Gruß
1. So viel Stern’ am Himmel stehen
an dem goldnen blauen Zelt,
so viel Vöglein als da fliegen,
als dahin und wieder fliegen:
so viel mal sei du gegrüßt,
so viel mal sei du gegrüßt!
So viel Schäflein als da gehen
in dem grünen, grünen Feld;
2. Soll ich denn nimmer sehen
Nun ich ewig ferne muß?
Ach, das kann ich nicht verstehen
O du bittrer Scheidensschluß!
Wär ich lieber schon gestorben,
Eh ich mir mein Lieb erworben,
Wär ich jetzt nicht so betrübt.
3. Weiß nicht, ob auf dieser Erden,
Die des herben Jammers voll,
Nach viel Trübsal und Beschwerden
Ich dich wiedersehen soll!
Was für Wellen, was für Flammen
Schlagen über mir zusammen,
Ach, wie groß ist meine Noth!
4. Mit Geduld will ich es tragen,
Denk ich immer nur zu dir;
Alle Morgen will ich sagen:
O mein Schatz, wann kommst zu mir?
Alle Abend will ich sprechen,
Wenn mir meine Äuglein brechen:
O mein schatz gedenk an mich!
5. Ja, ich will dich nicht vergessen,
Enden nie die Liebe mein;
Wenn ich sollte unterdessen
Auf dem Todtbett schlafen ein.
Auf dem Kirchhof will ich liegen,
Wie ein Kindlein in der Wiegen,
Das die Lieb thut wiegen ein.
Geschichte / Kommentar:
Über dieses Lied schrieben Erk-Böhme
1892 in ihrem „Deutschen Liederhort“
Ein in dieser Form in ganz Deutschland gekanntes
Lied, das nur zum Theil wirkliches Volkslied ist. Der Text steht zuerst
im Wunderhorn II, S. 199 in zehn dreizeiligen Strophen, ohne die hier
eingeklammerte zweite Zeile in jeder Strophe. Daher Abdr. bei Simrock
Nr. 124. Scherer, Jungbrunnen 76. Die Zusätze erfolgten der
Melodie halber zuerst im Teutschen Liederb. f. Hochschulen Stuttg.
1823, S. 435. Mit diesen Einschiebseln ging das Lied in alle neuern
Sammlungen über: Silcher 1, Nr. 10 (1825). Kretzschmer I, Nr. 76. Rhein.
Märlein 92, Erk, Liederhort Nr. 59, sogar in die neue Ausgabe des Wunderhorns II, S. 198.
(1845.) Die alte Form steht noch im Ldb. für deutsche
Künstler 1838, S. 139 und in „Lenore“ von Holtey 1828
(So viel Blumen als da stehen).
Die Melodie ist nicht gleichaltrig mit seinem
Texte, sondern war eine seit 1809-1814 viel gesungene Soldatenmelodie:
„O du Deutschland, ich muß
marschieren.“ Sie wurde 1823 dem
Liebesliede angepaßt und zu dem Zwecke die Text-Einschiebsel
angebracht.
Nach der Kritik Vilmars (Handbüchlein 182)
ist in unserem Liede nur 1. 2. und erste Hälfte der 4. Strophe
Volksgut, alles übrige ist Kunstdichtung durch die Herausgeber des
Wunderhorns. Die 3. Strophe in zweiter Hälfte enthält sogar
eine Reminiscenz eines Gedichtes von Canitz ( 1699) auf den Tod
seiner ersten Frau.
Varianten:
1,2 An dem blauen Himmelszelt.
1,4 grünen, weiten Feld.
2,1 nun ich in die Ferne muß.
2,6 ein Lieb erwerben.
2,7 wär ich jetze nicht betrübt.
4,2 daß ich fern muß sein von dir.
5,7 das ein Lieb thut wiegen ein.
Über das Lied und die Verbindung zu der
Soldatenklage
Quelle:
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. II, Nr. 564, S. 391.
Auf die Melodie wurde gesungen:
Morgen müssen wir verreisen (Text: Hoffmann von Fallersleben)
Quelle:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1848, Nr. 30, S. 32f.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1859, Nr. 30, S. 32f.
Nun leb’ wohl, du kleine Gasse (Text: Gr. v. Schlippenbach)
Quelle:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1848, Nr. 31, S. 33f.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1859, Nr. 31, S. 33f.
Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam 1859,
Anhang (beigefügt), Nr. 12, S. 11f.
In die Ferne willst du ziehen? (Text: R. Linderer, Vereinsmitglied)
Quelle:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1848, Nr. 27, S. 29f.
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1859, Nr. 27, S. 29f.
Liederbuch des Handwerker-Vereins zu Potsdam 1859,
Anhang (beigefügt), Nr. 38, S. 30f.
Einmal sollst du noch erklingen aus der vollen Mannesbrust (Text: unbekannt)
Quelle:
Liederbuch für Handwerker-Vereine, Berlin
1859, Nr. 31, S. 25f.