Der schmucke Stahlroßreiter
Mel.: Fischerin du kleine
1. War einst ein schmucker Stahlroßreiter
So flott und elegant,
:,: Gar kräftig und gewandt, :,:
Der war stets frohen Muts und heiter,
Es hielt ihn nicht zu Haus,
:,: Mußt’ in die Welt hinaus. :,:
Da nahte sich der Basen Schar
Und warnt den Jüngling vor Gefahr,
Der Basen Sang – der Basen Sang erklang:
:,: Bleibe doch vom Rade,
Denn es wär ja schade,
Wenn du einst, o Schreck und Graus!
Ganz zerschunden kämst nach Haus! :,:
2. Er lachte aus die alten Mädchen,
Schwang sich aufs blanke Rad
:,: Und fuhr schnell in die Stadt. :,:
Bald kam er in ein schönes Städtchen
Da schaut aus einem Haus
:,: Ein holdes Kind heraus. :,:
Als er die schöne Mai geseh’n,
Da war’s im Nu um ihn gescheh’n,
Des Dirnleins Sang –
des Dirnleins Sang erklang:
:,: Schmucker Stahlroßreiter,
Fahre doch nicht weiter,
Laß dein Fahrzeug nun zu Haus
Wein’ mir sonst die Augen raus. :,:
3. Der Jüngling ließ das Rad zu Hause
Und klopft als Freiersmann
:,: Bei Mägdleins Vater an. :,:
Bald saßen sie beim Hochzeitsschmause,
Dann ward sein holdes Weib
:,: Sein einz’ger Zitvertreib. :,:
Und als ein kurzes Jahr vorbei
Da gab’s im Hause viel Geschrei,
Des Weibchens Sang –
des Weibchen Sang erklang:
:,: Liebes, gutes Männchen,
Nimm das kleine Ännchen,
Fahr im Vierrad es hinaus,
Mit dem Zweirad ist es aus. :,:
Quelle: Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 11f.
Wohlauf Kameraden.
Mel.: Wohlauf, Kameraden, aufs Pferd, aufs Pferd.
Wohlauf, Kameraden, aufs Rad, hinein
In die Welt, in die schöne, geflogen,
Die Speichen blitzen im Sonnenschein,
Wie Silber in kreisendem Bogen;
Fest in die Kurbel getreten, und
Dem Fahrer gehört das Erdenrund.
2. Er fraget nach Zeit nicht und nicht nach Raum,
Denn unter dem Fuß sie ihm schwinden,
Der Radreif berührt den Boden kaum,
Eilt im Wettlauf fast mit den Winden,
Doch ‚ungehindert’ wehet der Wind,
Radfahrer seit kurzem es nicht mehr sind!
3. Denn die Jünger der heil’gen
Hermandad,
„Organe der Stadtmagistrate,“
Sie achten peinlich auf jedes Rad,
Und notieren emsig ‚Reate’,
Weil nämlich neulich erfunden ward,
Daß störend oft wirket des Radlers
Fahrt.
4. So nahm das Gesetzbuch man dann zur Hand
Uns tellte daraus Paragraphen:
§ 1. Daß ein jeder Fahrer im ganzen
Land
- Bei Vermeidung hörtester Strafen –
Nur fahren darf gemäßigt Trab
Und aus ‚Fußbänken’ soll er
steigen ab!
§ 2. Ein jedes Vehikel, so will es der
Brauch,
Sei verseh’n mit stets tönender
Schelle,
Und eine Laterne soll brennen auch
Beim Fahren an nächtlicher Stelle,
Aus ein Glocke als Signal
Soll ferner es führen auf jeden Fall.
§ 3. Bei Ochsen, Pferden und anderem Vieh
Hat der Fahrer stets zu beachten:
Daß, gehen ihm aus dem Wege nicht sie,
Soll er sie stillschweigend verachten,
Auch kühn im Bogen rechter Seit’
Ausweichen, so wünscht es die Obrigkeit.
§ 4. Doch sollten die Bestien sich rabiat
Gar zeigen und blasen die Nüstern,
So halt’ zum Absprung er sich parat,
Und ist es ein Reiter, so grüß
er’n;
Denn Höglichkeit ist ein Moment,
An dem den Geilbdeten amn erkennt.
§ 5. Wenn sich einer aber in kecker Art
Und trötziglich auflehnt dagegen,
Dem wird verleidet oftmalen der Start,
Denn Strafe muß er stets erlegen;
Drum Radler merket es jederzeit:
Seid untertan der Obrigkeit.
Text: Otto Weihrauch, Veloziped-Klub Bayreuth
Quelle: Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 12ff.
Lob des Sportes
Mel.: Sind wir nicht zur Herrlichkeit geboren.
Brüder auf! Laßt froh die Gläser
klingen!
Brüder auf! Laßt heut uns fröhlich
sein!
Unsern Klubs ein donnernd Hoch wir bringen,
Der Union wir alle neu uns weih’n!
Denn der schönste ist – valleralla
Der des Bicyclist’ – valleralla,
Darum stimmet alle freudig ein.
2. Alle Welt sieht mit erstaunten Blicken
Auf die schmucken Radler freudig hin,
Wenn wir auf des Stahlross’s festem
Rücken
Fahren wie der Wind mit leichtem Sinn.
Hei! Wie jagt das Roß – valleralle
Wenn der ganze Troß – valleralla
Stürmt durch Feld und Au’ und
Waldesgrün.
3. Gott Merkur hat Flügel an den
Füßen,
Wie am Haupt, denn er eilt schnell, o jeh!
Doch die alten Griechen, wie wir sisen,
Kannten ja noch kein Veloziped.
Hätten sie’s gekannt –
valleralla,
Der das Ding erfand – valleralle
Säße sicher im Olymp, juchhe!
4. Darum, Brüder, es sind tausen Freuden,
Die uns werden durch das Rad zuteil,
Wo selbst Götter uns beneiden
Sind sie uns zu keinem Preise feil.
Darum stoßet an – valleralla
Alle Mann für Mann – valleralla
Unserm Sport ein donnerndes „All
Heil!“
Text: unbekannt.
Quelle: Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 15f.
Radfahrer Weihelied
1. Stimmt an mit hellem, hohem Klang
Stimmt an ihr Radfahrbrüder
:,: Des Radlers kräft’gen Weihgesang,
Des Radler lust’ge Lieder. :,:
2. Dem uns so lieb geword’nen Sport
Bewahren wir die Treue,
:,: Und weihen ihm als festem Hort
Wir alle uns aufs neue. :,:
3. Wir ehren auch wohl Lieb’ und Wein
Und manches junge Leben,
:,: Doch ist das Radlertum allein
Nur einzig unser Streben. :,:
4. Wir ehren auch das Vaterland,
Doch mögen nicht verweilen.
:,: Uns treibt es in das Feld hinaus
Es flüchtig zu durcheilen. :,:
5. Von Stadt zu Stadt, von Land zu Land
Soll das ‚All Heil’ erklingen.
:,: Uns alle soll ein festes Band
Für stete Zeit umschlingen. :,:
Text: Hallescher Radfahrer-Klub
Quelle. Touren-Liederbuch
für Radfahrer. Landesverband Württemberg, o. J. [ca. 1897],
S. 16f.