Den Racheopfern der Reaction.
1. Ihr ungezählten Massen, die Ihr zum Opfer
fielt,
Auf deren blut’gen Leibern die Rache Einzug
hielt,
Die Euch der Weltstadt Pflaster deckt -
In Reih’ und Glied dahingestreckt -
:/: Euch hat in’s Herz geschlossen das
Proletariat. :/:
2. Auch Euch, Ihr kühnen Weiber, die Ihr die
volle Brust
Dem Blei der Henker botet, des hohen Ziels
bewußt,
Die Ihr zum Schutz von Kind und Heerd,
Ergrifft die Flinte und das Schwert,
:/: Euch hat in’s Herz geschlossen das
Proletariat. :/:
3. Und Deine blut’gen Schatten, Du todte
Kinderschaar
Sie soll’n den Henkern folgen und folgen
immerdar,
Daß sie erbeben vofr der Zeit,
Wo Euer Blut nach Sühne schreit.
:/: Euch hat in’s Herz geschlossen das
Proletariat. :/:
4. Und Ihr, die man ermordet am Wall von Satory,
am Richtplatz von Marseille, an jenem Morgen
früh;
Die Knie fest, die Stirne frei,
So wartet’ Ihr des Henkers Blei -
:/: Euch hat in’s Herz geschlossen das
Proletariat. :/:
5. Und Ihr, die langsam modert, in Brest auf der
Galeer’,
Am Atlas, in Cayenne und fern am stillen Meer -
Die man in feiger Grausamkeit
Dem sichern Untergang geweiht -
:/: Euch hat in’s Herz geschlossen das
Proletariat. :/:
6. Ihr trugt in Euren Händen der Menschheit
Fahne hoch,
Es fiel des Krieges Säule, des Menschenhasses
Fluch
Und triumphirt die alte Wuth -
Floß denn umsonst das edle Blut?
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Melodie der Marseillaise.
Einst wird hoch das Banner fliegen,
Das Eurer Hand im Tod entfiel,
Die Menschheit muß doch einmal siegen,
:/: Sie stürmt voran nach ihrem Ziel. :/:
Mag jetzt auch höhnend triumphiren
Die Knechtschaft und die Finsterniß -
Es kommt der Tag - das ist gewiß -
Wo wir die Sammlungs-Trommel rühren.
Ob auch ein Träger todt,
Hoch weht die Fahne roth.
Voran, voran die kühne Bahn,
Nach unserm Ziel hinan.
Geschichte / Kommentar:
Mit seinen Versen wollte Hermann Greulich die
„Vergeltung der Reaktion an den Kämpfern der Pariser
Commune“ (Lammel/Andert Nr. 36) anprangern. Der Redakteur der
Züricher „Tagwacht“ hatte den Text am 16. Dezember
1871 in der Wochenzeitung abgedruckt. Bei Most wurde der Autor nur mit
seinen Initialen abgedruckt und bis zum Inkrafttreten des
Sozialistengesetzes 1878 war das Lied in den sozialistischen
Liedsammlungen abgedruckt. 1881 befand es sich noch in dem
sozialdemokratischen Liederbuch, das in der Schweiz (im Exil) gedruckt
worden war. 1885 ist das Lied auch dort nicht mehr enthalten.
Quellen:
Gedichte und Lieder freisinniger und besonders
sozial-demokratischer Tendenz, Zürich 1872 (nur Text)
Johann Most, Neuestes Proletarier-Lieder-Buch von
verschiedenen Arbeiterdichtern, 3. verbesserte Aufl., Druck und Verlag
der Genossenschafts-Buchdruckerei Lindenstraße Nr. 16. Chemnitz
1873
Sozialdemokratische Lieder und Deklamationen,
Verlag der Volksbuchhandlung, 6. bedeutend vermehrte Auflage,
Zürich, 1881, Nr. 4, S. 11.
Spätere Einordnungen:
Inge Lammel, Peter Andert, Und weil der Mensch ein
Mensch ist, Dortmund 1986, Nr. 36 S. 64f.:
Lammel/Andert geben an: Melodie in: Rot Front!
a.a.O. 1925 (12), doch Nr. 12 ist „das Lied von der Roten
Armee von Max Maennlein und auf Seite 12 befindet sich G.
Herwegh’s. Lied „Der Freiheit eine Gasse“.