6. Doch muß die Post in Feindesland,
wenn’s gilt des Reiches Ehr’ und Ruhm,
dann knüpfen wir das Liebesband
um Deutsches Volk und Heldenthum.
Des Herzens Schlag …
G. Lüttringhaus (Oberhausen).
(Aus der Liedersammlung des Beamtenlesevereins des
Bahnpostamtes Nr. 15.)
Lied vom Fernsprecher.
(Nr. 79, S. 93)
Weise: Der Papst lebt herrlich (D-dur.)
1. Es giebt in unsrer heut’gen Zeit
viel Wunderbares weit und breit;
mit oben an steht unbedingt
das „Telephon“, das fernhin klingt.
2. Erfunden ist es, wie man weiß,
von einem Deutschen, Philipp Reis;
der drahtete den Klang und Ton
viel früher schon, als Edison.
3. Daß jetzt der Klang so deutlich, hell,
verdanken wir zunächst Herrn Bell
und dem, was noch dazu erdacht
Herr Werner Siemens über Nacht.
4. Ein Röllchen Draht, Membran Magnet,
ein Holzgehäuse – und es geht!
Wie billig staunt man weit und breit
ob solcher großen Einfachheit.
5. Der Postchef von dem Deutschen Reich
begriff die Wichtigkeit sogleich,
legt Fernsprechstellen schleunig an:
und hiebei aller Welt voran.
6. Die Andern folgten allgemach
dem guten Deutschen Beispiel nach,
so daß man überall jetzt kennt
und braucht das Wunder-Instrument.
7. In Städten drückt man nur –
klingling –
und hat auch schon, welch’ schönes
Ding,
den Arzt und, wen man will,
am Draht zum Spruch und Gegenspruch parat.
8. Will zum Theater man Billets,
bedient man sich des Klingelbretts.
Kurzum man kann auf diese Weis’
beschaffen Alles, Dank Herrn Reis.
9. Drum Heil und Ruhm dem Deutschen Mann,
der solches Wunderwerk ersann,
und der, so lang man singt und schreibt,
auf Erden unvergessen bleibt.
C. A. S. (Berlin)
Unter theilweiser Benutzung der Einleitung zu
seinen „Fernsprechregeln oder der Angeschlossene, wie er
sein soll.“
Sonst und Jetzt. (Nr.
80, S. 93f.)
Weise: Der Papst lebt herrlich (D-dur.)
1. Es mögen zwanzig Jahre sein,
da gab’s noch keinen Postverein;
dagegen an Zersplitterung
und Aehnlichem mehr als genung.
2. Der Junggesellen edle Zier
saß einsam hinter’m Seidel Bier;
ja, nicht einmal zum schnöden Skat
fand immer sich ein Kamerad.
3. Der bied’re Vater hockte still
daheim, au sein de sa familiie,
und machte seinem Aerger Luft
in fürchterlichem Tobacksduft.
4. Gab es gar Schneidern, Scheuerfest,
war all dahin der Eintracht Rest:
Zum Schmerz der Hausfrau zeigte sich
der Herr Gemahl als Wütherich.
5. Die Töchter lasen wohl „in’s
Blatt“
von Bällen in der hies’gen Stadt;
doch selbst im Tanze sich zu dreh’n,
das that höchst selten nur gescheh’n.
–
6. So war es früher. Wie ist’s
heut’?
Ein prächtig’ Heim sich hier uns beut,
d’rin Frohsinn waltet und verschafft
für den Beruf uns neue Kraft.
7. Bei Tanz und Spiel blüht rings umher
harmlos-gemüthlicher Verkehr.
Es neidet heut’ uns mancher Stand
um solchen innigen Verband.
8. Glückauf, du amtsgenossenschaar!
So soll es bleiben immerdar!
Ihr, holde Frauen, stimmt mit ein:
Es lebe hoch der Postverein!
Aus dem „Postschweden Liederbuch“ des
Berliner Postbeamtenvereins, Carneval 1883.
Ad’liges Volk (Nr.
81, S. 94)
Weise: Zu Speyer im Saale, da hebt sich ein
Klingen (G-dur.)
1. Es tönet im Saale ein lustiges Klingen,
man hört’s musiciren und sprechen und
singen:
Das Telephon bringet den Ton,
es bringet ihn aller Akustik zum Hohn!
2. Was stundenwegs weiter gesprochen, wie heiter,
verräth uns der Draht, dieser heimliche
Leiter
Ja in der That: ein simpler Draht
ist’s der dieses Wunder geschaffen hat.
3. Und putzt sich ’ne Mücke, Gott
weiß wo, die Flügel,
und krystallisiret ein Salzkorn im Tiegel,
das Mikrophon verstärkt den Ton,
laut prasselnd erschallt er im Telephon!
4. Es schwöret der Jüngling der Maid
ew’ge Liebe
und daß er ihr treu stets, ergeben verbliebe
–
der Phonograph ruft dir’s, du Schaf,
nach hundert Jahren noch zu im Schlaf!
5. Das Telephon, Mikrophon, die Phonographen,
sie lassen uns rasten nicht mehr und nicht
schlafen:
Raum, Kraft und Zeit, Nichts ist mehr gefeit
gegen die Wissenschaftsherrlichkeit!
Franz Graf
(Aus „Hundert Kneiplieder für
Techniker“, Frankfurt a. M., Hch. Keller.) f
Der Postillon von Conjumeau (Nr. 82, S. 95)
Aus der gleichnamigen Oper.
Freunde, vernehmet die Geschichte
von einem jungen Postillon!
Glaubt nicht, daß etwas ich hier dichte,
jedermann weiß ja schon davon! –
Hörte man nur sein Horn ertönen,
freute sich jede Dirn’ im Ort’.
Auch selbst das Herz der spröd’sten
Schönen,
stürmt’ im Galoppe mit ihm fort.
:,: Ho, ho, ho! – so schön und froh,
du Postillon von Lonjemeau. :,:
2. Damen von hohem Rang und Stande,
kam es zuweilen plötzlich ein,
Reisen zu thun umher im Lande,
nur um von ihm geführt zu sein.
Treu hat er seinen Dienst versehen,
Vorwurf traf den Geschickten nie,
kaum war’s als Unglück anzusehen,
wenn er warf auf den Rasen sie.
:,: Ho, ho, ho! – so schön …
3. Einstmals ist er mit seinem Wagen
Abends von hier weggeeilt;
Niemand vermag seitdem zu sagen,
wo jetzt der mut’re Bursch weilt!
Doch, daß besorgniß bald entweiche,
hört daß, er eine Kön’gin
fand,
die in entfernstem Inselreiche
ihn hat zum Könige ermannt.
:,: Ho, ho, ho! – so schön …
Ein Opfer des Fortschritts (Nr. 83, S. 95) – keine
Noten!
Der Postillon, der hat ein Horn, das thut gar
lustig klingen;
(6 Str. von Crassus)
Aus „Stärkende Tropfen für Solche,
denen die Welt im Magen liegt, München, Braun & Schneider.
Das Lied von der Postkarte (Nr. 84, S. 96)
Weise: Der Papst lebt herrlich (D-dur.)
Fünf Pfennig’, es ist doch famos,
bezahlt man für die Karte bloß,
und höchstens steigt man bis auf zehn,
soll über Land und Meer sie geh’n.
2. Kein Wunder, daß jetzt alle Welt
in Kartenschreibe sich gefällt,
und daß man Karten selbst entdeckt,
wo die Kultur kaum hingeleckt.