Hoffmann von Fallersleben
(1798 – 1874)
August Heinrich Hoffmann, der sich selbst Hoffmann von
Fallersleben nannt, wurde am 2. April
1798 in Fallersleben, Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg
geboren. Hoffmann stammte aus einer gutbürgerlichen Famili. Sein
Vater war der Kaufmann, Gastwirt, Senator und Bürgermeister von
Fallersleben Heinrich Wilhelm Hoffmann. Seine Mutter war Dorothea
Balthasar, Tochter eines Braumeisters aus Wittingen. Hoffmann besuchte
die Bürgerschule in Fallersleben und danach vom 7. April 1812 bis
zum 19. April 1814 das Pädagogium in Helmstedt. Es folgte zum 25.
April 1814 die Prima des Katharineums in Braunschweig.
Im April 1816 begann Hoffmann in Göttingen
(„mit wenig Geld und Lust“) ein Studium der Theologie,
obwohl er mehr an der Geschichte des klassischen Altertums nach seinem
Vorbild Johann Joachim Winckelmann interessiert war. Die Bekanntschaft
mit Jacob Grimm im Jahr 1818, lenkte sein Interesse auf die deutsche
Sprache und Literatur (Germanistik und deutsche Philologie). Im selben
Jahr folgte er seinem Lehrer Friedrich Gottlieb Welcker an die
Universität Bonn, wo er unter anderem Ernst Moritz Arndt als einen
seiner Dozenten hatte.
Hoffmann war Mitglied in mehreren
Burschenschaften. 1816 in der „Alten Göttinger“ und
1819 in der „Alten Bonner“.
1818 konnte ihn sein Vater mit seinen Beziehungen
und Geld vor dem Militärdienst bewahren.
Im Mai 1815 publizierte Hoffmann erstmals vier
Gedichte. Nachdem er am 8. Mai 1821 Bruchstücke eines
mittelalterlichen Bibelepos von Otfrid fand, veröffentlichte er
einen Aufsatz über diesen Fund mit dem Titel Bonner Bruchstücke vom Otfried nebst anderen
Sprachdenkmälern. Außerdem
erschien im gleichen Jahr seine Gedichtsammlung Lieder und Romanzen, bei der er
erstmals den Namen Hoffmann von
Fallersleben benutzte, um
Namensgleichheit zu vermeiden.
Nachdem Hoffmann im Dezember 1821 von Bonn nach
Berlin zog, um mit Hilfe seines Bruders Bibliothekar bei dem Freiherrn
Gregor von Meusebach zu werden. Hier kam er mit Friedrich Karl von
Savigny, Georg Friedrich Hegel, Adelbert von Chamisso, Ludwig Uhland
und anderen zusammen. 1823 wurde er zum Kustos der
Universitätsbibliothek Breslau berufen.
1840 und 1841 erschien seine Gedichtsammlung Unpolitische Lieder (Teil
1 mit 140, Teil 2 mit 150 Gedichten) in einer für damalige
Verhältnisse hohen Auflage (12.000 Exemplaren).
Am 26. August 1841 verfasste er auf der damals
englischen Badeinsel Helgoland das Lied der
Deutschen, das am 5. Oktober des gleichen
Jahres erstmals öffentlich in Hamburg gesungen wurde.
Hoffmanns besonderes Interesse an der
altniederländischen Sprache machte ihn zum Begründer der
niederländischen Philologie. Er erhielt sogar die
Ehrendoktorwürde der Universität Leiden.
Hoffmanns Kampf für eine Einheit
Deutschlands macht ihn in Verbindung mit seiner liberalen
Haltung, die besonders in seinen Unpolitischen
Liedern deutlich wurde, machte ihn der
preußischen Regierung zum Feind, die ihn pensionslos seiner
Professur enthob. Im folgenden Jahr, 1843, entzog man ihm die
preußische Staatsbürgerschaft und verwies ihn des Landes. Er
irrte daraufhin quer durch die Deutschen Lande, wo er aber von
politischen Freunden aufgenommen wurde. Ständig von der Polizei
bespitzelt, wurde er 39-mal ausgewiesen, darunter dreimal aus seiner
Heimatstadt Fallersleben.
