Biographie
Karl Franz Egon Frohme
wurde geboren am 4. Februar 1850 als Sohn eines
Handwerkermeisters in Hannover. Er besuchte die dortige St.
Clemens-Schule (katholische), welche durchaus kirchlicher Leitung
unterstand. Dieser Leitung entsprechend war auch der Unterricht. Schon
frühe bekundete der Schüler eine starke Neigung für ein
ernstes Studium der Geschichte und der Naturkunde, wie auch für
die schöne Literatur. Ein ungewöhnlich gutes
Gedächtniß und rastloser Fleiß setzten ihn in den
Stand, auf diesen Gebieten schon als zwölf- bis
vierzehnjähriger Knabe außergewöhnlich Tüchtiges
zu leisten (worüber sich seine Lehrer später noch, als er
schon im öffentlichen Leben stand, lobend geäußert
haben). Im Verkehr mit Verwandten, die dem Lehrerstande
angehörten, und öfter längere Zeit bei denselbsen
verweilend, wurde er in der Entwicklung seiner Fähigkeiten nicht
unbedeutend gefördert.
Diese Verwandten hegten den Wunsch, Karl möge
sich dem theologischen Studium zuwenden. Dazu konnten jedoch weder die
Eltern, noch er selbst sich entschließen, zumal mancherlei
widriges Schicksal über die Familie hereinbrach. Als beruf
wählte er sich den Maschinenbau. Eine schwer Verletzung, die er
sich zuzog, hielt in längere Zeit von der Ausübung dieses
Berufes ab. Umso eifriger lag er der geistigen Thätigkeit ob.
Bereits in seinem achtzehnten Jahre fungirte er als Schriftführer
im Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein; auch hielt er damals bereits
gern gehörte Vorträge. Spöttelnd nannte ihn einmal der
„Hannoversche Courier“ den „neuerstandenen
sozialdemokratischen Demosthenes.“ Aber die Gegner sollten bald
lernen, ihn ernst zu beurtheilen. Auf eine im Jahr 1869 gegen ihn
erhobene Anklage wegen Majestäts- und
Bismarckbeleidigung vertheidigt er sich
selbst und erzielte seine Freisprechung. In den Jahren 1870 und 1871
wirkte er hauptsächlich von Bremen aus, in Norddeutschland
für die sozialdemokratische Sache. von da begab er sich im Sommer
1871 nach Süddeutschland, wo er, besonders in Hessen, Baden und
Württemberg eine lebhafte Agitation entfaltete. Als er dann nach
Sachsen kam, wurde er (in Dresden) verhaftet, um eine inzwischen in
Bremen gegen ihn verhängte und rechtskräftig gewordene
mehrmonatliche Gefängnißstraße wegen Majestätsbeleidigung zu
verbüßen. Er wurde nach Bremen transportirt. Eine Reihe
neuer Anklagen, in Folge seines öffentlichen Auftretens,
erwarteten ihn, darunter eine von der Großherzoglichen
Staatsanwaltschaft in Darmstadt wegen „Hochverraths“ gegen ihn
angestrengte. Wie ein gemeiner Verbrecher, öfter mit solchen
zusammengefesselt, wurde er von Bremen aus einem Gefängniß
ins andere transportirt. Den Weg von Bensheim nach Lorsch an der
Bergstraße, woselbst das Verbrechen des
„Hochverraths“ begangen sein sollte, mußte der
Angeklagte unter Gensdarmenbegleitung mit Ketten an Händen und
Füßen gefesselt zu Fuß zurücklegen, trotzdem er
an einer schweren Beinwunde krankte. Die Anklagen erwiesen sich als
haltlos; am Weihnachtsabend 1872 wurde er aus der Untersuchungshaft
entlassen. Danach nahm er seinen Wohnsitz in Frankfurt a. M., von wo
aus er das ganze Süd- und Mitteldeutschland, sowie die
Rheingegenden bearbeitete. Seinen Frankfurter Aufenthalt unterbrach er,
um etwa ein Jahr lang in Belgien und Holland thätig zu sein. Er
nahm an dem Kongreß der Internationale, welcher im Jahre 1874 in
Brüssel stattfand, Theil und vertheidigte bei dieser Gelegenheit
die Taktik der deutschen Sozialdemokratie gegenüber den Bakunisten
mit durchschlagendem Erfolg. In Gemeinschaft mit Dr. de Paepe und Brisme bereitete er der
belgischen Sozialdemokratie die Wege, die sie seither inne gehalten.
