6. Nun merkt genau euch dies Recept zur
Herzenstelegraphie.
Macht’s fleißig eurem Weibchen klar
und übet spät und früh.
Wenn es nur einmal erst gelingt,
ihr leicht es zum „Quadrupler“ bringt.
Vivallera etc.
Seiler (Stettin).
Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr.
Weise: Es braust ein Ruf wie Donnerhall (S. Nr.
18) (Es-dur)
Durch’s Deutsche Reich erging ein Ruf,
der allgemeine Freude schuf:
Die wälsche Sprache sei fortan
für unsre Post in Acht und Bann.
Fremdwörter geb’s im Amt nicht mehr,
so ist des höhern Orts Begehr;
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
2. Da steht es am Verordnungsbrett:
Fahrschein statt
Passagierbillet,
Postauftrag anstatt
Postmandat,
wenn man was einzutreiben hat;
und was zuvor postrestan,
postlagernd wird
es jetzt genannt.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
3. Briefaufschrift ist ein gutes Wort,
die Briefe-„Adressen“ müssen
fort;
auch wird ein Brief – drauf gebet Acht!
–
nicht „franco“ sondern frei gemacht.
Nichts von „chargé“, nichts von
„retour“
sei mehr zu seh’n auf unsrer Spur.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
4. Briefträger gab es längst ja schon,
und Schwager heißt der Postillon;
Schirrmeister, Schaffner, Wagenknecht
und Kastenleerer klingt nicht schlecht.
Denn jedes Amt soll, groß und klein,
auf Deutsch von uns benamset sein.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
5. Der Postelev’ und Praktikant
wird Lehrling und Gesell genannt,
wenn Sekretär und Assistent
sich Schreiber und Gehülfe nennt;
Postmeister heißen nun die Herr’n
Vorsteher mit dem gold’nen Stern.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
6. Inspektor heißt nun richtiger:
postreisender Besichtiger,
Direktor wird nach seinem Thun
ein Lenker oder Leiter nun.
Auf dieser Leiter obenan
steht unser Obersteuermann.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
7. Die ihr der deutschen Post entstammt,
Reichsfreiherrn seid
ihr allesammt;
reichsfrei und reichsunmittelbar,
so sollt ihr bleiben immerdar;
und wie ihr frei dem Reich entsproßt,
so bleibt auch frei und ohne Rost.
:,: Deutsch sei die Sprach’ im Deutschen
Postverkehr. :,:
Hermann Grieben. 1875.
(Nr. 73, S. 89)
Der Briefträger
(Nr. 74, S. 89f.) – Keine Noten
Ein jeder Stand hat seinen Frieden,
ein jeder Stand hat seine Last!
Mich stellt der alte Spruch zufrieden,
der völlig auf mein Aemtchen paßt
weitere 15 Strophen von H. Döring
Inspektor-Leben (Nr.
75, S. 91)
Weise: Der Papst lebt herrlich in der Welt (D-dur)
Ein Post-Inspektor, der lebt froh
zumeist in dulci jubilo,
durchreist das Land Jahr auf Jahr ein;
ich möchte wohl Inspektor sein.
2. Sind’s auch im Schatten 30 Gerad,
deckt meterhoch der Schnee den Pfad,
Inspektor muß hindurch.
Ach nein, möchte’ doch nicht
Post-Inspektor sein.
3. Im feinsten Gasthof hält er Rast,
dinirt, soupiret, was ihm paßt;
den Wein kredenzt ein Mägdelein,
ich möchte’ doch Inspektor sein.
4. Und richt’t er ein ’ne Agentur
im Dorf, wo’s einen Krug giebt nur,
schläft er auf Stroph, trinkt saures Bier;
da schenk’ ich den Inspektor mir.
5. Mit Extrapost durch Waldesgrün
führt mit der Gattin er dahin;
will heißen, wenn er eine hat;
Inspektor sein, ist doch ein Staat!
6. Gefährlich aber ist’s, o Graus,
rutscht er mal auf dem Deichdamm aus,
fällt Klaster tief hinab bei Nacht;
’s ist schlimmer doch, als ich gedacht.
7. Ein Hochgefühl ist es parbleu,
zu sein ein Glied der O. P. D.,
ihr ständ’ger Kommissarius,
vor dem Respekt man haben muß.
8. Ein Postdieb geht bei Nacht davon. –
Herr Post-Inspektor! – Hat ihm schon –
beinah’ – doch ganz noch nicht
gekriegt.
O weh, wie lang wird da ’s Gesicht!
9. Jedwedes Ding zwei Seiten hat,
drum wird der Inspekteur gern Rath;
beschaulicher wird’s Leben dann –
das heißt, wenn er es haben kann!
(Freund S S der verlässt uns heut’,
drum wqard ihm dieses Lied geweiht.
Sein Abschied wird’ ihm leicht gemacht
und ihm ein donnernd Hoch gebracht.)
D. Groß (Magdeburg).
Postillonslied (Nr.
76, S. 91f.) – keine Noten
Ein Postknecht ist ein armer Wicht,
kaum weiß er sich zu fassen,
er scheuet Hitz’ und Kälte nicht,
lebt immer auf den Straßen.
Sind seine Pferde angespannt,
so nimmt er’s Posthorn in die Hand,
und blaset, und blaset: trari trara tra la la la
la.
insgesamt 4 Strophen
Postillon (Nr.
77, S. 92)
Ein Postknecht will ich werden mit Stiefel und mit
Sporn,
dann fahr’ ich mit vier Pferden und
hab’ ein gold’nes Horn.
2. Dann kann ich traben und reiten,
die Peitsche in der Hand,
hinaus nach allen Seiten,
hinein in alle Land’.
Aus dem Poststammbuch.
Güll.
Weihelied (Nr.
78, S. 92)
Weise: Es braust ein Ruf wie Donnerhall (Es-dur.)
Erbrause Deutscher Postgesang,
ruf’s Echo wach, viel tausenfach,
und grüß’ die Post am Bergeshang,
und grüß’ die Post am Wiesenbach.
Des Herzens Schlag ist Allen gleich:
Fest steht und treu die Post zum Reich
2. Erdröhne, wo ein prächtig Haus
der Städte Post beschirmend steht,
und donn’re, wo im Sturmgebraus
die Post auf Eisenschienen geht.
Des Herzens Schlag …
3. O, schwing dich auf zu luft’gen
Höh’n
und sause durch der Drähte Netz;
laß blitzend durch die Erde geh’n
den Ruf von Königsberg bis Metz:
Des Herzens Schlag …
4. Der Arbeit Adel macht uns frei,
erfüllte Pflicht uns frohgemuth;
wie Brief und Siegel, wahr und treu:
Für Reich und Kaiser Gut und Blut!
Des Herzens Schlag …
5. Was rastlos uns’re Arbeit schafft,
es nimmt’s in Schutz der Deutsche Aar;
dem Frieden weih’n wir uns’re Kraft,
der Völkerwohlfahrt immerdar!
Des Herzens Schlag …