Abschied
1. Morgen müssen wir verreisen,
und es muß geschieden sein.
Traurig ziehn wir uns’re Straße:
:,: Lebe wohl Herzliebchen mein! :,:
2. Lauter Augen feucht von Thränen,
Lauter Herzen voll von Gram!
Keiner kann es sich verhehlen,
Daß er schwieren Abschied nahm.
3. Kommen wir zu jenem Berge,
Schauen wir zurück in’s Thal,
Schaun uns um nach allen Seiten,
Sehn die Stadt zum letzten Mal.
4. Wann der Winter ist vorrüber
Und der Frühling zieht in’s Feld,
Will ich werden wie ein Vöglein,
Fliegen durch die weite Welt.
5. Dahin fliegen will ich wieder,
Wo’s mir lieb und heimisch war:
Freunde, muß ich heut’ auch wandern,
Kehr’ ich heim doch über’s Jahr.
6. Ueber’s Jahr zur Zeit der Pfingsten
Pflanz’ ich Meien dir an’s Haus,
Bringe dir aus weiter Ferne
Einen frischen Blumenstrauß.
Geschichte / Kommentar:
Das Gedicht schrieb Hoffmann von Fallersleben
1826. Zuerst erschien es in seinen „Jägerliedern mit
Melodien“. Breslau 1828. S. 31.
Anfänglich wurde es nach der Melodie
„So viel Stern’ als da stehen etc“ gesungen, 1838
schrieb dann Friedrich Silcher eine Melodie dazu, nmach der es
hauptsächlich gesungen wurde.
Den Schluß der 1. Strophe wurde immer wieder
geändert, in vielen Kommersbüchern heißt es
beispielsweise statt „Lebe wohl, mein Schätzelein!“
dann: „Lebet wohl, gedenket mein!“. Im Liederbuch des
Deutschen Landwirts aus dem Jahre 1904 wurde beispielsweise die 2.
Strophe weggelassen.
Quellen:
Franz Magnus Böhme, Volksthümliche
Lieder der Deutschen im 18. und 19. Jahrhundert, Leipzig 1895 Nr. 490,
S. 368.
Liederbuch des Deutschen Landwirts. Gesammelt und
herausgegeben von E. Stakemann, Direktor der Landwirtschaftlichen
Winterschule Freystadt in Westpreußen, 2. Auflage, Heide 1909 Nr.
74, S. 69.
Friedrich Silcher u. Friedrich Erk, Allgemeines
Deutsches Commersbuch, Lahr 1919. Nr. 582, S. 532.