Frohme war in jener Zeit Mitarbeiter des in Berlin erscheinenden
„Neuen Sozialdemokrat.“ Wegen eines in diesem Blatte
veröffentlichten Artikels verurtheilte ihn das Kammergericht zu
neun Monaten Gefängniß, die er nebt anderen kleineren
Strafen im Jahre 1875/76 in Koblenz verbüßte. Später
hatte er noch öfter das „Glück,“ auf längere
und kürzere Zeit das Gefängniß beziehen zu müssen,
sowohl als Verurtheilter wie als Untersuchungsgefangener.
Nach Verbüßung der Strafen in Koblenz
veranlasste er in Frankfurt a. M. die Gründung eines Parteiorgans,
des „Volksfreund,“ dessen Redaktion er vorstand, bis das
Sozialistengesetz dem Blatte ein Ende machte. Mehrere von ihm
unternommene Versuche, ein neues Organ zu gründen, scheiterten an
den sozialistengesetzlichen Maßnahmen der Polizei. Auch ein Theil
von Büchern und Broschüren, die er herausgegeben hatte,
verfielen dem Schicksal des polizeilichen Verbots; so seine Dichtungen
„Feierstunden,“ ein größeres Werk „Die Entwicklung
der Eigenthumsverhältnisse“ und zahlreiche kleinere Werke.
Im Jahre 1881 wurde Frohme vom Wahlkreise
Hanau-Steinhausen-Orb in den Reichstag geschickt. Seit 1884 vertritt er
Altona.
Nach Verbüßung einer im bekannten
Freiberger Prozeß über ihn verhängten neunmonatlichen
Gefängnißstrafe wurde er aus Frankfurt, über das
inzwischen der „kleine Belagerungszustand“ verhängt
worden war, ausgewiesen. Er nahm seinen Wohnsitz wieder n seiner
Vaterstadt, wo er für das „Berliner
Volksblatt,“ das „Hamburger Echo“ und
das gewerkschaftliche Organ der Maurer, der „Grundstein,“ als Mitarbeiter
thätig war. Seit dem Fall des Sozialistengesetzes hat Frohme
seinen Wohnsitz in Hamburg als Redakteur vom „Hamburger
Echo,“ nächst dem
„Vorwärts“ das größte sozialdemokratische
Organ.
Inhalts-Verzeichniß.
Biographie von K. E. Frohme – S. 43
Als „Hochverräther“ – S. 47
Frommer Wunsch – S. 48
Denkt ihr daran? – S. 50
Auf Johann Jacoby’s Grab – S. 52
Abendfeier – S. 55
Lob der Dummheit, I und II – S. 57
Das Sozialistengesetz, I und II – S. 60
Der Walfischfang – S. 66
Neujahrsgruß – S. 67
Zur ersten Arbeiter-Maifeier – 70
Völkerlenz – S. 73
Des Lichtes Sieg – S. 76
Platz für den Geist der neuen Zeit! –
S. 80
Liebe – S. 82
Glaube – S. 83
Hoffnung – S. 84
Natur und Mensch – S. 85
Wissenschaft – S. 86
Kunst – S. 87
Morgen – S. 88
Mittag – S. 89
Abend – S. 90
Nacht – S. 91
Frühling – S. 92
Sommer – S. 93
Herbst – S. 94
Winter – S. 95
Gebet – S. 96
Frommer Wahn und Moral – S. 97
Selbsterkenntniß – S. 98
Unter der Erd’ – S. 99
Die spartanische Mutter – S. 100
Unser Kampf – S. 101
Dichtertrost – S. 102
Ideale – S. 103
Gewitter im Gebirge – S. 104
Im Walde – S. 108
Rheinfahrt – S. 109
Das schlafende Kind – S. 111
Was dem Kind die Mutter singt – S. 112
Spielende Kinder – S. 114
Arabischer Edelmuth – S. 116
Quellen:
Hasenclever. Frohme. Lepp. Deutsche
Arbeiter-Dichtung Bd. 1. Eine Auswahl Lieder und Gedichte deutscher
Proletarier, Verlag: J. H. W. Dietz, Stuttgart 1893, S. 29f.
Konrad Beißwanger, Freie Klänge,
Nürnberg o.J. (ca. 1900), S.
Karl Frohme: Empor! Lieder und Gedichte, Hrsgg. v.
Vorstand des Sozialdemokratischen Vereins für den achten und
zehnten schleswig-holsteinischen Wahlkreis, Hamburg 1910.S. 5-10.