Nr. 60.
1. Hörtet ihr das frohe Grüßen,
Das so manche heut getauscht,
Die einst zu Altejas Füßen
Ihrem Mutterwort gelauscht?
Süße, linde Jubeltöne,
Nicht mehr strenges Schulgeheiß,
Locken unsre Rheinlandssöhne
Mit Gewalt in unsern Kreis.
2. Wie von Volkers Hand gesiedelt,
Klang die Weise zauberschön,
Und so sind wir festgesiedelt
Durch der Feier Lockgetön.
Freudikg wollen wir denn hausen,
Wo die Tonne Bier uns beut.
Laßt die Festgesänge brausen:
Heute – merkt es wohl! – ist heut.
3. Nicht soll unser Sinnen schweifen
In der Zukunft Nebelwelt:
Laßt den Augenblick uns greifen,
Der uns eng zusammenhält!
Nur ein freudiges Gedenken
Sei der Jugendzeit gezollt,
Wo wir zu gewohnten Bänken
Manchen Tag sind hingetrollt.
4. Ränzlein ging schon längst in Fetzen,
Und die Tafel ist nicht mehr
Samt den reichen Bücherschätzen:
Ach! ihr Inhalt drückte schwer.
Höschen hat gar stramm gesessen;
Fühlte manchmal es auch Pein,
wollen wir es gern vergessen,
Gern vergeben und verzeihn.
5. Wie uns einst die gleichen Räume
Einten und dieselbe Bank,
Wie uns band der Jugendträume
Himmelstrebendes Gerank:
Halt uns in diesen Stunden,
Wo im Bier die Freude blinkt,
Alte Treue fest verbunden.
Klingt die Gläser an und trinkt!
6. Holder Traum vom Lebenslenze
Spielt auf aller Angesicht,
Ob es volles Haar noch kränze,
Ob gebleicht das Haar und licht.
Daß sich unser Bund erneue,
Brüder, pflegt der Herzlichkeit.
Einen Trunk in echter Treue
Weiht der heil’gen Schülerzeit!
R. E. Ottmann.