr Mahl, wie ’s Gras die
Kuh.
:,: Doch ach, sie radeln nicht, sie radeln nicht. :
;:
2. Die Advokaten und Juristen,
Die führe ich zunächst hier an,
Ob Juden sie sind oder Christen,
Die stellen uns nur wenig Mann.
Die reden viel von Recht und Pflicht
Und halten über uns Gericht,
:,: Doch ach usw. :,:
3. Auch muß ich hier die Ärzte nennen,
Gesundheit ist ihr Feldgeschrei,
Die da ein Heer von Übeln kennen,
Das schuld an unsern Leiden sei,
Die reden von Epidemie,
Desinfektion, Orthopädie.
:,: Doch ach usw. :,:
4. Und nun die Lehrer unsrer Jugend,
Die ganz und halb studierten Herrn,
Die Muster jeder Pflicht und Tugend
Und Pflanzer von der Weisheit Kern,
Die bläuen manchen armen Tropf,
Und bringen Grütze in den Kopf.
:,: Doch ach usw. :,:
5. Die wicht’gen Herren von der Feder,
Die schmieren Akten ohne Ruh,
Ihr Sitzfleisch wird so hart wie Leder
Und krumm ihr Rücken auch dazu,
Die geh’n spazieren um den Wall
Und kegeln auch in jedem Fall.
:,: Doch ach usw. :,:
6,. Doch ach, wie dürft’ ich sie
vergessen,
Die flotten Söhne des Merkur!
Wer könnte sich mit ihnen messen,
Mit ihnen ja vergleichen nur!
Denn die Kommis der Gegenwart
Sind Leute von besondrer Art.
:,: Doch ach usw. :,:
7. Die geh’n mit glasbeklemmter Nase
Des Abends auf der Hauptstraß’ nur
Und suchen, sitzend beim Bierglase,
Der Kellnerinnen Rosenspur.
Ob Düten- oder Ellenmann,
Das sieht man sogleich jedem an
:,: Doch ach usw. :,:
8. Drum auf, ihr Männer aller Stände,
Soweit die deutsche Zunge klingt,
Kommt, reicht zum Radeln euch die Hände,
Und radelt, schwimmt und stemmt und springt
Dann wird das ganze deutsche Land,
Vom Felsen bis zum Meeresstrand
:,: Ein großer Radelklub, ein Radelklub. :,:
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 33ff.