O du Deutschland, ich muß marschieren
1. O du Deutschland, ich muß marschieren,
o du Deutschland, ich muß fort! :/
Eine Zeitlang muß ich scheiden,
eine Zeitlang muß ich meiden
mein geliebtes Vaterland,
mein geliebtes Vaterland.
2. Nun ade, herzliebster Vater,
Nun ade, so lebet wohl!
Wollt ihr mich noch einmal sehen,
Steigt hinauf auf jene Höhen,
Schaut hinab ins tiefe Thal,
Seht ihr mich zum letzten Mal.
3. Nun ade, herzliebste Mutter,
Nun ade, so lebet wohl!“
Habt ihr mich zum Schmerz geboren
zum Soldaten auferzogen?
O du großes Herzeleid,
O du große Traurigkeit!
4. Nun ade, herzliebster Bruder,
Nun ade, so lebe wohl!
Lieber Bruder, ich muß scheiden,
Für das Vaterland zu streiten,
Und muß ziehen vor den Feind,
Traurig manches Mädchen weint.
5. Nun ade, herzliebste Schwester,
Nun ade, so lebe wohl!
Liebste Schwester, ich muß dir sagen,
Ich möchte fast vor Gram verzagen;
Weil du mich so sehr geliebt,
Darum bin ich so betrübt.
6. Nun ade, herzliebstes Mädchen,
Nun ade, so lebe wohl!
Schönster Schatz, thu nicht verzagen,
Du hilfst mir die Feinde schlagen;
Schönster Schatz, verzage nicht,
Du bleibst doch mein sanftes Licht.
7. Die Trompeten hört man blasen
Draußen auf der grünen Heid’;
Ach wie lang thun sie schon blasen,
Vater und Mutter zu verlassen -
O du großes Herzeleid!
O du große Traurigkeit!
8. Große Kugeln hört man sausen,
Kleine aber noch viel mehr.
Ach so bitten wir Gott im Himmel,
Ach so bitten wir Gott im Himmel,:
Wenn’s doch einmal Friede
wär’
Und der Krieg ein Ende nähm’!
Änderungen nach EB3-1375
2,4: Steiget auf des Berges Höhen,
3,4: Für den Feind nur auserkoren?
Keine 4. Strophe mit dem Bruder
7,3: O wie lieblich thun sie blasen!
7,5: Und zu ziehen in den Streit / o du grausams
Herzeleid!
8,5: fehlt
Geschichte / Kommentar:
Ein Volkslied eines unbekannten Autors aus der
Zeit von 1809-1814.
Die Melodie wurde zuerst in „Lieder für
Jung und Alt“ 1818 gedruckt.
Diese Soldatenklage hat Arndt 1814 zu einem
Pro-Soldatenliede umgeformt. Seit 1870 wurden die beiden Fassungen
nicht selten miteinander vermischt.
Im Elsaß gab es eine auf Frankreich bezogene
umformung (O du Frankreich ich muß marschieren), die im
Wesentlichen gleich war.
Auf die Melodie wurden folgende Texte geschrieben:
Soviel Sterne als da stehen (um ihr zu entsprechen
wurde eine Textzeile eingeschoben),
Weisst du, wieviel Sternlein stehen,
Morgen müssen wir verreisen (Text: Hoffmann
von Fallersleben)
Nun leb' wohl, du kleine Gasse (Text: Gr. v.
Schlippenbach)
In die Ferne willst du ziehen? (Text: R. Linderer,
Vereinsmitglied)
Einmal sollst du noch erklingen aus der vollen
Mannesbrust (Text: unbekannt)
Quellen:
Ludwig Erk, Franz M. Böhme Deutscher
Liederhort, Leipzig 1925, Bd. III, Nr.1375, S. 244f.
Hoffmann u. Richter, Schles. Vld. S. 294f.