Für längere Zeit Unterschlupf erhielt er
auf dem mecklenburgischen Rittergut Holdorf bei Brüel, dessen
Besitzer Rudolf Müller ihn gegenüber den Behörden als
Kuhhirten deklarierte, und auf dem benachbarten Rittergut Buchholz bei
Ventschow bei seinem politischen Weggefährten, dem Gutsbesitzer
Samuel Schnelle. Hier schrieb er nicht nur seine schönsten
Kinderlieder; sondern auch seine die Texanischen
Lieder, bei denen ihm der zur
Auswanderung nach Texas entschlossenen Pastor Adolf Fuchs mit einer
weiteren Gruppe Ausreisewilliger halfen.
1848 wurde er eines Amnestiegesetzes
rehabilitiert, erhielt als Pension ein Wartegeld auf preußischem
Boden, seine Professur erhielt er aber nicht zurück. An der
Märzrevolution 1848 nahm Hoffmann nicht aktiv teil.
1849 zo Hoffmann ins Rheinland und heiratete
51-Jährig seine 18-jährige Nichte Ida vom Berge, eine
Pastorentochter aus Bothfeld bei Hannover. Mit ihr hatte er einen Sohn
(Franz Friedrich).
Politische Bedeutung
Hoffmann, der als Kind die Einführung von
Bürgerrechten nach der französischen Revolution erlebt hatte,
litt unter der Wiederherstellung der alten Adelsordnungen in den
diversen Kleinstaaten. Unter dem Aspekt, der Schaffung eines geeinten
deutschen Vaterlandes, ist nicht nur das „Deutschlandlied“,
sondern die meisten seiner Verse zu verstehen. Dazu gehörten wie
selbstverständlich auch die Kleinstaaterei, Pressezensur,
Fürstenwillkür, Allmacht von Polizei und Militär.
Prägend war aber auch der Versuch Frankreichs das Erlebnis der
Rheinkrise, als 1840/41 Frankreich Anspruch auf das Rheinland erhob.
Die Ablehnung gegen Frankreichs Expansionswünsche wurde auch im
Zuge des Deutsch-Französischen Krieges 1870/71 als er im Sommer
1870 schrieb:
„[…] und lässt uns nur den Hass
übrig, den Hass gegen dies verworfene Franzosengeschlecht, diese
Scheusale der Menschheit, diese tollen Hunde, diese grande nation de
l’infamie et de la bassesse.
Gott gebe und Er gibt es, dass
wir aus diesem schweren Kampfe glorreich hervorgehen und der Menschheit
den großen Dienst erweisen, dass mein, unser aller
‚Deutschland über alles‘ zur Wahrheit wird.“
– Brief an Adolf Strümpell, 27. August
1870
Hoffmann schrieb auch antijüdische Gedichte
wie z. B. Emancipation (1840), in dem es an das Volk „Israel“
gerichtet heißt: „Du raubtest unter unseren
Füßen / Uns unser deutsches Vaterland … Und bist durch
diesen Gott belehret, / Auf Wucher, Lug und Trug bedacht. …
Willst du von diesem Gott nicht lassen, / Nie öffne Deutschland
dir sein Ohr.“
Entsprechender antijudaistischer Konnotationen
(z. B. angebliche Wucherei, Selbstüberschätzung oder
Machtfülle) bediente Hoffmann sich auch in seinem Spottgedicht Das Lied von Sandomir und
seinen polemischen Gedichten gegen Rothschild (Bescheidenheit führet zum Höchsten der Welt; Des deutschen Kaisers
Kammerknechte) und Heine. In seiner
nationalistischen Definition des Deutschseins wollte er „das
Fremde ganz verbannt“ und „fremde Worte“ wie auch
deren „Bedeutung“ abgeschafft sehen und wünschte
„Fluch und Vernichtung / Allem diesem fremden Tand“.
August Heinrich Hoffmann starb im Alter von 75
Jahren nach einem Schlaganfall am 19. Januar 1874 im Schloss Corvey bei
Höxter.
Lieder (Auswahl):
A, a, a, der Winter der ist da
Alle Vögel sind schon da (in Althaldensleben
verfasst)
Das Lied der Deutschen, (dritte Strophe
Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland)
Der Frühling hat sich eingestellt
Der Kuckuck und der Esel
Ein Männlein steht im Walde (Dez. 1843)
Frühlingsgruß (So sei
gegrüßt viel tausendmal)
Kuckuck, Kuckuck, ruft’s aus dem Wald
Im Herbst
Morgen kommt der Weihnachtsmann
Summ, summ, summ
Vom Schlaraffenlande
Wer hat die schönsten Schäfchen
Winters Abschied („Winter ade, scheiden tut
weh“)